
Bilden mit Marc-André ter Stegen das Torwarttrio beim DFB: Alexander Nübel (l.) und Oliver Baumann (r.).Bild: dpa / Tom Weller
Fußball
In der Bundesliga sucht man vergeblich nach Weltklassetorhütern – zumindest aus DFB-Sicht. Für Ex-Nationalkeeper Toni Schumacher ist das ein alarmierendes Zeichen.
16.06.2025, 13:4116.06.2025, 13:41
Deutschland und seine Torhüter – das war über Jahrzehnte eine Symbiose von Weltklasse und Wettbewerb. Schumacher gegen Stein, Illgner gegen Köpke, Kahn gegen Lehmann, später Neuer gegen ter Stegen: Nicht selten kämpften gleich zwei deutsche Weltklassetorhüter um die Nummer eins, intern wie international.
Die DFB-Auswahl konnte sich immer auf ihren Schlussmann verlassen. Und andere Nationen beneideten Deutschland um diese Überfülle an Qualität auf der Linie. Doch diese Zeiten sind vorbei.
Die Saison 2024/25 ist zu Ende, und ein Blick in die aktuelle "Kicker"-Rangliste der Bundesliga-Torhüter offenbart: Kein einziger deutscher Keeper hat es in die Kategorie "Weltklasse" geschafft – ja, nicht einmal in die "Internationale Klasse".
Die bestbewerteten Torhüter heißen Péter Gulácsi, Gregor Kobel und Nikola Vasilj – alle drei nicht für den DFB spielberechtigt.
Dabei folgt die Einordnung der Spieler einem klaren System: Für die Rangliste zählt nicht das Potenzial, sondern ausschließlich die gezeigte Leistung im Bewertungszeitraum, unabhängig von bekannten Namen oder früheren Erfolgen. Entscheidend sind Pflichtspieleinsätze und der Gesamteindruck auf nationalem wie internationalem Niveau.
Erst auf Rang vier der "Nationalen Klasse" taucht mit Manuel Neuer ein Deutscher auf. Der ist 39 Jahre alt – und verpasste wichtige Spiele verletzungsbedingt. Für Toni Schumacher, selbst Torwartikone und Europameister von 1980, ist das ein deutliches Alarmsignal.
Nübel, Zentner und Co. nicht auf Weltklasse-Niveau
"Die Situation der deutschen Torhüter hat sich nicht verbessert, das Gegenteil ist der Fall. Wir sind kein Torhüter-Land mehr", konstatiert Schumacher gegenüber dem "Kicker".
Dass aktuell ausgerechnet Keeper ohne DFB-Perspektive die Spitze dominieren, sei sinnbildlich. Besonders kritisch sieht der 71-Jährige, dass noch immer Manuel Neuer als bester deutscher Keeper geführt wird – obwohl seine letzte Weltklasse-Einstufung bereits über vier Jahre zurückliegt. "Dass der Kicker den Weltmeister von 2014 immer noch so einstuft, spricht Bände", so Schumacher.

Nach 15 Jahren als Nummer eins hat Manuel Neuer im Sommer 2024 seine DFB-Karriere beendet. Bild: dpa / Tom Weller
Hinter Neuer versammeln sich einige deutsche Schlussmänner, die zwar Anlagen haben, aber keine konstante Saisonleistung zeigen konnten. "Ein Paradebeispiel" dafür sei Alexander Nübel vom VfB Stuttgart. Talentiert, aber glänzen könne er nur "hier und da".
Auch Robin Zentner (1. FSV Mainz 05), Finn Dahmen (FC Augsburg) oder Freiburgs Noah Atubolu werden zwar gelistet – echte Stabilität hätten aber auch sie nicht gezeigt.
Zukunft im DFB-Tor: Nur Urbig und Atubolu machen Hoffnung
Für Verwunderung sorgt bei Schumacher auch, dass Hoffenheims Oliver Baumann gar nicht mehr auftaucht. "Den hätte ich noch in der Rangliste gesehen", betont er.
In der Uefa Nations League gegen Italien habe Baumann zuletzt auf internationalem Parkett überzeugt. "Und hinter der löchrigen Abwehr in Hoffenheim bist du eben oft verloren." Der erfahrene Keeper sei für Schumacher noch immer einer der wenigen Deutschen, "die ein Spiel auch mal allein festhalten können".
Hoffnungsträger gibt es laut Schumacher zwar: Noah Atubolu, Jonas Urbig – "aber ich hoffe, sie werden nicht mehr wie Feldspieler trainiert", mahnt er.
Es brauche wieder echte Torhüter, keine mitspielenden Alleskönner, sondern Spezialisten, die wissen, wie man ein Tor verteidigt. Seine bittere Bilanz: "Außer ein paar Doppelpässen am Fünfer" sei davon bislang wenig zu sehen.
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