Die Entlassung von Julian Nagelsmann beim FC Bayern sorgte seit Donnerstagabend für jede Menge Aufregung. Erst 2021 hatten die Münchner den Coach von RB Leipzig für eine Ablöse von 25 Millionen Euro nach München geholt. Sein Nachfolger Thomas Tuchel wurde bereits am Samstag offiziell als Nachfolger vorgestellt.
Die Entscheidung sorgte auch unter den Spielern für Überraschung. Zu dem Trainer-Wirbel um Nagelsmann und Tuchel äußerten sich Joshua Kimmich und Leon Goretzka – und finden deutliche Worte zu den Gepflogenheiten im Fußballgeschäft.
Nationalmannschaftskapitän Kimmich sagte nach dem 2:0 der DFB-Auswahl gegen Peru am Samstagabend: "Klar ist das kurios." Am Ende des Tages sei es das Geschäft. "Wenig Liebe, wenig Herz", kommentierte Kimmich. "Wir müssen lernen, damit umzugehen und auch mit der Entscheidung zu leben." Diese Gefühlskälte sei für ihn nicht neu.
Als er in der Mixed Zone in Mainz nochmals auf seine erste Aussage angesprochen wurde, sagte er:
Für Leon Goretzka war es ein "Schock", wie er sagte. Es sei "extrem in diesem Geschäft, wie schnell so was gehen kann". Der 28-Jährige machte deutlich, dass seine Kritik an dem Aus von Nagelsmann sich nicht gegen die Vereinsführung richte, es sei eine generelle Beschreibung des Fußball-Geschäfts. "Das ist unabhängig von den Bossen", sagte er.
Die beiden Top-Spieler des Fußball-Rekordmeisters gaben sich jedoch auch nachdenklich über das Nagelsmann-Aus. Ein Trainerwechsel sei "immer enttäuschend, weil das bedeutet, dass wir Spieler versagt haben, wir Spieler die Leistung nicht kontinuierlich auf den Platz bekommen haben", sagte Kimmich. "Wir haben es nicht geschafft, gute Ergebnisse zu erzielen." Anders würde so ein Trainerwechsel nicht zustande kommen.
Goretzka berichtete, wie eng die Beziehung der Spieler zu Julian Nagelsmann gewesen war. Er habe den Trainer wahrscheinlich "häufiger gesehen als meine Familie, wenn so jemand plötzlich nicht mehr da ist, aus dem Nichts, ist es erstmal ein Schock für alle, glaube ich". Dennoch müsse den Klubverantwortlichen vertraut werden, "dass sie das Beste für unseren Verein tun".
Angesprochen auf die Aussagen von Sportvorstand Hasan Salihamidzic, wonach "die Konstellation zwischen Trainer und Mannschaft" nicht mehr gepasst habe, äußerte sich Goretzka und Kimmich jedoch etwas anders als die Bosse. "Ich wäre ja doof, wenn ich jetzt meinem Chef widersprechen würde. Ich persönlich hatte sicherlich keine Risse zu Julian, aber ich weiß nicht, wie das bei anderen Spielern war", sagte Goretzka.
Und auch Kimmich widersprach Gerüchten, wonach Nagelsmann nicht mehr die Rückendeckung aller Spieler gehabt habe und somit die Kabine verloren hätte.
Bayern-Sportvorstand Hasan Salihamidžić bestätigte diese Aussage sogar am Sonntagvormittag im Fußballtalk "Doppelpass". Er fügte hinzu: "Wenn er heute hier wäre, würde er auch sagen: Wir haben einen Top-trainer und einen Top-Kader, aber die Leistungen waren ungenügend. Das wird er auch bestätigen."
(Mit Material von dpa)