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Paralympics 2024: Leichtathlet Johannes Floors mit klarer Gold-Ansage für Paris

Johannes Floors of Germany reacts after finishinf the Men's 400m T62 Final at the Para Athletics World Championships in Kobe on May 25, 2024. Floors won the event. ( The Yomiuri Shimbun via AP Im ...
Bei der Para-Leichtathletik-WM konnte sich Johannes Floors optimal auf die Paralympischen Spiele in Paris vorbereiten.Bild: Yomiuri Shimbun / Nanako Sudo
Interview

Para-Leichtathlet Johannes Floors verspricht "Gold und nichts anderes!"

Es sind nur noch wenige Wochen, bis die Paralympischen Spiele in Paris beginnen. Watson hat bei Leichtathlet Johannes Floors nachgefragt, wie die Vorbereitung läuft.
01.08.2024, 07:55
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Auf dem WM-Titel in seiner Paradedisziplin über 400 Meter kann sich Johannes Floors nicht ausruhen. Denn nach der Para-Leichtathletik-WM im Mai im japanischen Kobe ist vor den Paralympischen Spielen Ende August in Paris. Innerhalb von nur wenigen Monaten stehen für den 29-Jährigen zwei große Highlights an.

Im Gespräch mit watson gibt er einen Einblick in seinen Alltag und macht deutlich, dass seine Mission über den Sport hinaus geht.

Watson: Johannes, war die WM in diesem Jahr mit Blick auf Olympia für dich nur ein "besserer Test"?

Johannes Floors: Ich würde die WM nicht als Test bezeichnen. Dort herrscht ein sehr hohes Niveau und es ist ein harter Wettkampf. Aber die WM und das Training dafür ist natürlich auch eine super Vorbereitung für die Paralympics. Die Wettkampfstimmung lässt nicht nach.

"Es ist unmöglich, komplett cool zu bleiben."

Die Norm für die Paralympischen Spiele hattest du schon vor der WM erreicht und bei Instagram geschrieben, dass du dich nun ohne Druck auf Paris vorbereiten kannst. Bringst du ohne Druck bessere Leistungen?

Als Leistungssportler bin ich stets unter Druck, den ich mir meist selbst auferlege. Mir geht es immer darum, besser zu sein als gestern. Das spornt mich an. Aber da die WM in Kobe und die Paralympischen Spiele so nah zusammenliegen, bin ich schon froh, dass ich mich durch das sehr positive WM-Ergebnis jetzt mit besten Voraussetzungen auf Paris vorbereiten kann.

Du bist grundsätzlich sehr aktiv auf Social Media, teilst immer wieder Auszüge aus deinem Training und deinem Alltag. Bist du davon manchmal genervt, die Social-Media-Attraktivität bestimmter Situationen immer im Kopf haben zu müssen?

Wenn ich trainiere, habe ich das nicht im Hinterkopf. Ich teile gerne Einblicke in meinen Alltag. In meinem Leben als Athlet passieren ja keine Wunder. Ich möchte zeigen, dass Einschränkungen oft keine Rolle spielen und mit harter Arbeit und Willen viel erreicht werden kann. Wenn ich diese Message über Social Media verbreiten und andere damit inspirieren kann, dann mache ich das mehr als gerne.

Und es hilft sicherlich auch, um für Sponsoren und Partner interessant zu werden.

Der Austausch mit Sponsoren und Partnern ist für mich super wichtig, um unseren Sport greifbar zu machen. Über Social Media kann ich mit Einblicken in mein Training oder auch zu Wettkämpfen genau das erreichen.

Wie sieht das bei den Paralympischen Spielen konkret aus?

Dieses Jahr bin ich für die Paralympischen Spiele zum Beispiel Teil des Teams Samsung Galaxy, einer weltweiten Community aus Spitzen-Athlet*innen. Als Brand Ambassador für Samsung kann ich Menschen auf der ganzen Welt erreichen. Zum Beispiel auch andere Amputierte, die vielleicht gerade in den Anfängen ihrer Versorgung stehen und viele Fragen haben oder nicht wissen, was alles möglich ist. Denen kann ich zeigen: "Hey, du kannst das schaffen."

Du kämpfst immer wieder um Sichtbarkeit und bessere Bedingungen – auch auf politischer Seite: War das für dich schon immer selbstverständlich, deine herausragende Rolle durch deine Erfolge zu nutzen?

