Nein, vollends glücklich wirkte Julian Nagelsmann nach dem letzten Länderspiel des DFB-Teams im Jahr 2024 nicht. Mit neun Veränderungen in der Startelf hatte seine Mannschaft in Ungarn wahrlich keine Glanzleistung geboten, bis tief in die Nachspielzeit aber trotzdem mit 1:0 geführt. Dann meldete sich der VAR.
Robin Koch hatte den Ball im eigenen Strafraum an den ausgestreckten Arm bekommen, Duje Strukan entschied schließlich auf Elfmeter und Dominik Szoboszlai verwandelte per Panenka zum Ausgleich. "Den hätte ich niemals gegeben, ich hätte den Schiedsrichter auch niemals rausgeschickt. Das ist meilenweit weg von einer klaren Fehlentscheidung", ärgerte sich der Bundestrainer am ZDF-Mikrofon.
Schon auf dem Platz konnte er sich einen Vergleich mit dem deutschen EM-Aus gegen Spanien, als eine ähnliche Szene mit Marc Cucurella keinen Strafstoß für das DFB-Team nach sich gezogen hatte, nicht verkneifen. So berichtete Nagelsmann lachend von seinem Austausch mit dem Schiedsrichter: "Ich habe ihn gefragt, ob er das Spiel gegen Spanien auch gesehen hat. Das hat er, glaube ich, nicht verstanden."
Ob sich ein Vergleich aber tatsächlich lohnt? Die Uefa räumte im Nachgang selbst ein, dass es sich um eine Fehlentscheidung handelte, es gegen Spanien also einen Elfmeter für Deutschland hätte geben müssen. Wohl mit Blick auf dieses späte Eingeständnis schloss der Bundestrainer am ZDF-Mikrofon mit einer ironischen Spitze. "Da bin ich gespannt, was die Uefa dazu in vier Monaten veröffentlicht."
Es war an diesem Abend in Budapest jedenfalls nicht das einzige Ärgernis aus deutscher Sicht. Rein sportlich ging es nicht mehr um viel, das DFB-Team stand bereits seit dem 7:0-Triumph über Bosnien und Herzegowina als Gruppensieger fest. So ging es Nagelsmann vor allem darum, auch der zweiten Reihe etwas Einsatzzeit zu verschaffen und sie in die Abläufe zu bekommen.
Weil es lange zäh verlief, brachte er nach einer knappen Stunde mit Florian Wirtz, Jamal Musiala und Kai Havertz schließlich doch drei eigentliche Stammspieler. Sie brachten direkt frischen Wind – aber auch Ärger.
Wirtz geriet mehrfach mit ungarischen Gegenspielern aneinander, vor allem mit Verteidiger Attila Fiola. Ein taktisches Foul brachte dem Leverkusener in der 72. Minute eine Gelbe Karte mit Folgen ein. Denn es war seine zweite im laufenden Wettbewerb, damit fehlt Wirtz im Viertelfinalhinspiel der Nations League gesperrt.
Eine Sperre in einem Spiel, in dem es vermeintlich um nichts mehr ging – das ist mindestens ärgerlich. Das sah Musiala genauso. "Ich habe ihn schon angeschrien", berichtete der Bayern-Profi laut "Bild". Dabei rief Musiala seinem kongenialen Partner ein ganz konkretes Wort entgegen: "dumm".
Seinen Unmut über die Sperre konnte auch Nagelsmann nicht verbergen, wenngleich sich der Bundestrainer etwas diplomatischer ausdrückte. "Ich ärgere mich ein bisschen über die Gelbe Karte für Flo. Aber es ist, wie es ist. Wir werden einen anderen guten Spieler auf den Platz bringen."