Warten auf Tag X: Die Bayern-Profis Joshua Kimmich, Lars-Lukas Mai, Leon Goretzka und Serge Gnabry würden auch gerne wieder kicken, wenn sie dürften.Bild: imago images/Sven Simon
Fußball
29.04.2020, 06:3929.04.2020, 09:04
In Deutschland herrscht Optimismus, in den
Niederlanden der Ärger. Die Frage, ob und wie die Saison in der Corona-Krise
fortgesetzt werden soll, spaltet den europäischen Fußball.
Anders
als die Bundesliga, wo die Verantwortlichen in Kürze auf ein
positives Votum aus der Politik zu Geisterspielen hoffen, um die Saison wieder aufzunehmen, verwarf die niederländische Eredivisie diese Option und beendete die Spielzeit vorzeitig.
Doch auch
diese Lösung birgt Probleme. Gleich mehrere Vereine fühlen sich von
der Entscheidung des nationalen Verbands KNVB sportlich und
finanziell benachteiligt. Der FC Utrecht droht gar mit einer Klage.
In Schweden gibt es den mutigen Plan, vom 14. Juni an – möglicherweise sogar vor Zuschauern – wieder Fußball zu spielen. Davon sind andere
europäische Ligen weit entfernt.
Europas Fußball-Ligen grübeln über Wege aus der Corona-Krise. Ein Überblick:
England/Premier League
Müssen sich noch gedulden: Die Stars vom FC Chelsea.Bild: imago images/PRiME Media Images/ Andy Rowland
Die Premier League strebt eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs
am 8. Juni an. Das berichtete der britische Sender BBC am Montag.
Demnach wollen die Vereine bei ihrem nächsten Meeting am Freitag
darüber diskutieren, wie die restlichen 92 Spiele ausgetragen werden
können. Es gilt als sicher, dass die Partien ohne Publikum
stattfinden werden. Voraussetzung dafür ist die Zustimmung von
Politik und Gesundheitsexperten.
Ziel ist es laut BBC, die Saison bis Ende Juli abzuschließen. Für
eine Wiederaufnahme der Liga am 8. Juni müssten die Klubs also
spätestens am 18. Mai wieder voll mit dem Training beginnen. Der FC
Arsenal und Brighton & Hove Albion haben bereits am Montag ihr
Trainingsgelände für individuelle Einheiten der Spieler geöffnet.
Bei der Videokonferenz der Klubs am Freitag soll laut dem Bericht
auch darüber diskutiert werden, wo die verbleibenden Spiele
stattfinden sollen. Schon länger wird darüber spekuliert, dass die
Partien an wenigen ausgewählten, neutralen Spielorten ausgetragen
werden – möglicherweise nicht in Stadien, sondern auf
Trainingsplätzen. Die Fortsetzung der Saison dürfte auch im Interesse
von Trainer Jürgen Klopp sein. Seinem FC Liverpool fehlen nur noch
zwei Siege zur ersten Meisterschaft seit 30 Jahren.
Spanien/La Liga
El Clásico? Erstmal nicht.Bild: imago images/Cordon Press/Miguelez Sports / JOAQUIN CORCHERO
Die fußballverrückten Spanier müssen auf das Comeback ihrer
geliebten Liga voraussichtlich noch ein bisschen länger warten.
Gesundheitsminister Salvador Illa schloss am Wochenende einen raschen
Neustart der Primera División aus. "Es wäre rücksichtslos, jetzt zu
sagen, dass der Profi-Fußball vor dem Sommer zurück sein wird", sagte
er. Wegen der Corona-Krise ruht der Fußball im Land seit dem 12.
März. Illa dämpfte auch die Erwartungen, dass die Profis um
Superstars wie Lionel Messi und Toni Kroos eine Vorzugsbehandlung
erfahren und regelmäßig getestet werden könnten, wie die Liga es sich
wünscht. Die diagnostischen Tests müssten unabhängig von ihrer Art
den regionalen Behörden zur Verfügung gestellt werden, betonte er.
Regierungschef Pedro Sánchez will am Dienstag einen schrittweisen
Ausstiegsplan aus der landesweiten Ausgehsperre vorstellen. Ob er
dabei auch über Lösungen für den Fußball sprechen wird, war unklar.
Liga-Chef Javier Tebas drängt darauf, die Meisterschaft auf jeden
Fall zu Ende zu spielen, um massive finanzielle Verluste zu
vermeiden. Wahrscheinlich soll dies vor leeren Rängen geschehen.
Tebas warnte die Klubs bereits, dass sie trotz der Pandemie wieder
spielen müssen, sobald die Behörden ihr Okay geben. Im Fall einer
Weigerung werde es Sanktionen geben.
