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Formel E: René Rast erklärt Probleme der Rennserie – "schwierige Situation"

Rene Rast GER, McLaren, Formel E FIA Weltmeisterschaft, Saison 9, Kapstadt E- Prix, Südafrika, 23.02.2023 *** Rene Rast GER , McLaren, Formula E FIA World Championship, Season 9, Cape Town E Prix, Sou ...
René Rast verließ nach der Saison 2021 die Formel E, kehrte nun 2023 bei McLaren zurück in die elektrische Rennserie.Bild: imago images
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Zwischen Netflix, Youtube und Twitch: Formel-E-Star René Rast erklärt Probleme der Rennserie

06.05.2023, 13:30
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Locker lässig kommt René Rast zum Interview-Termin im Rahmen des Formel-E-Wochenendes Mitte April in Berlin. Der 36-Jährige hat schon viel erlebt im Motorsport, gewann das ADAC GT Masters und mehrfach die DTM. In der Formel E ist es seine zweite gesamte Saison.

Kurz nachdem klar wurde, dass McLaren das Mercedes-Team übernehmen würde, war auch die Rückkehr von Rast in die elektrisch angetrieben Rennserie klar. Dazu startet er ab Ende Mai auch für BMW in der DTM. In einem Jahr nimmt er also an zwei Rennserien teil.

Im Interview spricht der geborene Mindener über den damit zusammenhängenden Stress und unter welchen Problemen die Formel E leidet.

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watson: Abgesehen vom auffälligsten, dem elektrischen Antrieb der Autos: Was macht die Formel E zu einer nachhaltigen Rennserie?

René Rast: Unser Ziel ist es, die Aufmerksamkeit der Leute auf das Thema nachhaltige Mobilität zu richten. Wir wollen ein Bewusstsein dafür schaffen. Das ist das Wichtigste. Je mehr Leute über Elektro-Mobilität und Nachhaltigkeit nachdenken, umso besser ist es. Dabei ist wichtig, dass es viele Formen der Nachhaltigkeit gibt, nicht nur die klimapolitische.

Waren das auch für dich persönlich Gründe, in der Formel E zu fahren?

Ehrlicherweise eher weniger. Als Rennfahrer möchte ich immer in der höchstmöglichen Rennserie zu fahren. Es gibt die Formel 1 und darunter verschiedene Klassen. In den letzten Jahren hat sich die Formel E als beste Serie nach der Formel 1 etabliert.

Trotzdem gibt es immer wieder Diskussionen zwischen traditionellen Motorsport-Fans, die den Benzin-Geruch vergöttern und einer aufgeschlosseneren Gruppe, die nachhaltigen Motorsport befürworten. Wie siehst du diese Diskussion?

Es ist eine ganz schwierige Situation. Die "Petrol Heads" sind seit den ersten Tagen dabei, haben Schumacher gesehen. Für die muss Motorsport laut sein und stinken – ich kann das nachvollziehen, weil das ihr Grund war, zum Motorsport zu kommen. Dass diese Menschen sich nicht mit der Formel E identifizieren, kann ich nachvollziehen.

"Ich glaube auch nicht, dass die Formel E das Problem ist, sondern, dass die Leute ein viel zu schnelllebiges Leben führen."

Aber?

Zu behaupten, dass Formel E kein Motorsport sei und keine Zukunft hat, finde ich auch falsch. Je mehr jungen Leuten wir aber jetzt vermitteln, dass die Formel E für den Motorsport der Zukunft steht und den Status Quo einnehmen kann, umso anerkannter wird die Formel E. Es wird aber sicherlich eine Weile dauern, bis dieser Switch stattfindet und wir eine Generation haben, die mit Elektromobilität aufwachsen.

Was muss geschehen, dass die Formel E noch mehr zur Formel 1 aufschließen kann?

Es wird schon viel versucht. Alleine, dass ProSieben die Rennen überträgt, tut der Rennserie gut. Ich glaube auch nicht, dass die Formel E das Problem ist, sondern, dass die Leute ein viel zu schnelllebiges Leben führen. Oft ist die wirkliche Aufmerksamkeitsspanne nur noch wenige Sekunden, weil es mit Youtube, Netflix, Twitch und allem anderen eine sehr große Vielfalt an Angeboten gibt und dadurch die Menschen schnell abgelenkt werden.

