Bundestrainer Alfreð Gíslason muss seine Einschätzung mittlerweile revidieren. Vor der Saison tippte er auf einen Meisterschafts-Zweikampf zwischen dem amtierenden Meister SC Magdeburg und der SG Flensburg-Handewitt. "Ich glaube, das wird ein Dreikampf zwischen Magdeburg, Berlin und Kiel", sagte er nun vor dem Top-Spiel-Wochenende nach der Länderspielpause.
Am Freitagabend steht nun das Top-Spiel zwischen Meister Magdeburg und Vize-Meister Füchse Berlin an.
Magdeburg hat drei Spiele weniger absolviert als die Konkurrenz und ist daher mit 29:9 Punkten derzeit nur Sechster. Nach Minuspunkten liegt der Titelverteidiger aber gleichauf mit dem Rivalen aus der Hauptstadt. Konkret bedeutet das: Rang zwei für Berlin, hinter Melsungen.
Bennet Wiegert blickt vorfreudig auf die Begegnung mit den Füchsen. Der gebürtige Magdeburger und Trainer des amtierenden Meisters ist davon überzeugt, dass es ein Spiel wird, "auf das auch Handball-Europa schaut".
Füchse-Sportchef Stefan Kretzschmar gibt vor der Partie gegenüber "Sport Bild" sogar zu: "Ich schlafe zurzeit etwas unruhiger, weil der Kampf vorn um die Meisterschaft so spannend ist."
Zwar entscheidet das Spiel nicht über den Ausgang des Titelrennens, in dem auch Tabellenführer MT Melsungen und die TSV Hannover-Burgdorf (aktuell Dritter) kräftig mitmischen. Es dürfte aber einen Fingerzeig liefern, ob die Berliner um Welthandballer Mathias Gidsel für die erste Meisterschaft in der Vereinsgeschichte reif sind.
"Wenn die Auswärtsteams in Top-Duellen punkten, sagen viele, wer überraschend dort Punkte holt – so werden Meisterschaften gewonnen", ordnet Stefan Kretzschmar die Gesamtsituation ein.
Die Favoritenrolle schiebt der Füchse-Boss dem Deutschen Meister aus Magdebrug zu. Für ihn sei es einfach eine "tolle Saison", weil die Mannschaft sich weiterentwickelt habe und mittendrin im Kampf um den Titel sei.
Die Aufregung um die Gesamtsituation raubt dem 52-Jährigen schon über die ganze Saison den Schlaf. "Einen ganz tiefen, langen Schlaf hatte ich schon lange nicht mehr, weil es einfach viel zu viele spannende Themen gibt und das wird vor dem Duell gegen den SCM bestimmt nicht besser." Sogar vor Spielen gegen Wetzlar, die auf dem 13. Tabellenplatz rangieren, bekommt Kretzschmar kaum ein Auge zu.
Am Samstagabend kommt es zudem zum Nord-Derby zwischen Kiel (Rang vier) und Flensburg (Platz fünf).
"Die Liga ist spannender als je zuvor. Wir haben fünf, sechs Mannschaften, die immer noch Meister werden können. Das tut der Liga sehr, sehr gut und zeigt, wie gut die Liga in der Breite ist", bewertete Alfreð Gíslason die Gesamtsituation vor dem Wochenende. Eine Konstellation, mit der selbst der siebenfache Meistertrainer vor dem Saisonstart nicht gerechnet hätte.
(mit Material von dpa)