Nachdem die Fanszene des Hansa Rostock Ende Februar während einer Partie gegen St. Pauli mit diversen rechtsextremen Symbolen für Entsetzen gesorgt hatte, kündigte der Verein Konsequenzen an. Es folgte ein nicht gänzlicher Ausschluss von Auswärtsspielen und ein Choreo-Verbot.
Doch mit einer Social-Media-Kampagne enttäuschten nun nicht die Rostocker Fans, sondern vor allem der Verein.
Im Fokus steht dabei der Umgang des Klubs mit den vielen rechtsextremen Anspielungen der Fanszene, die unter anderem schon einen "Lichtenhagen"-Banner mit einer Sonnenblume in die Luft hielt. Der Hintergrund: Im Jahr 1992 waren es unter anderem bekannte Rechtsextremisten, die die Flüchtlingsunterkunft "Sonnenblumenhaus" im Rostocker-Stadtteil Lichtenhagen in Brand setzte.
Während sich St. Pauli daraufhin klar äußerte und den Rechtsextremismus benannte, zeigten sich die Rostocker eher bedeckter.
So hieß es in ihrem offiziellen Statement, der Verein sei "streng unpolitisch". Man wünsche sich, dass das gewahrt werde. Eine ausdrückliche Distanzierung von rassistischem, rechtsextremen und antisemitischem Gedankengut blieb trotz diverser Vorkommnisse aus – bis jetzt, zumindest teilweise.
Auf Twitter veröffentlichte der Verein mehrere kurze Clips in schwarz-weiß, in denen er die Fans aufruft, keine Becher zu werfen oder keine Gewalt auszuüben.
In einem weiteren stellte Mittelfeldspieler Lukas Fröde klar, dass bei Hansa "nur Blau-Weiß-Rot" zähle und der Rest "scheißegal" sei. Neben ihm stehen Lee Dong-gyeong und Anderson Lucoqui, Hansa-Spieler mit jeweils unterschiedlichem Migrationshintergrund, und sagen nichts. Anschließend erscheint der Schriftzug: "Kein Rassismus! Keine Politik!"
Viele Nutzer:innen zeigten sich darüber schockiert. Besonders eckte vor allem wieder einmal an, dass der Verein es so darstelle, als handle es sich bei Antifaschismus um Politik. Ein anderer Nutzer betonte zudem in einem tausendfach gelikten Tweet:
Und auch der Fußballjournalist Max-Jacob Ost fand deutliche Worte für das Statement. "Antifaschismus ist keine Politik, dafür seid ihr Idioten im altgriechischen SInn."
Doch auch der Umstand, dass gerade die von Rassismus betroffenen Spieler nichts sagen durften, stieß vielen übel auf. Einige unterstellten dem Verein dabei sogar, womöglich nicht einmal die Namen der betroffenen Spieler zu kennen.
Andere wiesen darauf hin, dass das Statement ein Versuch sei, "ein Lippenbekenntnis gegen Rassismus herauszubringen und gleichzeitig rechtsoffen zu bleiben, um nicht zu viele Teile der Anhängerschaft zu verschrecken".
Viele stellten zudem die berufliche Qualifikation der Kommunikationsabteilung des Vereins infrage. Ein User fragte sich, wie bei einem Brainstorming so ein Slogan rauskommen könne, "bei Spielern und Kameramännern keine Fragen aufkommen" und weder Social Media, noch PR-Abteilung etwas dagegen sagen könne.
Der Verein reagierte auf die negativen Reaktionen der Kampagne bisher nicht.