Die Klub-WM ist in vollem Gange, doch schon nach wenigen Partien ist klar: Die größte Herausforderung lauert nicht auf dem Rasen, sondern darüber – in Form einer gnadenlosen Sonne.
Beim Duell zwischen Paris Saint-Germain und Atlético Madrid wurde die Hitze zum Hauptdarsteller: Fast 40 Grad, eine Luftfeuchtigkeit wie im Dampfbad – und ein Spiel, das zur Hitzeschlacht mutierte.
"Es ist unmöglich, in dieser Hitze 90 Minuten lang auf sehr hohem Niveau zu spielen", klagte Atlético-Profi Marcos Llorente.
Und auch Thomas Müller, der beim lockeren 10:0 gegen Auckland City durchspielte, flüchtete sich in Humor: "90 Minuten – in der Hitze!", raunte er den Reportern auf dem Weg in die Kabine zu. Anschließend erklärte er augenzwinkernd, er müsse jetzt erstmal "die Per-Mertesacker-Eistonne rausholen".
Diese inzwischen legendäre Eistonne – benannt nach Mertesackers ikonischem Interview-Rant 2014 – ist mittlerweile fester Bestandteil der Bayern-Regeneration.
Leon Goretzka etwa schwört auf sie. "Ich bin schon viel weniger krank, seitdem ich das mache", sagt er. In einem Video auf dem Youtube-Kanal des Klubs steht er bis zur Hüfte im Eiswasser. Auch im Winter, erklärt Goretzka, springt er regelmäßig hinein.
Nicht alle sind so abgehärtet. Neuzugang Jonathan Tah kämpft sichtbar mit den Bedingungen. "Ich habe Schmerzen", sagt er, als ihn Aleksandar Pavlović mit einem besorgten "Jona, geht's?" anspricht. Ein Lachen kann Tah sich trotzdem nicht verkneifen.
Für Unterhaltung – und ein bisschen Ärger – sorgt dann ausgerechnet Tom Bischof. Der 19-Jährige, erst kürzlich aus Hoffenheim gekommen, erlaubt sich in der Kältekammer einen Kindheitsklassiker: Mit einer Handvoll Eis spritzt er seinen Nebenmann Pavlović nass.
Was als flapsiger Spaß gemeint war, kommt weniger gut an. "Bro", entgegnet Pavlović trocken, "das ist respektlos." Eine Szene, die zeigt, dass die Nerven unter Extrembedingungen blankliegen können. Bischof nimmt den Rüffel mit einem schelmischen Lachen hin, aus dem Off ist Gelächter zu hören.
Abseits der Eistonne versucht das Team, im Basecamp in Orlando ein wenig Leichtigkeit zu bewahren. Ein Golfplatz, ein Gemeinschaftsraum – oder wie Torhüter Jonas Urbig ihn nennt: die "Chill-Area".
Gemeinsam mit Kingsley Coman führt er die Fans in einem weiteren Video durch die Unterkunft. Urbig zeigt auf Kaffeeautomaten und auf Mitspieler Manuel Neuer, Coman deutet mit einem Grinsen auf das Duell an der Tischtennisplatte: "Hier ist Roland Garros" – gemeint ist das interne Duell zwischen Upamecano und Guerreiro.
Trainer Vincent Kompany weiß, wie wichtig Auszeiten sind. "Es ist für mich auch wichtig, dass wir nicht unnötig jeden Tag den ganzen Stress eines Turniers mitnehmen", sagte er und spendierte nach dem Auftaktspiel sogar einen trainingsfreien Tag.
Lange bleibt es nicht ruhig: Von Orlando geht es weiter nach Miami. Rund 370 Kilometer entfernt wartet dort das nächste Gruppenspiel – und möglicherweise schon die vorzeitige Achtelfinalqualifikation.
Ein Sieg im Hard Rock Stadium am Freitagabend (Ortszeit) würde den Einzug in die K.o.-Phase sichern. Boca Juniors hatte gegen Benfica nur ein 2:2 geholt.
Bleibt zu hoffen, dass bis dahin nicht noch mehr Eiswürfel fliegen – und dass die Bayern in der Sonne Floridas einen kühlen Kopf bewahren.