Mit seinem 937. Karrieretor machte Cristiano Ronaldo die Hoffnungen auf das Nations-League-Finale für die DFB-Elf zunichte. Es war nach dem EM-Aus gegen Spanien im vergangenen Sommer ein erster Dämpfer rund um den wieder aufkommenden Hype um die deutsche Nationalmannschaft.
Und für den mittlerweile 40-jährigen Ronaldo war es ein weiterer wichtiger Meilenstein in seiner Karriere. Der 2:1-Sieg im Nations-League-Halbfinale gegen München am Mittwochabend war der erste Sieg in seiner Karriere gegen eine DFB-Mannschaft.
Dabei stellt sich weiterhin vor den Spielen die Frage, ob der Mega-Star seiner Mannschaft überhaupt noch guttut und warum er trotz seines hohen Alters immer noch spielt.
Das Spiel in München führte dazu, dass sich das ZDF-Team um Moderator Jochen Breyer und seinem Experten-Trio Fritzy Kromp, Per Mertesacker und Christoph Kramer vor dem Spiel eine spannende Diskussion lieferte. Diese führte sich nach dem Spiel fort und Christoph Kramer ruderte mit seiner Einschätzung zurück.
Das Prunkstück Portugals, sagte Breyer, ist das Mittelfeld. "Die große Stärke" hat aber einen Namen: Cristiano Ronaldo, "die Figur über die letzten 20 Jahre", sagte Per Mertesacker. Wenn man über Portugal spreche, dann muss man auch über ihn sprechen. Er bringe einen "gewissen Spielstil" mit und sei auch "im gehobenen Alter natürlich noch gesetzt". Sein Fazit: "Die Mannschaft ist auf seinen Stil zugeschnitten und wird versuchen, ihm Tore aufzulegen." Ob das das Beste für die Mannschaft ist, stellt Mertesacker infrage.
Auch Christoph Kramer hegte eine Skepsis gegenüber Ronaldo, der "Überfigur", wie Breyer sagte. Er zog eine Parallele zu Paris Saint-Germain, welches jüngst die Champions League gewann – und das, nachdem Mega-Star Kylian Mbappé den Verein verlassen hat.
Portugal könne demnach nicht ins Torpressing kommen, "weil sie direkt überspielt werden", analysiert Kramer. "Er tut seiner Mannschaft – sowohl defensiv als auch offensiv – nicht mehr den Gefallen, den er tun wollen würde." Und legte ihm ein Karriereende nahe: "Langsam ist die Zeit vorbei, das muss man so ehrlich sagen." Laut Kramer wisse das Ronaldo auch selbst. Und trotzdem: Kramer hat "krassen Respekt" und zieht vor Ronaldo "alle Hüte".
Fritzy Kromp beteiligte sich daran nicht. Sie sagte voraus, dass Ronaldo ein Tor schießen werde und behielt recht.
Nach dem Sieg Portugals ruderte Kramer dann auch zurück. "Er hat ein gutes Spiel gemacht. Defensiv weißt du seit zehn Jahren, was du bekommst: da ist er nicht präsent." Offensiv hätte er "ein Spiel gemacht, das ich ihm so nicht zugetraut habe". Damit gestand er seine Fehleinschätzung erfrischend ehrlich ein.
Und auch Michael Ballack kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. "Wenn man Ronaldo mit irgendwem vergleichen will, muss man die Sportart wechseln." Dabei kommen ihm Michael Jordan, Tom Brady und Tiger Woods in den Sinn.
"Wir fragen und diskutieren, ob er in die Mannschaft gehört und warum darf er denn noch mitspielen? Natürlich gehört er in die Mannschaft, das zeigt er nicht nur mit Elfmetern. Auch wenn er weniger macht, macht er alles mit hoher Qualität." Es sei immer noch ein Genuss, dem Stürmerstar zuzuschauen, sagte Ballack.