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EM 2025: DFB-Frauen ohne Lena Oberdorf – Christian Wück beweist Reife

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Lena Oberdorf wird bei der EM 2025 nur als Zuschauerin dabei sein.Bild: IMAGO images / Eibner
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DFB-Frauen: Christian Wück hat bei Lena Oberdorf Reife bewiesen

Lena Oberdorf wird mit dem DFB-Team nicht zur EM 2025 in die Schweiz reisen. Es ist die richtige Entscheidung von Christian Wück, der damit Reife beweist.
04.06.2025, 17:0004.06.2025, 17:00
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Der 16. Juli 2024 war ein verhängnisvoller Tag für Lena Oberdorf. Beim Länderspiel gegen Österreich blieb die Mittelfeldspielerin nach einer Balleroberung unglücklich im Rasen hängen, verletzte sich am Knie und musste, gestützt vom medizinischen Personal, den Platz verlassen. Die schockierende Diagnose ließ nicht lange auf sich warten: Kreuzbandriss.

Lena Oberdorf hat seither kein Spiel mehr für das DFB-Team absolviert, auch für ihren neuen Klub, den FC Bayern, konnte die 23-Jährige noch nicht auflaufen. Die Tür zur EM 2025 war für sie dennoch nie zu, Bundestrainer Christian Wück hielt sie ihr verbal über Monate offen.

Christian Wück verzichtet bei der EM 2025 auf Lena Oberdorf

Die Nationalspielerin selbst fütterte ihre Hoffnungen mit der Rückkehr ins FCB-Mannschaftstraining, bei den vergangenen beiden Nations-League-Partien kehrte sie zudem in den Kreis des DFB-Teams zurück. Nach Absprache zwischen Verein und Verband trainierte sie dabei aber nur mit, kam nicht in den Spielen zum Einsatz.

Am Mittwochmittag, nach den beiden Siegen über die Niederlande (4:0) und Österreich (6:0), hat der DFB nun die finale Entscheidung verkündet: Lena Oberdorf wird nicht im Kader der DFB-Frauen bei der EM 2025 stehen.

"Zunächst einmal sind wir sehr froh, Obi wieder im Team zu haben. Nicht nur als Spielerin, sondern auch als Persönlichkeit. Sie ist grundsätzlich eine Bereicherung für uns alle – auf und neben dem Platz", schwärmte Christian Wück im dazugehörigen Statement von seiner Spielerin. Für ihn und sein Team sei es wichtig gewesen, "dass wir Obi hier nochmal bei uns sehen, um ihr Leistungsvermögen umfassend einschätzen zu können".

ARCHIV - 11.05.2025, Bayern, München: Fußball, Frauen, Bundesliga, Bayern München - SGS Essen, 22. Spieltag, FC Bayern Campus. Frauen-Bundestrainer Christian Wück unter den Zuschauern. (zu dpa: «Nach  ...
Christian Wück trainiert seit August 2024 die DFB-Frauen.Bild: dpa / Harry Langer

Die Erkenntnis ist dabei eindeutig: "Sie ist auf einem guten Weg, aber die EM kommt zu früh für sie. Wir möchten ihr Zeit geben, um sich vollumfänglich vorzubereiten und freuen uns, sie in der neuen Saison wieder zu sehen."

Die Entscheidung mag manche nach dem langen Warten auf die Ausnahmespielerin überraschen, vielleicht gar enttäuschen. Dabei spricht alles dafür, dass sich der Bundestrainer mit seinem Team richtig entschieden hat.

Lena Oberdorf hätte Risiko mit zu den DFB-Frauen gebracht

Wie fit Lena Oberdorf tatsächlich ist, dürfte einerseits sie selbst, andererseits aber auch diejenigen am besten wissen, die sie ausgiebig im Training beobachten konnten. Dazu zählen neben dem ehemaligen Bayern-Trainer Alexander Straus auch der Bundestrainer. Beide kamen offensichtlich zum selben Schluss: Nach der langwierigen Verletzung mit einer Zwangspause von fast zwölf Monaten reicht es noch nicht.

Schon gar nicht für ein Turnier wie eine EM. "Diese EM wird der neue europäische Standard des Frauenfußballs, das wird an Schnelligkeit kaum zu übertreffen sein", blickte ZDF-Expertin Kathrin Lehmann kürzlich im watson-Interview auf das Großereignis voraus. "Da wird Lena Oberdorf, die eine sehr physische Spielerin ist, nicht direkt wieder mithalten können."

Eine derart hohe Belastung hätte nun also auch ein Risiko für einen Rückschlag, für eine erneute Verletzung darstellen können. Und ein Risiko hätte eine Nominierung auf einer anderen Ebene mit sich gebracht. Lena Oberdorf gilt zwar keineswegs als Unruhestifterin. Hätte sie im EM-Kader gestanden, hätte dies mindestens bei Fans und Medien aber gewisse Erwartungen geschürt.

Parallelen lassen sich hier zum Männerbereich ziehen, wo beim FC Bayern jahrelang schnell kritische Stimmen laut wurden, wenn Thomas Müller auf der Bank saß. Debatten rund um das Urgestein überstrahlten dann gar die sportlichen Auftritte.

Dabei ist aktuell klar, dass das deutsche Mittelfeld auch ohne Lena Oberdorf gut funktioniert. Elisa Senß ist womöglich die formstärkste DFB-Spielerin, wird von allen Seiten mit Lob überhäuft. An ihrer Seite hat Sjoeke Nüsken als Strategin und vor ihr auf der Zehn Linda Dallmann als Spielmacherin die besten Karten auf die Startelf.

Dazu hat Christian Wück mit Sydney Lohmann, Laura Freigang und Sara Däbritz hochkarätige Alternativen. So hart es auch klingen mag, aber vor dem Hintergrund muss er das Risiko bei Lena Oberdorf nicht eingehen.

Christian Wück kommuniziert im Fall Lena Oberdorf richtig

Unabhängig davon zeigt der Bundestrainer in der Personalie aber auch noch eine persönliche Weiterentwicklung. Noch vor wenigen Tagen stand er selbst im Fokus, nachdem sich Felicitas Rauch öffentlich über seine fehlende Kommunikation echauffiert hatte. Er habe sie nicht persönlich darüber informiert, dass sie nicht im DFB-Aufgebot steht, so ihr Vorwurf.

Schon die Aussagen mehrerer Nationalspielerinnen in den vergangenen Tagen haben anklingen lassen, dass dieses Thema intern nicht einfach übergangen wurde. Und so hat Christian Wück nun auch mit Blick auf die Personalie Lena Oberdorf seine Lehren daraus gezogen.

Denn er hätte nun auch noch bis zur Verkündung des EM-Kaders am 12. Juni warten können. Es hätte acht weitere Tage der öffentlichen Spekulation rund um den Bayern-Star gegeben. Doch der Bundestrainer entschied sich für einen anderen Weg. Er schaffte, mit dem Ende der Nations-League-Maßnahme, frühzeitig klare Verhältnisse.

Es zeigt, dass Christian Wück aus der jüngsten Aufregung gelernt hat. Es zeugt von Reife. Für die EM sind das gute Voraussetzungen.

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