Erst das EM-Qualifikationsspiel der DFB-Frauen, dann das Finale in der Champions League mit Borussia Dortmund und schon am Montag folgt das Testspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen die Ukraine: Deutschland ist im Fußballfieber und könnte besser auf einen Sommer mit Heim-EM nicht vorbereitet sein.
Für eher negative Fußball-Stimmung hatte jedoch auch am Wochenende eine Umfrage der "Sportschau" gesorgt, in der die Befragten sich negativ zu Nationalspielern mit Migrationshintergrund geäußert hatten. Vielfach wurde die Veröffentlichung der Daten kritisiert, auch Nationalspieler Joshua Kimmich hatte die Ergebnisse in einer Pressekonferenz als "absoluten Quatsch" bezeichnet.
Die ARD hatte die Umfrage auf ihren Social-Media-Kanälen zunächst mit der Dokumentation verteidigt, in deren Zusammenhang die Daten erhoben wurden. Nun äußert sich auch WDR-Sportchef Karl Valks zu der Kritik.
Konkret beanstandeten viele zunächst den Titel der Umfrage, der auf Instagram-Posts und auf der "Sportschau"-Website zu sehen war. "Jeder fünfte Deutsche wünscht sich mehr Nationalspieler mit weißer Hautfarbe", hieß es dort. Mittlerweile wurde der Titel auf der Website geändert.
Höre hier die erste Folge des neuen watson-Podcasts "Toni Kroos – The Underrated One" – natürlich kannst du ihn auch gerne direkt abonnieren:
Im April hatte das Meinungsforschungsinstitut Infratest dimap im Auftrag der ARD etwa 1300 Deutsche gefragt, ob sie einer entsprechenden Aussage zustimmen würden. Hintergrund war laut Angaben des Senders die Dokumentation "Einigkeit und Recht und Vielfalt", bei deren Dreharbeiten der zuständige Autor mit derlei Vorurteilen konfrontiert gewesen sei.
Mit diesem Argument springt nun auch Sportchef Valks für die Veröffentlichung in die Bresche. "Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen. Daher haben wir die Umfrage in Auftrag gegeben", erklärt der Journalist in einer offiziellen Pressemitteilung des WDR.
In der ARD-Doku befragt Reporter Philipp Awounou verschiedene Bürger:innen unter anderem in Thüringen nach ihrer Meinung zum Fußball-Gefühl in Deutschland. Es geht viel um Diversität im Sport, doch es werden auch populistische Aussagen laut. "Die Mannschaften sind sowieso nicht mehr deutsch", erklärt etwa einer der Befragten.
Entsprechende Aussagen werden laut der "Sportschau"-auch mit der repräsentativen Umfrage untermauert, vor allem unter Anhänger:innen der AfD sei die Zustimmung zu solchen Thesen demnach hoch.
"Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind wie sie sind, aber sie sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland", unterstreicht hierzu Valks. Auch auf Instagram verteidigt die "Sportschau" die Umfrage als "übliches Vorgehen, um gesellschaftspolitische Einstellungen abzufragen".
Auf Social Media hingegen kritisieren viele vor allem sogenanntes False Balancing bei der Präsentation der Ergebnisse. Denn gerade einmal 17 Prozent der Befragten stimmten etwa der Aussage zu, dass sie es "schade" finden, dass der DFB-Kapitän İlkay Gündoğan türkische Wurzeln hat.
66 Prozent der Befragten empfinden es aber als gut, dass in der DFB-Mannschaft mittlerweile viele Fußballer mit Migrationshintergrund vertreten sind. Diese Aussage findet man im "Sportschau"-Artikel hingegen nur in einem Absatz und auch auf Instagram erst auf der letzten Slide des Posts Erwähnung.