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Frauen-Bundesliga: Topscorerin Natasha Kowalski macht klare Kampfansage

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Natasha Kowalski (r.) ist mit acht direkten Torbeteiligungen die Topscorerin der Bundesliga.Bild: IMAGO / frontalvision.com
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Bundesliga-Topscorerin Kowalski macht Pokal-Ansage: Titel mit Essen "realistisch"

08.12.2023, 19:23
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In der Frauen-Bundesliga gehört die SGS Essen zu den positiven Überraschungen der noch jungen Saison. Der Traditionsklub steht nach acht Partien auf dem vierten Tabellenplatz, ist zudem ins Viertelfinale des DFB-Pokals gestürmt. Ein Gesicht des Erfolgs ist Natasha Kowalski.

Die 20-Jährige ist der Offensivmotor der SGS, hat in der Liga bereits acht Torbeteiligungen gesammelt. Damit hatte sie bei über 50 Prozent der 14 Essener Treffer ihre Füße im Spiel. Im Interview mit watson spricht sie nun über das Emanzipieren von den eigenen Eltern, große Ziele und ein außergewöhnliches Hobby.

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Watson: Natasha, du hast zahlreiche Tattoos – darunter auch einen Pinguin?

Natasha Kowalski: Ein Pinguin gehört noch nicht zu der Sammlung. Ich weiß aber, worauf du hinauswillst: auf den Pinguin aus Madagascar. Du bist nicht der Erste, der das anspricht.

Dann hängt dir diese Anspielung schon zum Hals raus?

Es nervt mich nicht, wenn man mich darauf anspricht. Ich nehme das eher mit Humor und kann mich darauf ausruhen, dass Kowalski der Schlaue ist.

Welche Motive haben es stattdessen auf deine Haut geschafft?

Che Guevara habe ich mir stechen lassen, weil mein Vater auch ein Tattoo von ihm hat. Michael Jackson trage ich auf der Haut, weil ich seit meiner Kindheit ein Fan bin. Vielleicht kommt da irgendwann mal ein entsprechender Torjubel.

In der Hinsicht hast du dich zuletzt kreativ gezeigt und etwa einen Dragonball-Jubel mit Ramona Maier ausgepackt. Aber wieso erst nach dem Schlusspfiff?

Das ist immer unser Problem: Wir wollen zusammen jubeln, sind nach den Toren aber immer am weitesten voneinander entfernt. Deswegen haben wir den Jubel nach dem Abpfiff ausgepackt.

Zu bejubeln hattest du zuletzt viel. Seit deinem Wechsel von Wolfsburg II nach Essen im Sommer 2022 hast du dich in der Bundesliga etabliert, bist aktuell Topscorerin der Liga. Wie ordnest du die vergangenen anderthalb Jahre ein?

Persönlich habe ich mich auf jeden Fall weiterentwickelt, allein durch die privaten Veränderungen. Ich habe vorher bei meiner Familie gewohnt und bin durch den Transfer allein in eine Großstadt gezogen. Anfangs war das schwierig.

Inwiefern?

Man lebt vorher im Hotel Mama, plötzlich muss man sich um alles selbst kümmern. Da lernt man, wie es ist, wenn man sich selbst um die Wäsche kümmern oder kochen muss. Mittlerweile kriege ich aber alles gut hin.

Auf dem Platz sieht es auch ganz gut aus.

Mein erstes Jahr hätte gar nicht besser verlaufen können, ich bin in der Bundesliga angekommen. Durch die ganze Spielzeit habe ich mich weiterentwickelt, dafür bin ich sehr dankbar.

"Über die Jahre habe ich gelernt, dass ich mich nicht an meinen Toren messen muss, um ein gutes Spiel zu machen."

In welchen Bereichen hast du die größten Sprünge gemacht?

Ich kam aus der 2. Liga, allein das Training bei einem Erstligisten hat mich besser gemacht. Das Tempo ist viel höher, du brauchst eine andere Physis. Ich bin als Spielerin kompletter geworden, habe aber auch in einzelnen Bereichen zugelegt. Technisch bin ich besser geworden, da man am Ball weniger Zeit hat.

Siehst du trotzdem noch Luft nach oben?

Diese Bereiche gibt es immer. Dieses Jahr will ich mehr Torgefahr ausstrahlen. Das war letztes Jahr schon okay, aber das muss noch besser werden. Ich will nicht nur den entscheidenden Pass spielen, sondern dann auch mit nach vorne gehen. Darauf liegt mein Hauptaugenmerk in dieser Saison.

