Es ist gar nicht so lange her, da galt Eintracht Frankfurt noch als die Mannschaft der Stunde. Das Team von Oliver Glasner war auf dem besten Weg, sich in der Bundesliga auf den Tabellenplätzen zu etablieren, die zur Qualifikation für die Champions League berechtigen. Genau dort stand man zudem nach fulminanten Leistungen im Achtelfinale. Diese Zeiten sind jedoch vorbei.
Aus der europäischen Königsklasse ist man chancenlos gegen Neapel ausgeschieden. Die Hessen konnten zudem wettbewerbsübergreifend keins der letzten sechs Spiele für sich entscheiden. Bei der aktuellen Formkurve ist selbst die Qualifikation für die Europa League in Gefahr.
Am Main ist die Stimmung folglich angespannt. Nach der 0:2-Niederlage gegen Union Berlin fand Trainer Oliver Glasner deutliche Worte: "Am Ende verkacken wir es hinten", polterte er und bezeichnete das Abwehrverhalten beim zweiten Gegentor gar als "unterirdisch". Dabei teilte er nicht nur gegen die Mannschaft, sondern auch implizit gegen den Sportvorstand aus.
"Das ist eine Frage der Qualität. Ich weiß nicht, wie man Qualität trainieren kann", resümierte der 48-Jährige. Da für das Spielermaterial, also für die vorausgesetzte Qualität, nicht der Trainer selbst verantwortlich ist, lässt sich diese Aussage als klarer Fingerzeig in Richtung Sportvorstand Markus Krösche interpretieren.
Wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" berichtet, ist Glasner bereits im früheren Saisonverlauf in puncto Personalplanung mit der Vereinsführung aneinandergeraten. Im Wintertransferfenster pochte der Österreicher auf den Zugang eines weiteren Innenverteidigers, ein Wechsel kam allerdings nicht zustande.
Sportvorstand Markus Krösche möchte von persönlichen Differenzen hingegen nichts wissen. Gegenüber der "Bild" stellte er klar: "Wir haben uns ausgetauscht und die gleiche Sicht auf die Dinge. Oliver hat nach dem Spiel emotional reagiert. Das passiert mal bei einem Trainer, denn einige Fehler wiederholen sich."
Auch Krösche spielt damit auf die mitunter desolate Defensivleistung an. "Wir waren über weite Strecken das bessere Team. Wenn man die unnötigen Punktverluste in dieser Saison zusammennimmt, ist das schon ärgerlich", erklärt der Eintracht-Sportvorstand. Für den weiteren Saisonverlauf zeigt er sich dennoch zuversichtlich:
Angesichts der anhaltenden Unruhe im Verein liegt die Vermutung nahe, dass es zwischen Verein und Trainer zeitnah zum Zerwürfnis kommen könnte. Offiziell läuft der Vertrag von Oliver Glasner noch bis 2024, er soll allerdings bereits einige Offerten erhalten haben – unter anderem von Tottenham Hotspur.
Vor dem Spiel gegen Union Berlin betonte der SGE-Trainer noch das gute Verhältnis zu Markus Krösche, sprach von einem Austausch auf einem "super Niveau" und dass die Meinungen in 80, 90 Prozent der Fälle "völlig deckungsgleich" seien. Nach den jüngsten Aussagen stehen die Zeichen dem Vernehmen nach allerdings eher auf Abschied.