
Niklas Kaul hat Grund zur Freude.Bild: imago images/Beautiful Sports
Sport
04.10.2019, 06:3004.10.2019, 07:17
Sensation bei der Leichtathletik-WM in Doha: Der Mainzer Zehnkämpfer Niklas Kaul konnte als zweiter Deutscher völlig unerwartet WM-Gold gewinnen. Mit 8691 Punkten eroberte der neue "Zehnkampf-König" in der Nacht zum Freitag nach einer fantastischen Aufholjagd noch Platz eins.
- "Dass es das am Ende wird – keine Ahnung, wie das passiert ist. Ich bin nicht der beste Zehnkämpfer, der hier angetreten ist, aber vielleicht der konstanteste", sagte der der 21-Jährige aus Mainz in der ARD.
- Silber und Bronze gingen an Maicel Uibo aus Estland (8604) und Damian Warner aus Kanada (8529). Der Ulmer Tim Nowak erreichte Rang 10.
Dabei lag Kaul nach fünf Disziplinen nur an elfter Stelle...
Er selbst sprach allein davon, "Schadensbegrenzung" betreiben zu wollen.
"Ich wusste, dass ein Platz unter den Top Sechs noch gehen würde", sagte Kaul. Erst nach der Aufgabe (wegen einer Beinverletzung nach dem Stabhochsprung, Anm. Red.) von Titelverteidiger und Weltrekordler Kevin Mayer (Frankreich) kam der Gedanke bei uns auf, dass "nun eine Medaille möglich" wäre.
Kaul: "Aber glaubt mir, wir hatten niemals Gold im Kopf". Zumal ihn an beiden Tagen Magenprobleme plagten.
Nach dreieinhalb Runden in 4:15,70 Minuten war die Sensation allerdings perfekt: Mit der persönlichen
Bestleistung von 8691 Punkte siegte Kaul. Den bisher einzigen
Zehnkampf-WM-Titel für Deutschland hatte 1987 der Schweriner Torsten
Voss für die DDR geholt.
Ausschlaggebend war vor allem der Speerwurf, Kauls Königsdisziplin im Mehrkampf
Mit 79,05 Meter steigerte Kaul seine
persönliche Bestweite um 56 Zentimeter und katapultierte sich auf
Platz drei in der Zwischenwertung. Vor dem abschließenden Lauf über
1500 Meter lag er nach dem großen Wurf nur 19 Punkte entfernt von dem
bis dahin an der Spitze liegenden Uibo.
Niklas Kaul über seinen Wettkampf
"Du rennst jetzt einfach und gibst alles, was du hast"
Damit ist ihm ein ähnlicher Überraschungscoup wie Frank
Busemann mit Olympia-Silber 1996 geglückt.
"Riesen-Chapeau vor Niklas. Er ist sehr weit für sein Alter, auch
im Kopf", sagte Kai Kazmirek. "Er weiß genau, was er will." Für den
WM-Dritten von 2017 von der LG Rhein Wied, war nach einem Patzer im
Hürdensprint der Traum von einer weiteren Medaille geplatzt. Der
28-Jährige beendete trotzdem den WM-Wettkampf und landete auf den 17.
Platz. Zehnter wurde der Ulmer Tim Nowak.
Noch eine Medaille gab es am Donnerstag in Doha
Kugelstoßerin Christina Schwanitz gewann Bronze. Die Weltmeisterin von 2015 musste sich mit 19,17 Meter nur Titelverteidigerin Gong Lijiao (China/19,55) und der Jamaikanerin Danniel Thomas-Dodd (19,47) geschlagen geben.
2017 fehlte Schwanitz bei der WM in London wegen der Geburt ihrer Zwillinge, im folgenden Sommer feierte sie aber ein starkes Comeback und wurde in Berlin Vize-Europameisterin. Nun darf sie sich über Bronze freuen.
(ll/dpa)
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