Nur wenige Wochen vor Beginn der Heim-EM war es vor allem eine Personalie, die den deutschen Fußball zuletzt bewegte. Julian Nagelsmann hatte in seiner Zeit als DFB-Trainer zunächst Anlaufschwierigkeiten, konnte sich mit seinen Entscheidungen aber in die Herzen der Fans kämpfen. Spätestens durch die vergangenen beiden Testspiel-Siege gegen Frankreich und die Niederlande entstand in Deutschland eine gewisse EM-Euphorie.
Nicht verwunderlich schienen da Gerüchte um die potenzielle Rückkehr Nagelsmanns zum FC Bayern. Mit der offiziellen Vertragsverlängerung beim DFB am Freitag hat sich der 36-Jährige nun aber doch gegen seinen Ex-Verein und für die volle Konzentration auf die Nationalmannschaft entschieden. Vor allem eine Person war hierfür offenbar ausschlaggebend.
Bereits seit einigen Wochen berichteten verschiedene Medien immer wieder von konkreten Gesprächen zwischen Nagelsmanns Agentur und dem Sportvorstand der Bayern. Nachdem der Vertrag des aktuellen Trainers Thomas Tuchel bereits vorzeitig zum 30. Juni 2024 beendet wird, galt der DFB-Trainer als Wunschkandidat.
Vor allem Bayerns Sportvorstand Max Eberl und Sportdirektor Christoph Freund gelten seit Langem als klare Befürworter von Nagelsmann. "Jeder weiß, wo Julian seine Stärken hat", unterstrich letzterer kürzlich auf einer Pressekonferenz. Zu dessen erster Amtszeit waren allerdings weder Freund noch Eberl an der Säbener Straße tätig.
Entsprechend kämpferisch mussten die beiden sich in den angelaufenen Gesprächen um die Neubesetzung der Trainerposition bei den Bayern offenbar gegen die langjährigen Vereins-Bosse durchsetzten. Mehrfach wurde von einer "starken Opposition" an der Klubspitze gesprochen.
Sky-Reporter Kerry Hau bestätigt nun in einem Tweet, wer genau diese Opposition angeführt hat. Demnach soll sich vor allem Aufsichtsratsmitglied Karl-Heinz Rummenigge aktiv gegen einen erneuten Vertrag mit Julian Nagelsmann ausgesprochen haben.
Auch für den Bundestrainer selbst dürften entsprechende Ressentiments in der Chefetage in die Entscheidung für den DFB mit eingespielt haben. Mehrfach hatte Rummenigge in der Vergangenheit gegen ihn gestichelt.
Vermeintlich fehlende Hierarchien beim DFB verglich die Bayern-Koryphäe zuletzt mit der Lage des FC Bayern unter Nagelsmann. Auch das vergleichsweise niedrige Alter des Trainers galt für Rummenigge immer wieder als großer Kritikpunkt.
Entsprechend familiärer dürfte die Atmosphäre sich für Nagelsmann beim DFB angefühlt haben. "Er ist ein herausragender Trainer, ein Taktikfuchs, der nicht nur großen Fußballsachverstand mitbringt, sondern mit seiner Leidenschaft jeden Spieler anstecken und mitreißen kann", lobte beispielsweise Sportdirektor Rudi Völler nach der Vertragsunterzeichnung.
"Er brennt für die Nationalmannschaft und für den Erfolg." Völlers eigene Vertragsverlängerung beim DFB dürfte für Nagelsmanns Entscheidung ebenfalls nicht unerheblich gewesen sein.
Mit Tuchels Vertragsende im Juni wäre Nagelsmanns Start bei den Bayern parallel zur Europameisterschaft gelaufen.
Angesichts des bereits jetzt verspielten Meistertitels stünde mit dem anstehenden Umbruch in der neuen Saison eine weitere Herausforderung an, die wohl gleichzeitig zur Verantwortung beim DFB scher zu meistern wäre.
Die Freude beim DFB über die eigene Planungssicherheit ist erwartbar groß. In einer Instagram-Story feierte der Verband den Nagelsmann-Vertrag mit einem Video mit dem aktuell viral gehenden Tanz-Waschbär Pedro.
Zunächst blendeten sie verschiedene Überschriften ein, dass Nagelsmann womöglich Jürgen Klopp beim FC Liverpool beerben könnte oder eben zum FC Bayern wechselt.
Nur um dann aufzulösen, dass er dem Verband bis 2026 erhalten bleibt.
Wenige Minuten später wurde der Beitrag allerdings schon wieder gelöscht, auf X kursiert er nun aber weiter. Julian Nagelsmann dürfte eine Personalie bleiben, die auch nach der Heim-EM für viel Aufruhr sorgt.