Russland hat einem der führenden Doping-Experten, Hajo Seppelt, die Einreise zur Fußball-Weltmeisterschaft verwehrt. Das Visum des ARD-Journalisten sei am Freitag für ungültig erklärt worden, teilte der Sender mit – und sprach von einem "Eingriff in die Pressefreiheit".
Herr
Seppelt, Sie stehen auf der Liste "unerwünschter Personen“. Überrascht?
Hajo Seppelt: Dass
man unsere Berichterstattung in Russland nicht besonders gut findet, das
überrascht mich weniger. Es wurde wiederholt gesagt, dass wir russophob seien,
dass unsere Berichterstattung gesteuert sei. Das ist natürlich völliger Unsinn.
Es zeigt sich, dass wir mit der Aufklärung des russischen Dopingskandals einen
empfindlichen Nerv getroffen haben, der offensichtlich politische und
staatstragende Dimensionen hat. Das Russland jetzt meint, zu solchen Maßnahmen
greifen zu müssen, das spricht aus meiner Sicht für sich.
Wurde die Ablehnung des Visums begründet?
Nein.
Es ist nur gesagt worden, dass ich auf dieser Liste „unerwünschter Personen“
stünde. Nähere Angaben wurden nicht gemacht.
Ist das nicht ein
Eingriff in die Pressefreiheit?
Aus
meiner Sicht ist das tatsächlich ein beispielloser Vorgang. Das hat im
Grunde mit meiner Person gar nichts zu tun. Es geht grundsätzlich um die Frage:
Wie kann es sein, dass bei Sportgroßereignissen, bei denen ja der freie Zugang
für Medienvertreter ein Kriterium bei der Vergabe ist, ein Journalist nicht
einreisen darf? Das sind ja grundsätzliche Fragen, die die Verantwortlichen
klären müssen.
Und die ARD? Was
erwarten Sie jetzt von Ihrem Sender?
Die
hat sich hinter mich gestellt. Das ist eindeutig. Daran sehen Sie ja, dass sich
die ARD ganz klar für kritischen Sportjournalismus einsetzt.
Heißt das aber nicht
auch in der Konsequenz, dass der Sender darauf verzichten sollte, aus Russland
zu übertragen? Wie soll das gehen: Für Pressefreiheit einstehen und
gleichzeitig die WM-Spiele zeigen?
Das
kann ich in Teilen nachvollziehen, dass manche zu solchen Schlussfolgerungen
kommen können. Aber: Die Übertragung eines Fußballspiels ist das eine, die
Frage der Pressefreiheit das andere. Welche Auswirkung diese Entscheidung
Russlands jetzt auf die Berichterstattung hat, vermag ich einfach nicht
einzuschätzen.
Mitarbeit: Benedikt Niessen