BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke gab auf der Jahreshauptversammlung des BVB auch eigene Fehler zu.Bild: imago images / Kirchner-Media
Fußball
24.11.2019, 14:5124.11.2019, 14:59
Bei Borussia Dortmund läuft es derzeit gar nicht rund: Nach dem desaströsen 0:4 bei Bayern München lagen die Borussen am Freitag gegen den Tabellenletzten zwischenzeitlich mit 0:3 hinten. Am Ende konnten die Dortmunder noch ein schmeichelhaftes 3:3 gegen den SC Paderborn herausholen. Der Haussegen hängt derzeit aber ordentlich schief.
Auf der Jahreshauptversammlung am Sonntag wurden die BVB-Bosse ziemlich deutlich und nahmen sowohl das Team, als auch Trainer Lucien Favre in die Pflicht. Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke sagte: "Ihr als Mannschaft müsst aber wissen, dass es mit Worten alleine auch nicht getan ist. Dass ihr jetzt in erster Linie gefordert seid, auch Taten folgen zu lassen." Doch Watzke räumte auch eigene Fehler ein. "Wir haben auch die Transferpolitik analysiert. Auch wenn noch nicht jeder sein volles Potenzial abruft, haben wir einen Fehler gemacht", gab Watzke zu, der anschließend ein unter Fans langersehntes Thema ansprach: "Wir hätten eine zweite Neun verpflichten sollen. Das haben wir falsch analysiert – aber mehr als das einzugestehen, können wir nicht machen."
Watzke ging damit auf die fehlende Durchschlagskraft in der Offensive ein. Die kleinen, quirligen Stürmer von Borussia Dortmund in vorderster Front – Brandt, Sancho, Hazard, Götze sowie Guerreiro und Alcácer – kamen in Spielen wie gegen den FC Bayern mit ihren Dribblings und ihrem Kurzpassspiel selten über die Mittellinie und konnten sich kaum gegen aggressives Pressing des Gegners wehren. An der Statistik gegen den FC Bayern konnte man nach dem Abpfiff ablesen, wie eklatant das Dortmunder Offensiv-Problem sein kann: Bloß zwei mickrige Torschüsse brachte die Borussia zustande, und sie gewann nur 37 Prozent ihrer Zweikämpfe.
Dem BVB fehlt ein richtiger Stürmer
Fehlt dem BVB ein wuchtiger Angreifer? Die Debatte gab es schon in der vergangenen Saison und wurde im Sommer erneut heiß diskutiert. Schon in den vergangenen Wochen spekulierten Medien, dass sich der BVB im Winter verstärken will. Mit einem Stürmertyp, den Dortmund aktuell nicht im Kader hat, aber offensichtlich benötigt.
Ausschau halten nach einem Stürmer: Lucien Favre, Michael Zorc und Aki Watzke (v.l.n.r.).Bild: imago/DeFodi/alex gottschalk
Einer, der Zweikämpfe annimmt und gewinnt. Ein Zielstürmer, der Bälle festmachen und zur Not auch mal hoch angespielt werden kann, – auch wenn Lucien Favre gar nicht auf hohe Bälle steht. Um Favre zu gefallen, müsste dieser Mister X noch eine gute Technik haben, spielintelligent und passsicher sein. Quasi ein Paco Alcácer in groß, der den Spanier ergänzt und entlastet, aber von der Spielweise keine direkte Konkurrenz zu ihm ist. Prototyp: Robert Lewandowski.
Im Sommer hätte Dortmund vielleicht eine Chance gehabt, den damaligen Frankfurter Sébastien Haller zu verpflichten. Der wechselte aber für 40 Millionen Euro zu West Ham United, spielt dort in der Regel über 90 Minuten. Sprich: Den wird der BVB nach einem halben Jahr Premier League kaum zurück in die Bundesliga holen können. Aber welchen Stürmer sollte Borussia Dortmund im Winter holen?
Wir haben uns mal umgesehen, wer passen könnte...
Mario Mandžukić
Kein Bock auf Bankdrücken: Mario Mandžukić.Bild: imago images / Sportimage / jonathan moscrop
Als Beispiel für einen großgewachsenen Stoßstürmer nennt die "Bild" Mario Mandžukić. Der 33-jährige ehemalige Bayern-Stürmer ist aktuell bei Juventus Turin außen vor: Für den Champions-League-Kader hat ihn Trainer Maurizio Sarri nicht berücksichtigt, in der Serie A hat der Vizeweltmeister in dieser Spielzeit noch keine Minute gespielt.
