Seit Freitagabend wurde es spekuliert, am Montagmorgen gab es Gewissheit: Der Hamburger SV trennt sich von Trainer Tim Walter. "Wir haben nach der enttäuschenden Heimniederlage gegen Hannover 96 eine Situationsanalyse vorgenommen und sind zur Entscheidung gekommen, dass wir eine Veränderung vollziehen müssen, um unsere Saisonziele nicht zu gefährden", sagte HSV-Vorstand Jonas Boldt.
Die Pleite am Freitagabend war die zweite 3:4-Heimniederlage in Folge. Das passt nicht mit den Ambitionen des Tabellendritten zusammen, der in diesem Jahr den sechsten Versuch startet, wieder in die Bundesliga aufzusteigen.
"Unsere Leistungsschwankungen in den zurückliegenden Spielen waren zu groß und uns fehlt die volle Überzeugung, dass wir die nötige Balance und Stabilität in unserem Spiel in dieser Konstellation nachhaltig in den nächsten Wochen erreichen werden", sagte Boldt.
Die Entscheidung schlug so hohe Wellen, dass die Webseite des HSV am Montagmorgen nicht mehr zu erreichen war. Walter stand bereits um die Weihnachtszeit auf der Kippe, schon damals gab es wilde Gerüchte um seinen Nachfolger. Am Ende läuft es wohl auf drei Kandidaten hinaus.
Der Ex-Trainer des 1. FC Köln ist wohl der Top-Favorit auf den Job an der Elbe. Er äußerte sich kurz nach seinem Aus beim Bundesligisten bereits zu möglichen Spekulationen um seine Zukunft. Dabei machte er nach seiner Entlassung im Dezember klar, dass er sich vorstellen könne, im Januar einen neuen Job anzutreten.
Schon als Walter im Dezember auf der Kippe stand, wurde über Baumgart als Nachfolger spekuliert. Den 52-Jährigen, der seit seiner Kindheit Fan des Klubs ist, würde die Aufgabe reizen. "Ich bin keiner, der gleich weg ist, wenn andere besser spielen, ich habe den Klub immer beobachtet. So ist das immer noch", sagte er Ende 2022 über seine Verbundenheit zum Klub.
Laut "Sport Bild" würde der Ex-Stürmer dafür sogar deutliche Gehaltseinbußen hinnehmen. Während er in Köln rund 1,6 Millionen Euro verdient haben soll, würde der HSV ihm durch seine Gehaltsobergrenze "lediglich" 600.000 Euro im Jahr zahlen können.
Der ehemalige Trainer von Union Berlin weiß, wie es mit dem Aufstieg klappt. Und er weiß auch, wie man anschließend eine Mannschaft in der Bundesliga etabliert und sie sogar zu nicht für möglich gehaltenen Erfolgen führt.
Die Bosse sollen den Schweizer für seine disziplinierte Spielweise und die starke Defensive schätzen. Ein Ansatz, der dem HSV definitiv helfen würde. Mit 31 Gegentoren nach 21 Spielen stellen sie die schlechteste Abwehr der Top-Fünf-Teams in Liga zwei.
Seit seinem Aus in Berlin war es aber still um Fischer geworden. Zwar wurde er direkt nach dem Baumgart-Aus mit dem 1. FC Köln in Verbindung gebracht, aber auch anderen Bundesligisten wie Mainz 05 und Borussia Mönchengladbach wurde bereits Interesse nachgesagt.
Ob Fischer nach den intensiven fünf Jahren in Berlin-Köpenick bereits wieder ein Team übernehmen will, ist nicht bekannt. Während seiner Zeit bei Union wurde auch immer wieder darüber spekuliert, dass er eines Tages Schweizer Nationaltrainer werden könnte.
Laut Informationen der "Bild"-Zeitung sollen die HSV-Verantwortlichen vor allem seinen Umgang mit den Spielern und seine emotionale Art wertschätzen. In dieser Hinsicht ist der ehemalige Nationaltrainer der deutschen U21 und der türkischen Nationalmannschaft dem Ex-Coach sehr ähnlich.
Walter schaffte es zusammen mit Jonas Boldt, dem chronisch chaotischen Klub mit seiner emotionalen Art ein neues Wir-Gefühl zu geben. "Tim und seine Jungs haben unseren HSV gelebt, sich voll mit der Aufgabe und dem Club identifiziert und den von uns eingeschlagenen Weg maßgeblich mitgestaltet."
Daher ist es fraglich, ob Kuntz die optimale Besetzung für den Posten wäre. Doch Kontakt zwischen den HSV-Bossen und dem Ex-DFB-Stürmer gab es bereits in der Vergangenheit.
Als Nationaltrainer der Türkei hatte er sich im September 2023 HSV-Torwarttrainer Sven Höh ausgeliehen, um seine Torhüter auf die EM-Qualifikationsspiele vorzubereiten.
"Wenn die zwei Länderspiele rum sind, werde ich mit HSV-Coach Tim Walter und Sportvorstand Jonas Boldt sprechen, wie eine gemeinsame Zukunft ausschauen könnte", sagte Kuntz damals. Nun könnte er mit Boldt darüber sprechen, wie seine Zukunft beim Hamburger SV aussehen könnte. Kuntz war jedoch das letzte Mal vor 20 Jahren Vereinstrainer.