Diesmal war es kein Krimi, den die deutsche Nationalmannschaft bei der Handball-EM auf dem Parkett ablieferte. Gegen Ungarn zeigte das DHB-Team eine klare Leistungssteigerung und setzte sich am Ende deutlich mit 35:28 durch. Weil Österreich zuvor gegen Frankreich verloren hatte, ist Deutschland damit in der Hauptrundengruppe auf den zweiten Platz geklettert.
Das Halbfinale ist nun zum Greifen nahe, im abschließenden Gruppenspiel gegen das bereits ausgeschiedene Kroatien könnte selbst ein Unentschieden reichen. Ein weiterer Sieg würde den Einzug unter die besten Vier indes garantieren.
Entsprechend gelöst war die Stimmung direkt nach der Schlusssirene. "Das war eine phänomenale Abwehr, das war überragend von den Jungs", schwärmte Nationaltrainer Alfred Gíslason im ZDF: "Wir haben auch sehr gut nach vorne rausgespielt und waren herausragend im Angriff. Deshalb kann ich diesmal ganz zufrieden sein."
Das galt auch für Torhüter Andreas Wolff, der nach dem Spiel noch beim Podcast "Lauschangriff" von den beiden Sky-Kommentatoren Frank Buschmann und Florian "Schmiso" Schmidt-Sommerfeld zu Gast war.
"Mit einer etwas schwächeren Torhüterleistung gewinnt Deutschland mit 35:28", sorgte Buschmann schon mit seiner Eröffnung des Gesprächs für großes Gelächter. Wolff grätsche lachend dazwischen: "War schön, dass ich da sein durfte. Wir sehen uns. Und dafür habt ihr mich zehn Minuten draußen warten lassen."
Noch vor ein paar Jahren hätte der DHB-Star auf einen solchen Empfang nach eigener Aussage anders reagiert. Schläge hätte er ob solcher Sprüche zwar nicht verteilt, "ich bin kein gewalttätiger Mensch". Nach einer kurzen künstlerischen Pause schob er dann aber eine kleine Stichelei in Richtung Buschmanns nach: "Ich hätte ihn aus dem Auto geworfen."
Mit etwas ernsterem Ton ordnete Wolff anschließend die Leistung des deutschen Teams gegen Ungarn ein. "Meine Jungs haben von der ersten bis zur 60. Minute super gespielt, die Abwehr stand von Anfang an", lobte er seine Vorderleute und hob dabei mehrere hervor: "Vorne haben sie super effizient geworfen, Julian Köster allen voran. Johannes Golla hat wieder einen fantastischen Innenblock gespielt. Und Jannik Kohlbacher hat die Ringduelle bei Weitem gewonnen."
Der Kreisläufer von den Rhein-Neckar Löwen sei "der stärkste Mensch der Welt". Bei ihm sei aber noch deutlich mehr drin. "Wenn der trainieren würde, der wäre Strong Man. Der macht gar nichts im Kraftraum", stichelte Wolff, gestand aber auch: "Das ist purer Neid."
Er selbst trainiere sich "jedes Mal einen ab, steigere mein maximales Gewicht". Kohlbacher hingegen gehe es im Kraftraum deutlich entspannter an. "Der sitzt daneben, fragt, ob ich fertig bin, und macht dann drei Wiederholungen mit meinem maximalen Gewicht", berichtete der Torhüter lachend von der Leichtigkeit seines Kollegen.
Im Gespräch mit den beiden Sky-Kommentatoren stichelte der gut aufgelegte Wolff aber nicht nur lachend in sämtliche Richtungen, er übte sich auch in Selbstkritik. "Ich glaube, ich habe heute einen Eigentorrekord erzielt", ärgerte er sich über ein paar unglückliche Aktionen.
So habe die Defensive viele Würfe lediglich aus Winkeln zugelassen, die für Wolff günstig hätten sein müssen. "Ich bin zum Ball gegangen, das hat geklappt. Die letzte Konsequenz hat aber gefehlt", sodass er sich ein paar Bälle selbst ins Netz gelegt habe. "Das war anders geplant."
In der Vergangenheit hätten den 32-Jährigen solche Phasen mental wohl zermürbt. "Früher hätte ich mich zerfleischt und vielleicht auch die Mannschaft heruntergezogen", meinte Wolff. Diesmal aber blieb er ruhig, verließ sich auf die Klasse seiner Vorderleute.
Irgendwann platzte dann der Knoten, der Torhüter wehrte am Ende des Abends neun von 29 Würfen ab. Weil seine Vorderleute weiter fleißig trafen, steht unter dem Strich ein klarer Erfolg. "Heute mussten wir dem Torhüter mal ins Spiel helfen", schloss Wolff mit einem Lob an seine Mannschaftskollegen.