Am kommenden Samstag steht für Hansi Flick und die deutsche Nationalmannschaft das erste Länderspiel des Jahres an. Spieler wie Julian Weigl, Julian Draxler oder Anton Stach werden gegen Israel (Samstag) und die Niederlande (Dienstag) ihre Chance erhalten und können sich beweisen, um auf eine Berufung in den WM-Kader Ende des Jahres zu hoffen.
Genau diese WM bringt aber immer wieder Diskussionen auf. Sie findet in Katar statt, einem Land, dessen Menschenrechtslage immer wieder kritisiert wird und in dem über 6000 Stadionarbeiter beim Bau der WM-Arenen und Infrastruktur im Land gestorben sind.
Im Interview mit dem "Stern" wurde Bundestrainer Hansi Flick nun darauf angesprochen, ob wegen der Missstände ein Boykott des Turniers nicht ein starkes Zeichen für die Menschenrechte sei. Flick spricht sich dagegen aus. Seine Begründung: "Den Menschen in Katar wäre damit nicht geholfen. Wir wollen teilnehmen und dann Signale setzen. Das halte ich für effektiver."
Selbst Nichtregierungsorganisationen (NGO) würden laut Flick von einem Boykott abraten. Er argumentiert: "Es ist jetzt viel wichtiger, dafür zu sorgen, dass die Fortschritte, die es in Katar gibt, nachhaltig sind." Gleichzeitig nimmt er sich und den DFB aber auch in die Pflicht: "Unsere Aufgabe beim DFB ist es jetzt auch, uns bestmöglich über die Zustände vor Ort zu informieren, dazu stehen wir im Austausch mit NGOs und mit der Politik."
Kurz darauf fügt er an, dass für ihn, den DFB und seine Mannschaft Menschenrechte nicht verhandelbar seien.
Flick spricht außerdem über den Vergabeprozess von sportlichen Großveranstaltungen. Er führt die WM 2018 in Russland, die Olympischen Winterspiele 2022 in Peking oder die kommende WM in Katar an. Flicks Forderung an die internationalen Verbände: "Wir müssen uns früher Gedanken machen, in welches Land wir Sportveranstaltungen geben, und dafür noch verbindlichere Kriterien definieren."
Den Ausschluss Russlands aus der WM-Qualifikation wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine begrüßt der 57-Jährige hingegen. "Als Symbol finde ich solche Maßnahmen richtig", sagte Flick. "Ich glaube aber nicht, dass Putin sich davon beeindrucken lässt. Selbst scharfe Wirtschaftssanktionen konnten ihn bislang nicht stoppen. Für die Sportlerinnen und Sportler, die nun ausgeschlossen werden von den Wettbewerben, tut es mir leid. Denn es ist Putins Krieg, nicht ihr Krieg. Aber es gibt derzeit keine andere Option."
(stu/mit Material von afp)