Am Ende war es eine klare Angelegenheit, Spanien setzte sich zum Start in die EM 2024 mit 3:0 gegen Kroatien durch. Die Iberer hatten schon vor der Pause für klare Verhältnisse gesorgt, dank enormer Effizienz dreimal zugeschlagen.
Eben jene fehlte den Kroaten. Nach dem Seitenwechsel ließen sie beste Chancen aus, um sich mit eigenen Treffern so richtig im Spiel zurückzumelden. Bei den Expected Goals, also den zu erwartenden Toren, lagen die Osteuropäer aufgrund ihrer Chancenqualität sogar vorne.
Ein Versuch von Josip Stanišić wurde kurz vor der Linie geblockt, Bruno Petković vergab obendrein einen Elfmeter. Der eingewechselte Stürmer traf zwar im Nachsetzen, das Tor zum vermeintlichen 1:3 wurde vom Video-Assistenten aber einkassiert.
Die Erklärung dafür ist so plausibel wie außergewöhnlich, weil es so selten passiert: Ivan Perišić ist bei der Ausführung des Elfmeters schon in den Strafraum gelaufen. Der frühere Bundesliga-Profi schnappte sich den Abpraller und legte für Petković quer, der das Leder im zweiten Anlauf über die Linie drückte.
Schiedsrichter Michael Oliver erklärte die Situation den Kroaten, für die das Thema nach dem Spiel beendet zu sein schien. Allzu große Beschwerden äußerten die Profis oder Trainer Zlatko jedenfalls Dalić nicht.
Der Coach richtete stattdessen ein paar Worte an den eigenen Anhang, der das Bild im Olympiastadion dominiert hatte: "Es war eine tolle Atmosphäre. Ich entschuldige mich für dieses schlechte Spiel."
Im deutschen Fernsehen hingegen wurde die Elfmeterszene im Nachgang sehr wohl noch diskutiert. Vor allem Shkodran Mustafi, der als Experte bei Magenta TV vor der Kamera stand, war mit der Entscheidung überhaupt nicht einverstanden.
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"Ich würde das nicht abpfeifen. Das ist mir viel zu knapp, das Ergebnis ist viel zu klar. Es ist nicht so, dass Spanien 1:0 führt und es alles entscheidend ist", verwies der frühere DFB-Verteidiger auf die Umstände und führte dabei weiter aus:
Zuspruch erhielt Mustafi dabei von Moderator Johannes B. Kerner sowie Experte Owen Hargreaves. "Wir sind hier Drei gegen Einen", sagte der Moderator in Richtung Schiedsrichter Patrick Ittrich. Der war als TV-Experte ebenfalls im Studio, wollte das aber nicht unkommentiert stehen lassen.
"Kein Problem, ich kann mich ja wehren", stieg er entspannt in sein Plädoyer ein. "Ich kann nachvollziehen, was er sagt. Aber es gibt ein Regelwerk, es ist wie Abseits, es ist eine faktische Entscheidung. Er betritt den Strafraum und das ist nachweislich zu sehen."
Ittrich zog dabei auch einen Vergleich zu den Torhütern, die sich bei einem Elfmeter nicht zu früh nach vorne bewegen dürfen. Dies wird ebenfalls konsequent zurückgepfiffen.
Die hitzig bis spaßig geführte Diskussion war damit aber immer noch nicht vorbei. "Wir verstehen dich, aber es ist dir ein bisschen unangenehm, oder?", stichelte Kerner. "Es ist mir überhaupt nicht unangenehm, weil es für alle gleich ist", erwiderte Ittrich entschlossen.
Lachend schoss Kerner wieder dazwischen: "Ich baue dir hier jede Brücke!" Der Schiedsrichter aber betonte erneut: "Ich brauche keine Brücke, es ist für alle gleich."
Knapp 40 Sekunden lang wiederholten beide Seiten in der Folge ihre Argumente, unterbrachen sich dabei mehrmals. Am Ende waren sie sich einig, dass sie sich bei dieser Entscheidung nicht einig werden.