Schneller, höher, weiter – das ist das Motto der Olympischen Spiele. Nun steht dieses Jahr gar kein Olympia-Turnier an, die Fifa vermittelt seit Monaten aber doch das Gefühl, als wäre dieser Sommer olympisch. Denn das neue Mega-Event des Weltverbands, die Klub-WM, verspricht doch auch irgendwie die gleichen Attribute: größer, besser, mehr.
32 Mannschaften nehmen an dem interkontinentalen Turnier teil, in zwölf Stadien wird gespielt. Ausgelobt ist ein Preisgeld von einer Milliarde US-Dollar sowie ein neuer, gleichermaßen funkelnder wie klobiger Pokal. Und passend dazu wird das Turnier in den USA ausgetragen, also in dem Land, in dem vom Burger bis zum Auto ohnehin alles in XXL-Portionen geliefert wird.
Und Fifa-Boss Gianni Infantino? Der hat seinen Namen nicht nur zweimal auf der Trophäe verewigen lassen, sondern dem Turnier auch mit markigen Worten bereits vorab seinen Stempel aufgedrückt.
"Wir werden hier in Nordamerika Geschichte schreiben", kündigte der Schweizer vor dem Start des Mega-Turniers an. Es ist die passende Rhetorik zu all den Mega-Zahlen. Und so solle etwa auch der neue Pokal "der Inbegriff eines 'Big Bang'" sein, wie ihn dieses ganze Turnier darstellen soll.
Der eigenen Logik dieser pompösen Inszenierung folgend, finden die 63 Spiele größtenteils in den riesigen Stadien des Landes statt. In den NFL-Tempeln der Football-Teams, in die zwischen September und Februar Woche für Woche um die 80.000 Menschen pilgern.
Reine Fußballstadien sind zwar auch Teil des Arena-Line-ups, die vier Stadien in Washington, Nashville, Orlando und Cincinnati gehen zwischen der prunkvollen Konkurrenz aber unter. Gerade einmal zwölf der 63 Spiele finden in den vier reinen Fußballstadien statt.
Und das, so zeichnet es sich nach den ersten Spielen dieser Klub-WM ab, war keine gute Idee. Denn die Fifa, die bei diesem Turnier alles auf Opulenz setzt, kann kaum Hochglanzbilder aus den Stadien liefern. Vielmehr herrscht dort vornehmlich traurige Tristesse.
Leere Ränge, wohin das Auge auch reicht. Und zwar nicht nur fünf Minuten vor dem Anpfiff, sondern auch mitten im Spiel. Ränge oder Blöcke bleiben teilweise gar komplett geschlossen. Der Ticketabsatz läuft offensichtlich nicht so, wie sich Infantino und Co. das erhofft haben.
Daran ändern auch die WM-Bundles nichts, die Fans Ticketgarantien für 2026 sichern sollen. Und am miesen Gesamteindruck ändert auch die veränderte Verkaufsstrategie nichts. So sollen Fans gezielt auf die Tribünen umgelenkt werden, auf die die Kameras gerichtet sind. Unter den Linsen wiederum herrscht gähnende Leere, akustisch zumeist sowieso.
Das Ausmaß ist dabei durchaus bemerkenswert. Denn im Mercedes-Benz Stadium in Atlanta waren beim ersten Spiel zwischen dem englischen Topklub Chelsea und dem LAFC gerade einmal knapp 22.000 Zuschauende zugegen – bei 70.000 verfügbaren Plätzen. Das ist vor dem Hintergrund beachtlich, als dass MLS-Klub Atlanta United ebenfalls in dem Stadion von NFL-Team Atlanta Falcons spielt und diese Saison einen Zuschauerschnitt von 44.000 hat.
Die Partie in Atlanta ist keine Ausnahme, mehrere Stadien waren bis dato bestenfalls zur Hälfte gefüllt. Klubs wie die Boca Juniors oder vereinzelt noch die Teams aus Brasilien bilden als Fanmagneten eher die Ausnahme als die Regel. Und das wird mindestens für den Rest der Gruppenphase noch so bleiben.
Denn bei allem Respekt vor der sportlichen Arbeit in den jeweiligen Klubs: Für RB Salzburg, Al-Ain oder ES Tunis schaltet hierzulande kaum jemand den Stream ein – wie sollen da während der Arbeitszeit Massen an Menschen vor Ort in die Stadien gelockt werden?
Es macht den Anschein, als hätte Infantino so oft davon erzählt, wie super diese neue Klub-WM wird, dass bei der Fifa tatsächlich alle geglaubt haben, dass dieses neue Turnier das beste und wichtigste aller Zeiten wird. Das ist es aber, Stand Juni 2025, ganz offensichtlich nicht.
Der Weltverband hat sich verzockt und kassiert nun die Quittung in Form halbleerer Stadien.
Cleverer wäre es da wohl gewesen, vermehrt auf die zunehmende Anzahl an reinen Fußballstadien in den USA zu setzen. Es gibt schließlich eine Vielzahl an Arenen, die 20.000 bis 35.000 Plätze bietet. Aber das wäre natürlich mehr Realismus als Größenwahn gewesen.