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FC Bayern: Kovac, Neuer und Gnabry meckern – Klub geht auf sich selbst los

Bayern-Trainer Niko Kovac war trotz des Sieges gegen Bochum richtig angefressen.
Bayern-Trainer Niko Kovac war trotz des Sieges gegen Bochum richtig angefressen. Bild: imago images / Laci Perenyi
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Kovac, Neuer und Gnabry: So geht der FC Bayern auf sich selbst los

30.10.2019, 11:4830.10.2019, 12:53
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Der DFB-Pokal hat seine eigenen Gesetze. Diese Floskel stimmt seit Jahrzehnten. Auch am Dienstagabend sah alles nach einem Pokalwunder des VfL Bochum gegen den FC Bayern München aus. Der Zweitligist brachte den amtierenden Meister sehr nahe an eine Niederlage. Doch es kam anders.

  • 36. Minute: Danny Blum setzt sich ein wenig glücklich am linken Flügel gegen Bayerns Joshua Kimmich durch und flankt scharf in die Mitte, wo Alphonso Davies den Ball unglücklich ins eigene Tor kickt.
  • 83. Minute: Kimmich flankt und Serge Gnabry haut den Ball per Volley ins rechte Eck. Sinnbildlich: Der Chefkoch feiert diesmal nicht mit Rühr-Jubel, sondern eilt in die eigene Hälfte zurück.
  • 89. Minute: Ausgerechnet Thomas Müller! Der Ur-Bayer, in der 65. Minute eingewechselt, kommt, und trifft mit der Hacke zum Sieg.

Was für ein Schlussakt und damit der Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokals! Eigentlich sollten die Münchener den Last-Minute-Erfolg feiern, doch nach einer magischen Aufholjagd fühlte sich das offenbar für keinen an. So ziemlich jeder Bayern-Akteur war unzufrieden – und sparte auch nicht an Kritik an den eigenen Nebenmännern.

Manuel Neuer nimmt jeden Bayern-Akteur in die Pflicht

Kapitän Manuel Neuer erklärte alarmierend: "Das war in der ersten Halbzeit richtig traurig und enttäuschend. Wir sind mit einer Schramme davongekommen, trotzdem müssen wir darüber nachdenken, wie wir uns präsentieren", sagte der Nationaltorhüter nach dem Zittersieg und nahm jeden in die Pflicht: "Wir brauchen nicht über einzelne Spieler, das System oder den Trainer reden. Wir brauchen nicht nach Ausreden suchen, sondern jeder muss bei sich selbst anfangen", sagte Neuer und fügte an: "Wir müssen eine andere Leistung zeigen. Charakterlich war es in der ersten Halbzeit nicht so, wie es sich im Pokal gehört."

Der ehemalige Bochumer Leon Goretzka hatte sich die Rückkehr in seine Geburtsstadt ebenfalls anders vorgestellt. "Wir brauchen wieder eine gewisse Leichtigkeit und Spaß am Spiel. Wenn man so spielt wie heute, dann haben wir alle keinen Spaß", sagte der deutsche Nationalspieler. Sein Teamkollege Serge Gnabry kritisierte: "Wir sind offensiv einfach gar nicht durchgekommen. Es gab viel zu viele Missverständnisse, viel zu viele Ballverluste."

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Lediglich Siegtorschütze Thomas Müller hatte nach schweren Woche gut lachen. Bild: imago images/Jan Huebner

Niko Kovac spricht von "Fehlpass-Festival"

Trainer Niko Kovac war ebenfalls sichtlich angefressen und zeigte sich so kritisch wie selten: "Wir haben 60, 70 Minuten sehr viel falsch gemacht, in der ersten Halbzeit war es ein Fehlpassfestival von uns", sagte Kovac, der zuletzt durch zu viel Lob für das eigene Spiel bei einigen Fans in der Kritik stand. Kovac erklärte, dass sein Team "zu abwartend, zu passiv" gespielt habe. "Dann kommst du in keinen Zweikampf, dann läufst du der Musik hinterher."

Einer, der positive Worte fand, rundete das ganze Bild ab: Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic lobte reichlich, doch meinte er dies alles nur ironisch: "Top Abend. Top top top. Wir haben sie hergespielt. Das war gut. Richtig gut", sagte Brazzo nach dem Spiel.

Eine Nachfrage blockte Salihamidzic ab: "Wir werden es einfach schnell abhaken. Ich bin froh, dass wir wieder nach München fahren", so der 42-Jährige, der nochmal ironisch betonte, was für ein "Riesenspiel" das Team gezeigt habe.

FCB seit dem 7:2 in Tottenham wenig überzeugend

Feiern will beim FC Bayern trotz drei Siegen in Folge offenbar niemand. Denn: Die Erfolge gegen Olympiakos Piräus (3:2), Union Berlin (2:1) und den VfL Bochum waren allesamt eher Zittersiege als Galavorstellungen. Und alle drei Teams gehören nicht zur Elite – weder international noch national.

Seit dem spielerischen 7:2-Ausrufenzeichen gegen Tottenham konnten die Bayern nicht mehr überzeugen – es gab sogar eine Niederlage gegen Hoffenheim und ein Unentschieden in Augsburg. Das wissen alle Beteiligten und macht sie offenbar so nervös, dass der Ton rauer wird. Spieler, Trainer und Sportdirektor wissen: Gegen die kleinen Teams hat sich die Qualität noch durchgesetzt, aber lange geht das so nicht gut. Am 9. November wartet mit dem BVB ein echter Brocken. Die Dortmunder spielen derzeit zwar ebenfalls wenig überzeugend, doch könnten sie den FC Bayern an einem guten Tag schnell in eine größere Krise schießen.

Zumindest ein Spieler war nach dem Bochum-Spiel ein bisschen glücklich: Siegtorschütze Thomas Müller. "Wir haben in der zweiten Halbzeit auf die Tube gedrückt, auch wenn wir uns den Ausgleich früher gewünscht hätten", sagte Müller, der mal wieder von der Ersatzbank kam und Schwung in die Partie brachte. Sein Tor war für ihn wegen der vergangenen Wochen auf der Bank sichtlich emotional: "Wenn man den Jubel gerade gesehen hat: Das sind Emotionen, Gefühle, Glücksgefühle. Ein Siegtor bei so einem K.o.-Spiel vor so einer Kulisse zu erzielen, ist immer schön."

(bn)

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