Italien/Serie A
Pausieren seit dem 9. März: Zlatan Ibrahimovic von der AC Milan und seine Fußballprofi-Kollegen in Italien.Bild: imago images/ULMER Pressebildagentur
Nach der Ankündigung zur Lockerung diverser Corona-Beschränkungen
durch die italienische Regierung können die Fußballklubs der Serie A
am 18. Mai wieder das Training aufnehmen. Premierminister Giuseppe
Conte hatte am Sonntagabend verkündet, dass im professionellen
Mannschaftssport von diesem Datum an das Training wieder erlaubt sei.
Die Serie A pausiert seit dem 9. März.
Zwölf Spieltage stehen in Italiens höchster Spielklasse
noch aus. Möglicherweise wäre ein Neustart der Liga im Juni somit
möglich. Der Fußballverband und die Liga drängen die Regierung auf
eine Wiederaufnahme der Saison – in leeren Stadien. Mit einem
strengen Gesundheitsprotokoll, das unter anderem Corona-Tests für die
Spieler und deren Isolierung vorsieht, will die Liga Sicherheit für
alle garantieren.
Frankreich/Ligue 1
Auch Thomas Tuchel, Trainer von Paris Saint-Germain, wartet noch darauf, dass es weitergeht.Bild: imago images/PanoramiC / Philippe LECOEUR
Nach einer Ansage aus der Politik steht die französische Ligue 1 als erste der fünf großen europäischen Fußball-Ligen wegen der Coronakrise unmittelbar vor dem offiziellen Abpfiff. Der Premierminister gab am Dienstag diese Richtung vor, der Präsident des Fußballverbandes pflichtete bei – und die Liga gab sich noch am Abend wenig widerspenstig.
"Die Saison 2019/2020 des Profisports, insbesondere des Fußballs, wird nicht wieder aufgenommen werden können." Mit diesen Worten vor der Nationalversammlung umriss Premierminister Edouard Philippe die Linie der Regierung für den Sport im Land des Fußball-Weltmeisters.
Noel Le Graet, Präsident des nationalen Verbandes FFF, sagte der Zeitung Le Telegramme noch am Dienstagabend: "Wir haben den Vorstand über das informiert, was er bereits wusste: Dass die Ligue 1 und die Ligue 2 nicht mehr starten werden." Dasselbe gelte für die 3. Liga und die 1. Liga der Frauen: "Diese vier Wettbewerbe sind für diese Saison definitiv vorbei."
Die französische Liga hatte ursprünglich den Restart am 17. Juni mit Geisterspielen geplant, zum Ende des Lockdowns am 11. Mai sollten die Spieler zu ihren Klubs zurückkehren.
Belgien/Jupiler League
Hans Vanaken vom Club Brügge ist einer der Stars der belgischen Liga.Bild: imago images/Belga / BRUNO FAHY
Die belgische Jupiler League hat ihre endgültige Entscheidung über
einen vorzeitigen Saison-Abbruch ein weiteres Mal vertagt. Nachdem
die Regierung am Freitag nun doch keine klaren Vorgaben gemacht hatte,
wird ein Beschluss nun erst Anfang Mai erwartet. Der Verband will
eine Entscheidung des Nationalen Sicherheitsrats mit Blick auf
sportliche Wettkämpfe abwarten. Ursprünglich wollten die Vereine
schon am vergangenen Freitag darüber abstimmen, ob sie dem Vorschlag
der Liga-Kommission von Ende März folgen und die Spielzeit aufgrund
der Corona-Pandemie abbrechen.
Russland/Premjer Liga
BVB-Leihgabe André Schürrle im Trikot von Spartak Moskau.Bild: imago images / Russian Look / Dmitry Golubovich
Die russische Premjer-Liga hofft, Ende Juni wieder spielen zu
können und will ihre Saison bis zum 2. August beenden. Als mögliche
Starttermine werden der 21. oder 28. Juni diskutiert. Acht
Spieltage stehen noch aus. Geht dieser Plan auf, sollen Aufstiegs-
und Abstiegsregelungen beibehalten werden. Sollte die Saison jedoch
nicht beendet werden, soll die Liga nur für die nächste Saison von 16
auf 18 Mannschaften erweitert werden. Wann die Profis wieder ins
Training zurückkehren können, ist weiterhin offen.
(as/dpa)
Der FC Bayern ist in der Bundesliga weiterhin auf Erfolgskurs. Nachdem er in der Vorwoche nur ein 1:1 gegen Borussia Dortmund holte, brachte sich der Rekordmeister mit einem – zwischendurch knappen – 4:2 gegen Heidenheim zurück in die Erfolgsspur.