Barça ist offenbar unersättlich: Mit der Verpflichtung von Jules Koundé hat der FC Barcelona trotz finanzieller Probleme und eines gewaltigen Schuldenbergs von 1,35 Milliarden einen weiteren kostspieligen Deal abgeschlossen. Der französische Nationalspieler kommt für 50 Millionen Euro vom Ligakonkurrenten FC Sevilla – auch der Lewandowski-Deal kostete die Katalanen 50 Millionen.
Zudem wird über eine Verpflichtung von Bernardo Silva (Manchester City) spekuliert. Über "Kaufrausch" der Spanier verwunderte sich Bayern-Coach Julian Nagelsmann bereits vor einigen Wochen. Die schmeckt dem Barca-Boss Joan Laporta allerdings überhaupt nicht. Er geht zum Gegenangriff über.
Schon vor dem Koundé-Deal fragte sich Nagelsmann, ob Barça sich mit seinem Finanzmanagement nicht überschätze. "Sie haben nicht nur Lewy gekauft, sondern auch einige andere Spieler", sagte der Bayern-Coach bei einer Pressekonferenz auf der US-Summer-Tour des FC Bayern in Washington. Er bezeichnet das Vorgehen der Spanier als "seltsam und verrückt". Barça sei der einzige Klub der Welt, der kein Geld habe, aber trotzdem jeden Spieler kaufe.
Auch Bayerns Vorstandsboss Oliver Kahn äußerte sich, wenn auch vorsichtiger als Nagelsmann. Bei einer Pressekonferenz am Mittwoch mahnte er dazu, die Sache von außen nicht vorzuverurteilen: "Es wird gesagt, dass Barcelona nicht wenige Schulden in der Vergangenheit angehäuft hat. Aber keiner von uns kann wirklich Internas beurteilen." Er findet: "Die werden schon wissen, was sie tun." Von außen könne sowieso niemand die Zahlen wirklich einschätzen.
Wenngleich Kahns Worte jene von Nagelsmann abschwächen sollten, hat die Kritik wohl einen Nerv bei Barcelona-Präsident Joan Laporta getroffen. Er reagiert nun auf die Seitenhiebe des FC Bayern: "Ich würde darum bitten, dass sie auf ihr Bankkonto schauen, sie haben eine Menge Geld für den Transfer von Lewandowski erhalten. Ich respektiere jeden und mische mich nicht in die Finanzen anderer Leute ein", zitiert der "Kicker" den Präsidenten.
Der Rekordmeister solle sich vielmehr "um sich selbst kümmern", findet Laporta demnach.
Der Barça-Boss verweist im Zuge dessen auch auf die Stärke des Vereins und versucht damit, den Kritikern Einhalt zu gebieten. "Ich gebe ihnen recht, dass sie vielleicht dachten, wir könnten es nicht schaffen." Er findet, dass Kritiker die "Stärke von Barça und den Elan des neuen Vorstands nicht richtig eingeschätzt haben".
Für diese "Fehleinschätzung" will Laporta auch einen Grund gefunden haben: den Mangel an Wissen und Information über den Klub. Laporta weiter: Dank seiner Geschichte habe Barça ein Vermögen von großem Wert. "Ein Wert, der viel höher ist als das Vermögen der anderen Vereine, die den Wert haben, den sie eben haben", sagt er.
Der Präsident des Klubs scheint also mehr als überzeugt davon zu sein, die Finanzen im Griff zu haben. So sehr, dass er Bayern eine Kampfansage macht: "Wir werden auf dem Spielfeld miteinander konkurrieren, und wir werden sehen, wer härter und besser gearbeitet hat."
Der Bayern-Coach steht unterdessen weiter zu seinem Wort und erklärte, er hätte an Laportas Stelle genauso gehandelt. "Ich habe das auch eher fragend und aus Fan-Sicht in den Raum gestellt. Ich habe kein Problem damit, dass sich Laporta dazu äußert, er muss seinen Klub vertreten."
Und der 35-Jährige machte deutlich, dass er auch künftig seine Meinung klar und deutlich äußern werde. "Man fordert ja immer Typen. Es kam die Frage und dann hau' ich halt mal einen raus." Auch wenn er zugab: "Das kommt spontan, das ist vielleicht nicht immer das Cleverste."
(ast)