
Ansgar Knauff läuft seit Sommer 2022 im Trikot von Eintracht Frankfurt auf.Bild: IMAGO/Beautiful Sports
Fußball
Mitten im Interview bemerkt ein deutscher U21-Profi, dass der Teambus ohne ihn losrollt – und reagiert überraschend gelassen. Eine Szene, wie aus einem Weihnachtsfilm.
17.06.2025, 11:0017.06.2025, 11:00
"Kevin!", ruft Kate McCallister entsetzt, während sie im Flugzeug nach Paris sitzt. Ihr jüngster Sohn ist nicht an Bord, sondern allein zu Haus. Inmitten des Trubels – zu viele Kinder, zu wenig Zeit, zu viel Chaos – wurde er einfach vergessen.
Fast genau so ist es einem deutschen Nationalspieler widerfahren. Nur dass er nicht acht Jahre alt ist, sondern 23.
Und dass er nicht vergessen wurde, weil seine Familie einen Kurztrip nach Europa plant, sondern weil der Teambus der deutschen U21-Nationalmannschaft schlichtweg ohne ihn losfährt. Aber der Reihe nach.
U21-EM: DFB-Bus fährt ohne Ansgar Knauff los
Es ist Montagmittag in der Slowakei, ein spielfreier Tag bei der laufenden U21-Europameisterschaft. Das Team von Bundestrainer Antonio Di Salvo hatte am Vorabend mit 4:2 gegen Tschechien gewonnen.
Am Tag darauf stand also Training auf dem Programm. Und für Ansgar Knauff, Offensivspieler von Eintracht Frankfurt, eine Fragerunde mit Journalist:innen.
Auf Social Media hört und sieht man Knauff sprechen. Über sich und seine Rolle im DFB-Team. Er beantwortet Fragen zur aktuellen Turniersituation, seine Augen sind auf sein Gegenüber und die Mikros gerichtet – bis sie plötzlich in die Ferne schweifen. Er hebt den Blick über die Köpfe der Reporter:innen und sieht: den Teambus, wie er vom Hof rollt. Ohne ihn.
"Jetzt fahren die mit dem Bus ohne mich weg, ey. Das ist ja der Wahnsinn!", ruft Knauff etwas verwundert und belustigt zugleich. Gelächter bricht aus: Knauff, die Journalist:innen, alle lachen.
In Panik verfällt aber niemand. So wie der Filmheld Kevin weiß sich auch Knauff zu helfen, bleibt locker und redet einfach weiter.
Obwohl der Bus ohne ihn davonfährt, bricht Knauff das Interview nicht ab. Ganz im Gegenteil. Er entschuldigt sich sogar für den Fauxpas, für den kurzen Augenblick, in dem er sich hat ablenken lassen.
U21-EM: Knauff vor möglichem Startelf-Debüt gegen England
Mit erstaunlicher Gelassenheit geht Knauff wieder zur Tagesordnung über. Denn wie im Gespräch deutlich wird: Auch sportlich muss sich der Mittelfeldspieler hinten anstellen.
Bei der U21-EM vertraute Trainer Antonio Di Salvo in den ersten beiden Gruppenspielen gegen Slowenien (3:0) und Tschechien (4:2) jeweils derselben Startformation.
Knauff wurde beide Male eingewechselt. Die offensiven Außenpositionen besetzten Brajan Gruda (Brighton & Hove Albion) und Paul Nebel (Mainz 05). Knauffs Platz: erst einmal auf der Bank.
Doch der 23-Jährige zeigt sich geduldig: "Das ist für mich kein Problem. Ich nehme die Situation so an, wie sie ist." Er ordnet dem Teamerfolg seine eigenen Ansprüche unter.
Außerdem sei er ohnehin nicht bei hundert Prozent angelangt, das "ein oder andere Problemchen aus der Saison" habe ihm in den vergangenen Tagen zu schaffen gemacht. "Aber jetzt bin ich auf einem guten Weg und bereit für mehr", sagt er.
Die Chance dafür könnte im letzten Gruppenspiel gegen England kommen. Am Mittwoch (21 Uhr) geht es um den Gruppensieg – und Knauff könnte zum ersten Mal in der Startelf stehen.
(Mit Material von SID)
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