Selbstverständlich. Als ich in Leverkusen anfing, war ich der Rookie und viele Profisportler haben mir auf meinem Weg geholfen. Jetzt ist es an der Zeit, zurückzugeben. Einmal im Training, aber auch auf politischer Ebene. Ich will die Sichtbarkeit für unseren Sport erhöhen und tausche mich dafür intensiv mit Partnern, Sponsoren und der Politik aus.

Du giltst als der beste Para-Sprinter und dein Aufstieg lief rasant: Wie hast du für dich einen Umgang mit der schlagartig steigenden Aufmerksamkeit und damit auch dem Leistungsdruck gefunden?

Da wächst man rein. Ich bin mit 19 Jahren nach Leverkusen gekommen und habe dort ein Team, das komplett hinter mir steht. Das hilft in den Momenten, in denen der Leistungsdruck besonders hoch ist. Es ist immer jemand da, mit dem ich mich austauschen kann.

Du hast in einer ZDF-Doku vergangenes Jahr gesagt, dass es schon die ganze Saison 2023 nicht optimal lief. Was läuft 2024 besser?

Dieses Jahr läuft es definitiv besser. Ich bin mit einer Zeit von 21,03 Sekunden über 200 Meter in die Saison gestartet, habe über 400 Meter meinen WM-Titel in Japan verteidigt und bin auch über 100 Meter mit 10,82 Sekunden schon schnell gewesen. Das stimmt mich sehr positiv für die Saison, so kann es weitergehen.

ARCHIV - 03.09.2021, Japan, Tokio: Paralympics 2021: Leichtathletik, 400 Meter M�nner, T62 Finale, im Olympiastadion. Goldmedaillen-Gewinner Johannes Floors aus Deutschland jubelt nach seinem Sieg und ...
Bei den Paralympics in Tokio holte Johannes Floors über 400 Meter bereits Gold. Bild: dpa / Marcus Brandt

Es sind nach Rio und Tokio deine dritten paralympischen Spiele. Spürt man da noch so etwas wie Aufregung oder schon Routine?

Natürlich spürt man die Aufregung. Die Paralympischen Spiele sind das Highlight jedes paralympischen Athleten, da kommen alle Athlet:innen zusammen und geben im Wettkampf alles. Da ist es unmöglich, komplett cool zu bleiben.

Zumal deine Familie und Freunde dank der kurzen Anreise auch die Möglichkeit haben, dich im Stadion anzufeuern.

Das stimmt. Ich freue mich riesig darauf, dass Familie und Freunde vor Ort dabei sein können, um mitzufiebern. Das ist eine einmalige Chance und die wirkt sehr motivierend.

Hast du in deiner Vorbereitung irgendwas im Vergleich zu Rio oder Tokio verändert?

Tokio war sehr erfolgreich für mich, deshalb ist im Kern trotz eines rentenbedingten Trainerwechsels vieles gleich geblieben. Wir hatten im vergangenen Jahr die WM in Paris, da waren wir vorher in Südfrankreich im Trainingslager. So werden wir es auch dieses Jahr wieder machen. Im Training selbst nutzen wir allerdings mehr technische Hilfsmittel.

Was meinst Du damit?

Trainings- und Wettkampfpläne oder auch Trainingsfeedbacks machen wir fast nur noch digital, da ich sie so leichter speichern, mir nochmal ansehen oder auch mit meinem Trainer schneller teilen und bearbeiten kann. Zudem machen wir noch mehr Trainings- und Videoanalysen. Mein Samsung Galaxy Smartphone oder Tablet eignen sich super, um Trainingssequenzen aufzuzeichnen und zu analysieren, zum Beispiel den Start oder den Lauf in Zeitlupe. Die Erkenntnisse fließen dann in Korrekturen und ins Training ein.

Worauf achtest du noch?

Zusätzlich achte ich auch auf den Prothesenaufbau, also die Stellung von Blade zum Schaft. Dies ist allerdings mehr Thema für die Wintersaison. So kurz vor den Paralympischen Spielen wird an der Prothese eigentlich nichts mehr verändert.

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Du hast schon Gold und Bronze gewonnen. In einem Werbespot mit Matthias Mester macht ihr Witze darüber, dass dir nur noch Silber für den perfekten Satz fehlt. Das ist aber nicht dein Ziel für Paris, oder?

(lacht) Nein, mein Ziel ist Gold auf 400 Meter. Das und nichts anderes!

Wie oft hast du dir in der Vorbereitung aber auch schon gedacht: Warum quäle ich mir hier noch, ich hab doch schon fast alles gewonnen?

Die Frage stellt sich nie, denn genau das ist offen: Fast alles gewonnen.

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