Mandžukić, 1,90 Meter, wäre eine Investition ohne großes Risiko: Er spricht Deutsch, kennt die Liga und könnte mit seiner Erfahrung und seinem Auftreten den jungen Spielern helfen. Tore schießen kann er auch. In 110 Bundesligaspielen für Bayern und Wolfsburg traf er 53-mal; für Kroatien schoss er 33 Tore in 89 Länderspielen.
Erling Braut Haaland
Muss sich ducken, damit er ins Bild passt: Erling Haaland ist über 1,90 Meter groß.Bild: imago images/GEPA pictures/ Mathias Mandl
In der aktuellen Saison startet Erling Haaland, 19, der Sohn des früheren ManCity-Mittelfeldspielers Alf-Inge Haaland, richtig durch. In der österreichischen Bundesliga scheint der 1,91-Meter-Stürmer von RB Salzburg nach Belieben zu treffen. In zwölf Spielen hat er bereits 15 Tore erzielt und sechs weitere vorbereitet. Und auch auf der europäischen Bühne ist der Norweger eingeschlagen wie eine Bombe und jagt Rekorde. Bei seinem Debüt in der Champions League erzielte er gleich einen Hattrick, stieg damit zum drittjüngsten Hattrick-Schützen in der Königsklasse auf. Hinter Wayne Rooney und Raùl. Er ist außerdem der erste Spieler der Champions League, dem in seinen ersten drei Spielen sechs Tore gelangen.
Entsprechend stehen europäische Topklubs längst Schlange, auch Borussia Dortmund, wenn man den Gerüchteküchen glaubt. Doch, dass der BVB Manchester United, PSG, und wie sie alle heißen, in Sachen Talente ausstechen kann, bewies er in der Vergangenheit öfter. Allerdings ist auch ein gewisser Klub namens RB Leipzig interessiert. Und aus Gründen wechseln Spieler von RB Salzburg ja öfter mal zu RB Leipzig...
Mariano Díaz
Mariano Díaz schafft es nicht, sich bei Real durchzusetzen.Bild: imago images / VI Images
Mariano Díaz, 26, in der Jugend bei Real Madrid ausgebildet, konnte sich nie richtig bei den Königlichen durchsetzen. 2017 verließ er Madrid in Richtung Olympique Lyon. Die Franzosen überwiesen damals acht Millionen Euro für den Stürmer aus der Dominikanischen Republik. Dort lief's. Ein Jahr später kaufte Real ihn dann für über 20 Millionen Euro zurück. Er bekam die Nummer sieben von Cristiano Ronaldo aufs Trikot geflockt – und dann lief's wieder nicht, Díaz durfte nur 19-mal fürs Weiße Ballett auflaufen. In der aktuellen Saison stand er noch keine Minute auf dem Rasen. Ein Winterwechsel scheint realistisch.
Im Oktober berichtete das spanische Portal "OK Diario" schon mal, dass der BVB Díaz im Auge habe. Demnach strebte Dortmund eine Leihe im Winter an. Doch auch Revier-Rivale Schalke 04 soll im Sommer Interesse am gebürtigen Spanier gehabt haben, wie die "Bild" damals berichtete.
Luca Waldschmidt
Keine Angst vor Kollision: Luca Waldschmidt (l.) im Duell mit Frankfurts Filip Kostic.Bild: imago images/Jan Huebner
Warum nicht mal wieder einen deutschen Nationalstürmer? Luca Waldschmidt, 23, vom SC Freiburg kann Tore schießen und hat eine feine Technik. Sein Trainer Christian Streich fasste es mal in seiner unnachahmlichen Art so zusammen: "Der Luca kann halt kicken." Seine Fähigkeiten zeigt Waldschmidt aktuell im Breisgau, und er zeigte sie auch schon im Sommer bei der U21-Europameisterschaft, dort wurde er Torschützenkönig.
An seiner Robustheit muss er noch arbeiten. Aber der logische Schritt für einen jungen Stürmer wie Luca Waldschmidt, um sich weiterzuentwickeln, wäre nun eigentlich der Wechsel zu einem großen Verein, der auch international spielt und Talente weiterentwickeln kann. Borussia Dortmund wäre so ein Verein...
