Es ist ein historisches Ereignis, beinahe könnte man spekulieren, dass vor dem Berliner Olympiastadion im Winter ein roter Teppich ausgerollt wird, wenn dort Real Madrid im Dezember in der Champions League gegen Union Berlin antritt. Zum allerersten Mal in der Vereinsgeschichte spielen die Eisernen in der Königsklasse – und auch für Berlin ist es das erste Mal seit knapp 25 Jahren, dass in der Stadt ein CL-Spiel eines heimischen Vereins steigt.
Zunächst geht es im Hinspiel für die Spieler von Union Berlin am Mittwoch allerdings zu den Spaniern nach Hause, trotzdem ist die Verantwortung für alle im Team deutlich spürbar. Geschäftsführer Oliver Ruhnert hingegen scheint abgeklärt an das Spiel gegen Real heranzugehen – für den berühmten Gastgeber von Mittwochabend hat er jedenfalls eine klare Ansage, was das Spiel seiner Mannschaft betrifft.
Zwar weiß auch Ruhnert, dass sein Verein leistungstechnisch eigentlich in einer anderen Liga spielt. "Wir dürfen nicht wie das Kaninchen vor der Schlange agieren und nur verteidigen", stellt er jedoch klar. Auch in der Offensive müsse man entsprechend von Anfang an eine gute Leistung zeigen.
"Wir werden nicht als Touristen nach Madrid fahren, und wir wollen den Moment, dort zu sein, nicht einfach nur genießen", unterstreicht der 51-Jährige weiter gegenüber der "Sport Bild". Auch Unions Trainer Urs Fischer hatte vor dem Spiel deutlich gemacht, dass gegen einen Gegner wie Real Madrid Ballbesitz von großer Bedeutung sei und seine Mannschaft hierfür vor allem eine gewisse Portion Mut an den Tag legen müsse.
"Uns ist bewusst, dass wir dort nicht nur eine gute, sondern eine sehr gute Leistung brauchen", schränkt auch Geschäftsführer Ruhnert bezüglich des Spiels in Madrid ein. Bereits am Morgen reisten mehr als 1.000 Fans in einem eigens gecharterten Fan-Flieger den Eisernen hinterher, um das Spiel im weltbekannten Bernabéu-Stadion zu verfolgen. Alle Tickets im Gästeblock waren früh verkauft.
Ruhnert kennt das Stadion vor den Toren Madrids bereits aus seiner Zeit bei Schalke 04. "Darum muss man aufpassen, das Bernabéu kann dich auch erschlagen", weiß er. Vor allem nach dem millionenschweren Umbau werde die erfolgreiche Einweihung eine große Rolle für die Gastgeber spielen, sodass sein Team zusätzlich aufpassen müsse.
In der Schlüsselrolle sieht man in der Chefetage von Union dabei vor allem erfahrenere Spieler wie Kevin Volland und Robin Gosens. "Es braucht gerade auch diese Spieler, um sich bewusst zu werden, was auf Union international zukommt", erklärt Ruhnert.
In seinen Augen ging der Erfolg der Eisernen in den letzten Monaten in so schnellen Schritten voran, dass auch Gefahren lauern. "Dass man mit Rückschlägen, die kommen werden, nicht mehr immer gut umgehen kann", sei ein Klassiker, vor dem man die gesamte Mannschaft bewahren müsse.
Entsprechend dürfe man in keinem Fall die Bundesliga-Spiele vernachlässigen und nach dem Real-Spiel sofort in die Vorbereitung für den fünften Spieltag gehen. Die Champions-League-Premiere in Madrid allerdings werde ein "ein historisches Ereignis, etwas Einmaliges", muss auch Ruhnert zugeben.