Sport
Handball-WM

Handball-WM: Stefan Kretzschmar sieht Handball vor dem Untergang

ARCHIV - 16.12.2024, Schleswig-Holstein, Flensburg: Handball: Bundesliga, SG Flensburg-Handewitt - F
Stefan Kretzschmar ist aktuell Sportvorstand bei den Füchsen Berlin.Bild: dpa / Frank Molter
Handball-WM

Handball-WM: Stefan Kretzschmar warnt vor Aussterben der Sportart

27.01.2025, 20:08
Mehr «Sport»

Das DHB-Team rückt dem ausgesprochenen Ziel Halbfinale näher. Nach einem 31:19-Sieg gegen Tunesien und dem 34:27-Erfolg über Italien stehen die deutschen Handballer im WM-Viertelfinale. Um ins Halbfinale einzuziehen und erneut auf Hauptrundengegner Dänemark zu treffen, muss ein Sieg gegen Portugal her.

Gespannt können Fans die Partie am Mittwochabend (20.30 Uhr) live in der ARD verfolgen. Und wer weiß, vielleicht wird es der nächste Quotenerfolg für den öffentlich-rechtlichen Sender.

Denn bisher zeigen die deutschen Fans großes Interesse an dem DHB-Team. Im Durchschnitt verfolgen mehr als fünf Millionen Zuschauer:innen die Spiele der deutschen Nationalmannschaft live im TV. Die 30:40-Niederlage gegen Dänemark sahen sogar durchschnittlich 6,53 Millionen Menschen. Viel mehr als vor Ort.

In den Handballhallen in Dänemark, Kroatien und Norwegen, den Austragungsorten der WM, hält sich das Zuschauerinteresse in Grenzen. 3.552 Menschen sahen die Vorrundenpartie gegen Polen, 7.386 gegen die Schweiz. Lediglich Gastgeber Dänemark sorgt für volle Hallen. Ein alarmierendes Signal mit Blick auf die kommenden Jahre, meint Stefan Kretzschmar.

Zuschauerschwund bei Handball-WM: Kretzschmar appelliert an IHF

"Dass du 2027 eine WM in Deutschland hast, 2032 dann schon wieder", sei für den Handballexperten und Sportvorstand der Füchse Berlin "katastrophal", wie er im Gespräch mit Sport1 erklärte. Er sehe darin eine Fehlentwicklung, die der Sportart nachhaltig schaden könnte und die "Internationalität" gefährde.

Handball müsse an Beliebtheit gewinnen, vor allem im nicht-europäischen Ausland. Sonst, so Kretzschmar, "wird die Sportart allgemein irrelevant und verschwindet irgendwann nicht nur von der olympischen Bildfläche, sondern auch von der Bildfläche generell".

Kretzschmar nimmt indes die Verbände in die Pflicht. Sowohl der Weltverband IHF als auch der DHB müsse in Zukunft umdenken und nachhaltig in die Sportart investieren. "Wir sind nicht in einem Zeitalter des Geldverdienens, sondern des Geldinvestierens. Das muss langsam mal klar sein."

Um die Sportart sichtbarer zu machen, fordert Kretzschmar, die Handball-WM alle zwei Jahre beispielsweise an Länder in Afrika, Asien oder an die Vereinigten Staaten zu vergeben. "Das ist für mich der einzige innovative Weg, um global überhaupt in Erscheinung zu treten."

Mehr Identifikation durch Netflix-Dokus und Konsolenspiele

In Sachen Innovation hinke der Sport deutlich zurück, insbesondere im Vergleich zu anderen Sportarten, die bereits für tot geglaubt wurden. "Durch hochwertige Dokumentationen auf Netflix, in denen vieles aus dem Privatleben der Sportler gezeigt wird", haben es Sportarten wie Golf, Tennis oder der Motorsport geschafft, wieder an Beliebtheit zu gewinnen.

Um Identifikation mit den Vereinen oder Spielern zu erzeugen, müsse man deshalb innovativer denken und ganz besonders an die junge Zielgruppe herantreten. Hochwertige Konsolen- und Managerspiele seien nur zwei Möglichkeiten, die dafür nötig seien.

Vielmehr gehe es Kretzschmar um die Modernisierung der Sportart und die Einführung eines jugendlichen Formats wie der von Toni Kroos gegründeten Icon League, bei der Amateure und Profis auf einem Kleinfeld spielen und die Partien gestreamt und mithilfe von Influencer:innen beworben werden.

Seine Forderung: "Unterhaltet euch doch mal mit Toni Kroos, wie der es mit der Icon League gemacht hat und überlegt, ob man eine Icon League im Handball mit Kooperationspartnern auf die Beine stellen kann."

Stefan Kretzschmar ist indes nicht der einzige Handballvisionär, der davor warnt, dass die Sportart in der Versenkung verschwinden könnte. Auch Bob Hanning, Geschäftsführer der Füchse Berlin, sorgt sich um den internationalen Stellenwert des Handballs.

"Ziel muss es sein, den jungen Menschen Alternativen zum Basketball, zum Football oder zum Baseball aufzuzeigen", schrieb der frühere DHB-Vizepräsident in der "Sport Bild". "Vielleicht gibt es sogar die Möglichkeit, Demo-Spiele direkt vor NFL- oder NBA-Partien auszutragen."

BVB trennt sich von Mislintat – Millionen-Streit um Vertrag droht

Borussia Dortmund befindet sich in einer entscheidenden Phase der Saison. Während die sportlichen Ziele mit der erneuten Qualifikation für die Champions League für Neu-Trainer Niko Kovač klar definiert sind, sorgt die Situation hinter den Kulissen für Unruhe. Personalentscheidungen und strukturelle Veränderungen prägen die aktuelle Lage beim BVB, der sich in der Führungsebene immer wieder neu ausrichtet.

Zur Story