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Olympia 2024: Schwimm-Star Florian Wellbrock prangert Seine-Chaos an

Florian Wellbrock of Germany competes in the open water men s 5km during the 21st World Aquatics Championships at the Old Doha Port in Doha Qatar, February 07, 2024. GiorgioXPerottino
Deutschlands Schwimm-Ass Florian Wellbrock absolviert in Paris seine dritten olympischen Spiele.Bild: IMAGO images / Giorgio Perottino
Interview

Olympia 2024: Schwimm-Star Florian Wellbrock prangert Seine-Chaos an

26.07.2024, 07:58
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Florian Wellbrock ist einer der bekanntesten Namen im deutschen Olympia-Aufgebot. Der 26-jährige Schwimmer ist siebenfacher Weltmeister und hat 2021 auf 1500 Metern Freistil einen Weltrekord aufgestellt.

Auch olympisches Gold hat Wellbrock bereits geholt, nämlich bei den Sommerspielen in Tokio 2021 beim Freiwasserwettkampf über zehn Kilometer. Er war damit der erste deutsche Schwimmsportler seit Britta Steffen 2008, der eine Olympia-Goldmedaille gewann.

Im Gespräch mit watson spricht Florian Wellbrock über seine Liebe zum Schwimmen, über das Hin und Her rund um den Wettkampfbereich in der Seine und auch über seine Frau. Die Ex-Schwimmerin Sarah Wellbrock hat in ihrer Karriere ebenfalls einen Weltrekord aufgestellt.

watson: Viele Menschen haben Vorurteile gegenüber dem Schwimmen: Es sei langweilig, alles, was man sieht, sind die Kacheln am Beckenboden. Warum ist es aus deiner Sicht nicht so, Florian?

Florian Wellbrock: Den Kacheln-Spruch kenne ich natürlich auch, damit wird man oft konfrontiert. Für mich ist Schwimmen aber ganz und gar nicht langweilig. Wenn ich den Kopf unter Wasser tauche, bin ich ganz bei mir und kann dem Alltag für eine Weile entfliehen.

Dieses Gefühl ist dir auch nach Jahrzehnten im Profisport geblieben?

Auf jeden Fall. Egal ob es um 6 Uhr morgens oder 20 Uhr abends ist: Der Sprung ins Wasser ist für mich immer etwas richtig Schönes.

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Wie hoch war dein Trainingspensum in den Wochen vor den Olympischen Spielen?

In unserem Höhentrainingslager in der Sierra Nevada gab es Wochen, in denen ich rund 100 Kilometer geschwommen bin, das macht dann pro Tag 17,18 Kilometer.

So viel laufen die meisten Menschen nicht mal am Tag.

Ja, ich lauf das auch nicht, ich mache das nur im Wasser! (lacht)

2024 World Aquatics Championships, Hamad Aquatic Center, Doha, Qatar 18/2/2024 Mens 1500m Freestyle Final Florian Wellbrock of Germany silver medal, Daniel Wiffen of Ireland gold medal and David Aubry ...
Florian Wellbrock (links) will sich in Paris erstmals auch beim Beckenschwimmen eine Olympia-Goldmedaille schnappen.Bild: IMAGO/Inpho Photography

Bei der Schwimm-WM im Februar in Katar lief es nicht nach deinen Vorstellungen. Dir hatte vor allem das kalte Wasser zu schaffen gemacht. Musstest du seitdem oft in die Eistonne?

Es ist kein großer Anteil meines Trainings gewesen, aber wir haben es immer mal wieder eingebaut. Für die Gewöhnung, aber auch wegen des schönen Nebeneffekts, dass es die Regeneration ankurbelt.

Fühlst du dich also gut gewappnet für die Seine?

Ja, auf jeden Fall. Auch wenn viel diskutiert wurde und lange unklar war, ob wir dort überhaupt schwimmen können. Die Wasserwerte werden besser, die Strömung ist aber nach wie vor ein Problem. Aktuell ist sie noch zu stark, um Wettkampf zu schwimmen. Mittlerweile wurde aber offen über einen Plan B kommuniziert. Unsere Wettkämpfe finden also auf jeden Fall statt. Das ist für uns enorm wichtig und bringt Ruhe rein.

Ob das olympische Schwimmen in der Seine nun stattfinden kann oder nicht, war monatelang Dauerthema. Wie hast du die Nachrichtenlage dazu verfolgt?

