Julian Nagelsmann und der FC Bayern – was einst so vielversprechend begann und als jahrelange Zusammenarbeit geplant war, ging im März des vergangenen Jahres ebenso überraschend wie lautstark zu Ende.
Nach einer 1:2-Niederlage in Leverkusen musste der Trainer gehen, wurde blitzschnell durch Thomas Tuchel ersetzt und sah sich in der Folge einer Reihe an Vorwürfen ausgesetzt. Etwa, dass er gar nicht zu erreichen war und er unabgesprochen in den Ski-Urlaub gereist sei.
Knapp ein Jahr später reagierte Nagelsmann, der mittlerweile die deutsche Nationalmannschaft trainiert, auf diese Vorwürfe und teilte dabei ordentlich gegen den FC Bayern aus. "Das stimmte einfach nicht. Ich war von Montag bis Mittwoch ganz normal im Büro am Trainingsgelände an der Säbener Straße", sagte er gegenüber dem "Spiegel" zu den Urlaubsvorwürfen.
Scharfzüngig legte der Bundestrainer nach: "Als Einziger übrigens, sonst war keiner der Verantwortlichen da. Ich bin dann Mittwochmittag bis Freitagmorgen in den Kurzurlaub gefahren. Das war auch so genehmigt."
Mit seiner Kritik knöpfte sich Nagelsmann vor allem auch seine damaligen Vorgesetzten, Oliver Kahn und Hasan Salihamidžić, vor. "Wir haben besprochen, wie wir gemeinsam damit umgehen wollen, wenn ein Worst-Case-Szenario eintritt", erinnerte er sich an Absprachen mit dem Duo. "Aber dann war doch alles anders."
Das hat den jetzigen Bundestrainer vor allem deshalb so hart getroffen, weil er "ein gutes Verhältnis" zu den beiden wähnte. "In dem Geschäft fehlt es an Offenheit. Das, was nach einer Trennung nach außen kommuniziert wird, hat mit der Realität wenig zu tun", kritisierte er.
Angesprochen auf die Aussagen von Nagelsmann schwiegen sowohl Salihamidžić als auch Kahn gegenüber der "Bild". Letzterer ließ sich dennoch mit einer kleinen Botschaft an den Übungsleiter zitieren: "Ich wünsche ihm den größtmöglichen Erfolg bei der EM!"
Dass Kahn derart entspannt auf die Vorwürfe seines ehemaligen Kollegen reagiert, kommt durchaus überraschend. Seine eigene Entlassung im Mai 2023 soll er schließlich weitaus weniger locker hingenommen haben. Seinerzeit gab es Berichte über einen Wutanfall, Präsident Herbert Hainer sprach später laut "Sport Bild" von "emotionalen Gesprächen".
Womöglich hat Kahn das Kapitel für sich persönlich mittlerweile schlichtweg geschlossen. Als Uli Hoeneß die Installation Kahns als Vorstandsvorsitzen im November rückblickend als Fehler bezeichnete, verzichtete der frühere Torhüter bereits auf eine deutliche Antwort.
Nagelsmann kritisierte gegenüber dem "Spiegel" indes auch, dass die Führung des FC Bayern zu ungeduldig mit ihren Trainern sei. "Jürgen Klopp war fünf Jahre beim FC Liverpool, bis er dort erstmals Meister wurde. Pep Guardiola holte erst nach sieben Jahren den Champions-League-Titel mit Manchester City", verwies er auf die internationale Konkurrenz.
Die Trainer in München hingegen "bekommen nicht so viel Zeit, um etwas zu entwickeln", ärgerte er sich. Es ist eine Aussage, die aktueller denn je ist. Nagelsmanns Nachfolger Thomas Tuchel hat schließlich noch weniger Zeit erhalten, muss im Sommer nach dann gerade einmal 14 Monaten wieder gehen.