Nach seiner inzwischen zweiten Rückkehr zum 1. FC Köln gehörte Anthony Modeste in der vergangenen Spielzeit zu den Kölner Erfolgsgaranten. Mit 20 Toren verhalf er dem Effzeh zu Platz Sieben und damit zur Teilnahme an der Uefa Conference League.
Trotzdem nutzt Modeste auch dieses Transferfenster, um sich aktiv nach Job-Alternativen umzusehen. Damit geht er offen um: "Wenn ich die Möglichkeit habe, einen Vertrag über zwei oder drei Jahre zu bekommen, werde ich mit dem Verein reden", erklärte er am Dienstag im Trainingslager in Donaueschingen. "Ich hoffe, mein Berater ist aktiv. Aber wenn man so viele Tore geschossen hat, geht es oft von alleine."
Damit bleibt er seiner Einstellung treu, hofft wieder einmal auf einen Mega-Transfer, der ihm Ruhm und Reichtum verspricht. Modeste gesteht selbst: "Ich muss an mich denken, ich habe nur eine Karriere, um Titel zu holen, aber auch, um Geld zu verdienen." Mit diesem Ziel hat Modeste im Laufe seiner Karriere schon Arbeitsverträge bei neun verschiedenen Vereinen unterschrieben. Außer in Köln hat es der inzwischen 34-Jährige nirgendwo länger als zwei Jahre ausgehalten.
Titel gab es letztendlich nie. Mit dem FC Köln und der Zweitliga-Meisterschaft 2019 gewann er bestenfalls ein "Titelchen". Auch dem ganz großen Geld jagt Modeste schon jahrelang vergebens nach.
Als Modeste nach seiner bisher stärksten Saison 2017 (25 Bundesliga-Tore) beim chinesischen Erstligisten Tianjin Quanjian unterschrieb, wähnte er sich schon am Ziel: Laut "Bild" hatte man ihm ein Jahresgehalt von rund elf Millionen Euro versprochen, zudem winkten ihm durch einen Vermarktungskontrakt 15 Millionen Euro. Auf dem versprochenen Geld blieb Modeste jedoch sitzen. Nach nur einem Jahr kündigte er den Kontrakt wieder auf, wegen ausstehender Gehaltszahlungen.
Im Anschluss lief es erstmal nicht mehr bei Modeste: Weder nach seiner ersten Rückkehr in die Domstadt noch während seines Intermezzos bei der AS St.-Étienne konnte er die starken Zahlen von 2017 wiederholen. Erst jetzt, nach vier eher dürftigen Saisons, ist Modeste wieder in der Spur.
Anstatt aber der alten Fußball-Weisheit zu folgen ("never change a winning team"), will Modeste die Aufmerksamkeit, die ihm seine guten Leistungen in der letzten Bundesliga-Spielzeit gebracht haben, monetarisieren. Schon im Winter kokettierte er mit einem Wechsel nach Saudi-Arabien, wie er am Dienstag gestand.
Dass diese Einstellung für seinen derzeitigen Arbeitgeber ein Problem sein könnte, denkt der Franzose nicht. "Ich bin immer ehrlich und habe eine klare Linie." Im Hinblick auf seinen noch bis 2023 laufenden Vertrag und kündigte Sportchef Christian Keller Gespräche im Herbst an. Modeste hat jedoch keine Lust, zu warten. "Wenn [ein Angebot] kommt, muss ich mit dem Verein darüber reden. Aber das wird kein Problem sein, weil ich denke, dass die Topverdiener langsam wegmüssen", stichelte er gegen seinen Klub.
Sein Trainer Steffen Baumgart reagiert gelassen, wenn auch etwas resigniert, auf die Wechsel-Ambitionen seines Goalgetters: "Wenn etwas kommt, dann reden wir. Wenn nichts kommt, reden wir nicht." Konkrete Angebote für Modeste gibt es demnach wohl noch keine. Baumgart freut sich stattdessen einfach, den Stürmer im Trainingslager dabei zu haben. Er habe auch nicht das Gefühl, dass Modeste "mit den Gedanken woanders" sei.
(kpk)