Es hat mich wütend und auch traurig gemacht, dass man die Sportler bei diesem Thema so lange im Dunkeln gelassen hat. Aber auch wenn ich oft den Kopf schütteln musste, habe ich mich natürlich damit beschäftigt, einfach weil ich als Freiwasserschwimmer nicht um das Thema herumkomme.

Du wirst bei Olympia sowohl im Becken als auch im Freiwasser schwimmen. Was sind für dich als Sportler die wesentlichen Unterschiede?

Der signifikanteste Unterschied ist, dass man im Becken seine abgesperrte Bahn hat. Die Bedingungen ändern sich also nicht, was es für den Wettkampfsportler berechenbarer, aber auch monotoner macht. Im Freiwasser dagegen ist man mit vielen Menschen gleichzeitig im Wasser und hat nicht seinen eigenen abgesperrten Bereich. Es ist teilweise schon ein Hauen und Stechen, bei dem man sich behaupten muss. Außerdem muss man sich auf Faktoren wie Wassertemperatur und Fließgeschwindigkeit einstellen.

Wo schwimmst du lieber, im Becken oder im Freiwasser?

Das ist immer vom jeweiligen Wettkampf abhängig. Wenn ich weiß, dass das Wasser draußen sehr dreckig ist, freue ich mich mehr aufs Becken. Wenn wir aber eine super Location haben und gutes Wetter ist, dann hat das Freiwasser seinen ganz besonderen Reiz.

Von den deutschen Olympioniken bist du einer der bekanntesten. Hemmt dich diese Bekanntheit manchmal?

Hemmen würde ich nicht sagen, pushen aber auch nicht. Immer mal wieder wird mir aber bewusst, wie weit ich auf meinem Weg schon gekommen bin. Als ich damals nach Magdeburg gewechselt bin, hatte ich den großen Traum, an einer Deutschen Meisterschaft teilzunehmen. Mittlerweile bin ich Olympiasieger und werde teilweise auf der Straße nach Fotos gefragt. In solchen Momenten wird mir klar, an welchem Punkt ich inzwischen stehe.

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Sarah Wellbrock (geb. Köhler) blickt als Europa- und Weltmeisterin auf eine erfolgreiche Schwimm-Karriere zurück.Bild: imago images / Tilo Wiedensohler

Deine Frau Sarah hat ihre Karriere im vergangenen Jahr beendet. Beneidest du sie manchmal, dass sie nicht mehr 17 Kilometer am Tag schwimmen muss?

Nein, wir sind beide sehr zufrieden mit den Wegen, die wir eingeschlagen haben. Bei ihr sind nochmal andere Stressfaktoren dazu gekommen. Sie ist Juristin und steckt gerade mitten im Referendariat. Sie hat also eine Menge zu tun und das ist eine ganz andere Art von Stress. Aber wir sind beide sehr froh, dass wir gerade das machen können, was uns viel Spaß macht.

Für ganz viele Sportler ist Olympia das absolute Karriere-Highlight. Für dich ist es schon die dritte Teilnahme. Was macht die Olympischen Spiele aus deiner Sicht so besonders, auch im Vergleich zu anderen großen Wettkämpfen wie die WM oder die deutsche Meisterschaft?

Die Besonderheit kommt einmal daher, dass Olympia nur alle vier Jahre stattfindet. Und daher, dass sich dann die besten Sportler aller möglichen Disziplinen versammeln und jeder in seiner Sportart danach strebt, der beste zu sein.

Inwiefern hat sich Olympia seit deinen ersten Spielen 2016 entwickelt?

Ich habe das Gefühl, dass es immer größer wird. Das liegt auch daran, dass immer neue Sportarten wie Breakdance dazukommen. Ich finde es toll, dass Olympia auch diesen Sportlern inzwischen eine Bühne gibt.

Mit Blick auf deinen Olympia-Start: Hast du ein bestimmtes Ritual, bevor du ins Becken steigst?

Ich habe meine standardisierten Abläufe, zum Beispiel beim Warm-up, und weiß genau, wann ich was mache. Außerdem suche ich mir vor dem Wettkampf immer noch einen Kaffee bzw. Espresso, um mir schnell noch einen kleinen Koffein Boost abzuholen. Dann höre ich noch ein bisschen Musik und schon bin ich bereit für den Wettkampf.

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