Auf dem Papier steht eine Niederlage, der BVB musste sich am Mittwochabend nach Toren von Rodrigo de Paul und Samuel Lino für die Hausherren sowie Sébastien Haller für Borussia Dortmund mit 1:2 bei Atlético Madrid geschlagen geben.
Es fühlte sich aber nicht wirklich wie eine Pleite an, denn der Bundesligist hatte sich nach einer enttäuschenden ersten Halbzeit stark zurückgekämpft, in den Schlusssekunden wäre Julian Brandt beinahe noch der Ausgleich gelungen.
"Vor allem in der zweiten Hälfte hat man gesehen, wozu Dortmund in der Lage ist", klang Edin Terzić nach dem Spiel am Mikrofon von Dazn fast schon ein wenig stolz: "Ich glaube, ein Unentschieden wäre am Ende auch verdient gewesen, aber da fehlte uns ein wenig das Glück."
Mit dieser knappen Niederlage im Gepäck, da waren sich Trainer Terzić und Kapitän Emre Can einig, "ist noch alles offen für das Rückspiel".
Atlético präsentiert sich diese Saison schließlich chronisch auwärtsschwach, hat in der spanischen Liga bereits sieben Partien auf fremdem Geläuf verloren. Zudem wissen die Dortmunder dann ihre Gelbe Wand im Rücken.
Der Signal-Iduna-Park soll am kommenden Dienstag zum Hexenkessel werden – so, wie es im Hinspiel phasenweise auch das Estadio Metropolitano war. Das spürten nicht nur die Profis auf dem Rasen.
So spielte sich auch an der Seitenlinie eine bemerkenswerte Szene ab. Es lief die 58. Minute, als Can nach einem Foul von de Paul liegen blieb. Der Schiedsrichter entschied auf Vorteil, denn der BVB setzte seinen Angriff fort. Dieser verpuffte schnell, die Spanier konterten. Gefährlich wurde es am Ende nicht, in der Coaching-Zone aber ging es heiß her.
Dort gab es ein Wortgefecht zwischen Atléticos Trainer Diego Simeone und Dortmunds Sportdirektor Sebastian Kehl. Beim verbalen Austausch sollte es aber nicht bleiben.
Der Argentinier stürmte in Richtung des BVB-Verantwortlichen, baute sich vor ihm auf. Nase an Nase standen die beiden Ex-Profis, Simeone schubste Kehl zweimal, ehe eine dritte Person die beiden Streithähne trennte.
"In der Situation kommen Emotionen mal zusammen", kommentierte Borussia Dortmunds Sportdirektor die Situation nach dem Spiel. Dabei bestätigte er, dass es "um eine Szene auf dem Platz" ging.
Ansonsten war Kehl aber sichtlich darum bemüht, das Thema nicht heißer zu kochen, als es ist: "Es ging darum, heute dagegenzuhalten, das war in der Situation der Fall. Mehr war es auch nicht. Das weiß er, das weiß ich und dann war es auch erledigt."
Obwohl sich die Szene in der Coaching-Zone abgespielt hat, habe Terzić eigenen Angaben zufolge gar nichts davon mitbekommen. "Aber es gehört halt auch dazu", kommentierte er den Zoff bei Dazn dennoch.
Dabei lieferte der BVB-Trainer eine süffisante Einordnung: "Man braucht hier nicht nur elf Spieler auf dem Platz, sondern auch alle Jungs auf der Bank." Das Metropolitano ist schließlich ebenfalls ein Hexenkessel, Simeone lebt dies seit über einem Jahrzehnt an der Seitenlinie vor.
"Dass es hier in der Coaching-Zone auch mal heiß hergehen kann, ist auch nichts Neues. Das überrascht uns nicht", schloss Terzić seine Analyse.
Ähnlich heiß soll es dann auch im Rückspiel am kommenden Dienstag hergehen, allerdings primär auf dem Feld und auf den Rängen. Bei einem Heimsieg mit zwei Toren Unterschied würde der BVB den ersten Halbfinaleinzug seit elf Jahren klarmachen.