Wenn der FC Bayern am Samstag den 1. FC Heidenheim empfängt, sind die Rollen klar verteilt. Mit einem Heimsieg wollen die Münchener zumindest vorerst die Tabellenführung übernehmen, Bayer Leverkusen könnte erst am Sonntag nachziehen.
Wie übel es für einen Aufsteiger in der Allianz-Arena laufen kann, musste kürzlich erst der SV Darmstadt erfahren. Die Lilien waren zwar kurzzeitig in Überzahl, verloren in Unterzahl letztlich aber mit 0:8. Mit einem derartigen Spektakel würden sich die Bayern nur zu gerne in die anschließende Länderspielpause verabschieden.
Ein Bayern-Profi, der sich schon vor dem Anpfiff des Heimspiels am Samstag in die Länderspielpause verabschiedet, ist indes Daniel Peretz. "Er wird heute schon von uns abgestellt", verkündete Tuchel auf der Pressekonferenz am Freitag. Der Torhüter reise direkt zur Nationalmannschaft, steht dem FCB damit am Wochenende nicht zur Verfügung.
Hintergrund ist die enge Taktung der Länderspiele. Im Oktober waren die israelischen Partien aufgrund der Angriffe der Hamas ausgefallen, in den kommenden Tagen werden diese nachgeholt. Unter dem Strich ergibt dies vier Länderspiele binnen zehn Tagen, das erste steigt schon am Sonntag gegen den Kosovo.
Die Bayern können der vorzeitigen Abstellung von Peretz auch deshalb zustimmen, weil Manuel Neuer sein Comeback gut verkraftet hat. Der Routinier wird am Samstag wieder das Tor hüten, Sven Ulreich dafür den Platz auf der Bank einnehmen.
Wie zuletzt bei praktisch jedem Gespräch mit Tuchel ging es auch bei der Pressekonferenz um eine Expertenmeinung. Diesmal war es aber nicht Lothar Matthäus oder Didi Hamann, sondern der ehemalige Bayern-Profi Mehmet Scholl.
Der hatte in der Sky-Sendung "Triple – Der Schüttflix Fußball-Talk" gemutmaßt, dass Tuchel im DFB-Pokal gegen Saarbrücken bewusst extrem rotiert hatte, um auf die fehlende Breite des Kaders aufmerksam zu machen. Das Aus habe er damit bewusst in Kauf genommen.
"Das ist absoluter Quatsch", fand Bayerns Übungsleiter nun deutliche Worte für diese These. Man habe das Pokalspiel genutzt, "um ein paar Spieler zu schonen. Das haben wir in der ersten Runde auch gemacht".
Zudem ging es auch darum, denjenigen eine Chance zu geben, die zuletzt seltener zum Einsatz gekommen waren, "es sich aber ganz einfach verdient haben". Als Trainer ist Tuchel immerhin dafür verantwortlich, nicht nur elf Spieler, sondern einen ganzen Kader bei Laune zu halten.
Bei Laune hielt er am Freitagmittag auch die anwesenden Journalist:innen. Weil am Sonntag die Jahreshauptversammlung des Vereins ansteht, sprach ein Medienvertreter den Coach auf die vergangenen Veranstaltungen an.
"Nein, das habe ich nicht mitbekommen", gestand Tuchel. "Besser", erwiderte der Journalist. Es folgte Gelächter im ganzen Raum, auch der Bayern-Trainer lachte herzhaft mit. "Dann bin ich mal gespannt", blickte er mit einem Grinsen auf den Sonntag voraus.
Tuchel selbst werde anders als die Spieler bei der anstehenden Jahreshauptversammlung dabei sein. Am Samstag wolle er mit seiner Mannschaft aber zunächst einmal "die nötige Vorarbeit leisten, um für eine gute Grundstimmung zu sorgen". Damit auch am Sonntag wieder gelacht werden kann.