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Ihre Standards sind eine echte Waffe: Natasha Kowalski bei der Ausführung eines Eckballs.Bild: IMAGO / Beautiful Sports

Mit drei Toren und fünf Vorlagen bist du in der Bundesliga auf einem sehr guten Weg. Peilst du eine bestimmte Marke an?

Ich hänge mir keine Zahl an die Wand und sage, nach der Saison brauche ich zwölf Tore, um zufrieden zu sein. Über die Jahre habe ich gelernt, dass ich mich nicht an meinen Toren messen muss, um ein gutes Spiel zu machen. Zudem habe ich meinen Spielstil geändert. Ich bin nicht mehr die Torjägerin vorne drin, sondern komme eher aus der Tiefe und lege auf. Ich freue mich über einen Assist genauso wie über ein Tor.

"Wenn wir ein bisschen Losglück haben, können wir weit kommen – und das Ding vielleicht auch gewinnen."

Mit deinen acht Torbeteiligungen hast du für einen traumhaften Saisonstart eurerseits gesorgt. Ihr steht auf Platz vier, habt lediglich gegen Bayern und Leipzig verloren.

Die Niederlage gegen Leipzig war komplett unnötig. Da dürfen wir nicht verlieren. Die machen den Ausgleich, da hat bei uns das Kopfkino angefangen.

Weil ihr in der Vorsaison mit 1:6 im DFB-Pokal gegen den damaligen Zweitligisten Leipzig verloren hattet?

Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass ich es nicht im Kopf hatte. Als Leipzig das 1:1 gemacht hat und dann auch das 1:2, dachte ich mir: Das kann doch jetzt echt nicht wie im Pokalspiel laufen. Wir waren nach dem Ausgleich einfach nicht mehr gut.

Dieses Jahr sieht es im Pokal besser aus, im Achtelfinale habt ihr Köln nach wilden 90 Minuten mit 4:3 geschlagen. Was geht da in dieser Spielzeit?

Der Titel ist diese Saison realistisch. Generell ist es ein riesiger Unterschied, ob man im Pokal oder in der Liga spielt. Im Pokal geht es nur um diese 90 Minuten. In denen musst du zusehen, dass du das Spiel gewinnst. Es ist ein anderes Feeling. Wenn wir ein bisschen Losglück haben, können wir weit kommen – und das Ding vielleicht auch gewinnen. Das ist auf jeden Fall unser Ziel.

"Ich hatte bisher weder Kontakt mit Martina Voss-Tecklenburg noch mit Horst Hrubesch."

Mit 20 Jahren stehst du am Anfang deiner Karriere. Welche Ziele hast du dir für die Zukunft noch gesteckt?

Jeder Profi träumt davon, für die Nationalmannschaft zu spielen und mit ihr Titel zu holen. Es gibt nichts Schöneres, als mit dem Verein die Champions League zu gewinnen oder mit der Nationalmannschaft Europameister oder Weltmeister zu werden. Diese Ziele habe ich im Kopf. Ob es auch klappt, ist nochmal eine andere Sache.

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Kaum zu stoppen: Natasha Kowalski (r.) läuft ihrer Gegenspielerin davon.Bild: IMAGO / Eibner

Wie nah bist du denn schon am DFB-Team dran?

Ich hatte bisher weder Kontakt mit Martina Voss-Tecklenburg noch mit Horst Hrubesch. Da mache ich mir aber auch gar keinen Kopf drüber. Mein voller Fokus liegt aktuell auf dem Verein, mit dem eine gute Rolle zu spielen. Wenn ich meine Sache hier gut mache, kommt früher oder später das, was kommen soll.

Ein Schuss Kreativität würde der Nationalmannschaft sicherlich guttun. Und die zeigst du nicht nur auf, sondern auch neben dem Feld. Auf Instagram hast du ein paar außergewöhnliche Bilder geteilt. Was steckt dahinter?

Ich bin schlecht im Malen und Zeichnen. Da dachte ich mir: Das muss doch irgendwie anders funktionieren. In der Werkstatt meines Vaters habe ich alte Spraydosen gefunden und die einfach mal auf einem Blatt Papier ausprobiert. Mittlerweile sprühe ich ganze Leinwände voll.

Wie oft zückst du die Spraydosen?

Es kommt darauf an, wie ich Lust habe oder wie mir die Ideen kommen. Und ich kann das nur bei meinen Eltern, in der Werkstatt meines Vaters, machen. In meiner Wohnung würde ich mich selbst vergiften.

Wo landen deine Bilder?

In meiner Wohnung hängen einige, ich habe bisher ungefähr 15 Bilder erstellt. Jetzt bin ich dabei, meine Mutter davon zu überzeugen, dass sie auch zu Hause meine Bilder aufhängen. Noch sträubt sie sich ein bisschen.

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