Die Formel 1 hat durch eine Netflix-Doku einen regelrechten Hype erfahren...

Ob das am Ende auch bei uns helfen würde, weiß ich nicht. Ich habe da auch keine wirkliche Antwort für, aber ich glaube, dass die Welt noch schnelllebiger werden wird, weil sicherlich noch mehr Angebote auf den Markt kommen werden.

Beim Fußball kommt deshalb in regelmäßigen Abständen die urkomische Idee auf, Spiele zu verkürzen. Ist sowas auf den Motorsport übertragbar?

Nein. Egal, welche Maßnahmen man einleiten würde, es würde Leute geben, die das kritisieren. An der Formel E wird jetzt schon kritisiert, dass Rennen unter einer Stunde zu kurz seien. Jede Serie muss da einfach einen eigenen Weg gehen.

Rene Rast GER McLaren, Formel E FIA Welttmeisterschaft, Saison 9, Hyderrabad E- Prix, Telangana, Indien, 10.02.2023 *** Rene Rast GER McLaren, Formula E FIA World Championship, Season 9, Hyderrabad E  ...
René Rast fährt seit der Saison 2023 für McLaren in der Formel E.Bild: imago images

In der Formel E gibt es einige Rennwochenenden an denen am gleichen Ort zwei Rennen gefahren werden. Logistisch ist das schlau. Wäre das auch auf die Formel 1 übertragbar?

Ich fände es auch bei uns in der Formel E schlauer, an jedem Wochenende diese Double-Header zu haben. Du bist eh da, warum fährst du dann nicht zwei Rennen. Den ganzen Aufwand für nur einen Lauf finde ich etwas übertrieben. In der Formel 1 versucht man teilweise mit dem Sprint zwei Rennen an einem Wochenende zu haben. Da spielt aber hauptsächlich das Geld eine Rolle.

Du selbst startest nicht nur in der Formel E, sondern ab Ende Mai auch in der neuen DTM-Saison. Muss man verrückt sein, um in zwei Rennserien gleichzeitig zu starten?

Es ist viel, viel Aufwand. Die meisten Leute sehen nur die Rennwochenenden und nicht das, was dahintersteckt. Die Tage zwischen den Rennen sind vollgepackt mit Reisen, Mails beantworten, Nachbereitung, Vorbereitung. Es sind so viele Themen, die man nicht sieht. Von daher muss man vielleicht tatsächlich ein bisschen verrückt sein.

"Mein Sohn fragt mich schon, wann er mich mal länger als einen Tag sieht. Das ist ein bisschen traurig, aber als Rennfahrer hast du nicht so eine lange Karrierespanne."

Wie viel Zeit bleibt dann noch für andere Dinge?

Eigentlich keine. Mein Sohn fragt mich schon, wann er mich mal länger als einen Tag sieht. Das ist schon ein bisschen traurig, aber als Rennfahrer hast du nicht so eine lange Karrierespanne. Die guten Jahre musst du deshalb nutzen, aber es macht natürlich auch viel Spaß.

Wie lief der Prozess ab, dass du ihn beide Rennserien startest?

Das Engagement in der Formel E stand schon in der zweiten Jahreshälfte im vergangenen Jahr fest. Ich wollte aber auch unbedingt wieder die deutschen Fans mit ins Boot holen und weiter mit einem deutschen Hersteller verbunden sein. Bei BMW ging das. Beide Hersteller waren damit fein, deshalb wollten wir es probieren.

Was macht dir an der DTM mehr Spaß und was an der Formel E?

Ich bin seit Kindheitstagen DTM-Fan gewesen und es war immer ein Traum für mich, weil es die beste Tourenwagen-Serie weltweit war. Das hat sich vielleicht in den letzten Jahren etwas geändert, aber sie ist immer noch auf einem Top-Level. Ich mag das enge Fahren mit den Wagen, sich auch mal zu schieben und anzulehnen.

Und bei der Formel E?

Da finde ich das Energie-Management reizvoll. Du kannst eben nicht die ganze Zeit Vollgas geben, sondern musst clever fahren, damit du am Ende noch Energie hast, um über die Ziellinie zu rollen.

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