Ärgerlich: Wegen mehrerer Verletzungen fällt Waldschmidt bis zum Ende der Hinrunde aus.
Moussa Dembélé
Moussa Dembélé spaziert gut gelaunt übers Spielfeld. Bild: imago images/PanoramiC/anthony bibard
Als Moussa Dembélé, 23, im Sommer 2018 noch bei Celtic Glasgow spielte, soll sich Borussia Dortmund mehrfach erkundigt haben, ob man den französischen Mittelstürmer verpflichten könne. Damals war man auf der Suche nach einer Nachfolgelösung für Michy Batshuayi, der nach seiner Leihe wieder zu Chelsea zurückkehrte. Doch Dembélé, nicht verwandt oder verschwägert mit dem Ex-Dortmunder Ousmane Dembélé, wechselte dann zu Olympique Lyon. Dort traf er in der aktuellen Saison bereits neun Mal in zwölf Ligaspielen.
Dembélé ist ein Knipser, er ist kräftig und stark in der Luft. Über sich selbst sagte er mal, dass er ein kompletter Stürmer sei. Das sollte auch Lucien Favre gefallen...
Donyell Malen
Zum Knipsen muss man kein Riese sein: Donyell Malen (l.) traf im EM-Quali-Spiel gegen Deutschland, Abwehr-Hüne Niklas Süle (M.) hatte das Nachsehen. Bild: imago images / ActionPictures / peter schatz
Ein weiterer Stürmer, der dem Schweizer BVB-Trainer gut gefallen könnte, da dieser keinen großgewachsenen Angreifer in seinem System vorsieht, wäre Donyell Malen von der PSV Eindhoven. Der 20-jährige Niederländer ist nämlich – im wahren Wortsinne – eine kleine Ausnahme in dieser Auflistung: Mit 1,79 Meter ist er der kürzeste Stürmer, den wir hier ins Rennen bringen möchten. Malen hat in der Eredivisie in zehn Spielen schon zehn Tore erzielt. Insgesamt kommt er in allen Wettbewerben auf eine Quote von 16 Toren und sieben Vorlagen in 19 Einsätzen. Malen ist schnell, dribbelstark und pressingresistent, er behält auch unter Druck stets die Ruhe.
Er ist ein verlässlicher Torschütze, auch bei Distanzschüssen gefährlich. Donyell Malen ist ein ähnlicher Typ wie Paco Alcácer – vielleicht eine Kompromisslösung zwischen Zorc, Watzke und Favre bei der Stürmersuche im Winter?
Luka Jović
Im Moment muss er noch Vorlieb mit der Jokerrolle nehmen: Luka Jović (r.) kommt für Platzhirsch Karim Benzema aufs Feld. bild: imago images/alterphotos
Als Teil der Frankfurter Büffelherde machte er vor allem in der vergangenen Saison auf sich aufmerksam: Luka Jović. Der 21-jährige Serbe wechselte im Sommer für 60 Millionen Euro zu Real Madrid, kommt dort aber nicht zum Zug. Karim Benzema ist im Sturmzentrum gesetzt. Jović hat im Real-Trikot erst 319 Minuten absolviert, über die volle Spielzeit durfte er nur Ende September beim 2:0-Sieg gegen Osasuna ran. Vor dem Saisonstart hieß es in spanischen und serbischen Medien übereinstimmend, dass Real Jović verleihen wolle. Dazu kam es nicht.
Vielleicht sollten die Verantwortlichen und der Stürmer selbst aber doch nochmal über eine Leihe nachdenken, denn 319 Minuten sind weder Jovićs Anspruch, noch der von Real, die ja immerhin 60 Millionen investiert haben. Allerdings wäre es nur eine kurzfristige Lösung für den BVB-Sturm. Denn Jović soll mittelfristig den 31-jährigen Benzema beerben. Dass sich eine Leihe nach Dortmund lohnt, wissen die Königlichen: Real-Leihgabe Achraf Hakimi entwickelte sich beim BVB vom Jugendspieler zu einem der spannendsten Außenverteidiger-Talente der Welt. Er ist dabei Sinnbild für die Dortmunder Sturm-Flaute: In der Champions League ist er mit vier von fünf Toren der beste Torschütze beim BVB – und das als Abwehrspieler.
(as)