Die Handlungen von Fußballtrainern stimme oft nicht mit dem überein, was sie öffentlich sagen. Das beklagt der frühere Nationalspieler Markus Babbel in einem Interview mit der Schweizer Zeitung "Blick".
Babbel, selbst einst Coach für verschiedene Klubs, wählt harte Worte für Trainer wie Hansi Flick, Friedhelm Funkel oder Adi Hütter. "Mir geht da einiges auf den Zeiger. Mir fehlt die Ehrlichkeit, es wird nur noch rumgeeiert", so der 48-Jährige.
"Dazu diese diplomatischen Aussagen, mit denen keiner was anfangen kann. Als Fußballfan fühle ich mich verarscht, ich kann ja nichts mehr glauben, was gesprochen wird", sagt Babbel weiter.
Die vergangenen Wochen beschäftigte der Trainerwechsel beim FC Bayern die Fußballwelt. Im Vorfeld waren längst Informationen durchgesickert, dass Hansi Flick den Klub verlassen möchte, Streitereien zwischen dem Vorstand und dem Coach drangen bis in die Medien. Dann folgte die Bestätigung, dass Julian Nagelsmann vom RB Leipzig den scheidenden Flick beerbt.
Babbel habe Flicks Interviews früher immer "klasse" gefunden, doch in letzter Zeit habe er nur "rumgeeiert". Babbel nerve sich an den "0815-Aussagen ohne Hintergrund und Substanz." "Das wurde ihm nicht gerecht, diese gequirlte Kacke, auf gut Deutsch gesagt", so Babbel völlig verärgert.
Der Fußball-Profi sagt, er hätte sich von Flick ein frühes Eingeständnis gewünscht, dass er die Power nach den sensationellen Monaten nicht mehr habe und Schluss machen möchte. Oder dass er klar gesagt hätte, dass er sich nicht mehr äußert, bis der Meistertitel feststeht. "Aber wir reden hier von einem großartigen Trainer, der es nicht nötig hat, so einen Käsequark zu reden."
Für den offenkundigen Streit zwischen Flick und Klub-Vorstand Hasan Salihamidžić zeigt Babbel kein Verständnis. "Er war es ja, der den völlig zerstrittenen FC Bayern wieder geeint hatte", verteidigt Babbel Flick. Wenn sich nun Nagelsmann auch gegen Salihamidžić stellen wird, werde das Vorstandsmitglied wohl bald "weg" sein, vermutet Babbel.
Der frühere Nationalspieler nimmt auch Friedhelm Funkel ins Visier. Nach dessen Zeit bei Fortuna Düsseldorf habe er erzählt, er wolle nie mehr als Trainer arbeiten. "Und was macht er dann? Geht zu Köln. ... Da frage ich mich doch als Düsseldorf-Fan: Will der mich veräppeln? Und als Köln-Fan: Kommt der, um uns in die 2. Liga zu bringen? Wir reden von einem gestandenen Mann, nicht von irgendeiner Wurst. Als Fan frage ich mich doch: Worauf kann ich mich noch verlassen?"
Und Adi Hütter, der in TV-Interviews sagte, er bleibe bei Frankfurt, war fünf Wochen später dann doch weg, kritisiert Babbel. "Weil sich die Situation so markant geändert habe. Welche Situation denn? Dass der Teammanager und wohl der Sportdirektor gehen, das wusste man. Nein, für mich wird nur noch gelogen und geheuchelt."
(ogo)