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Omar Marmoush verlässt Eintracht Frankfurt: bester Abgang seit Jahren

Omar Marmoush verlässt Eintracht Frankfurt
Gekommen, um sich zu verabschieden: Omar Marmoush.Bild: imago images / kirchner-media
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Omar Marmoush verlässt Eintracht Frankfurt: der schönste Abschied eines Superstars

18.01.2025, 15:07
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Der Wechsel war am Freitagabend noch nicht verkündet, doch die Entscheidung war gefallen: Omar Marmoush verlässt Eintracht Frankfurt. Der zweitbeste Torschütze und der zweitbeste Scorer der laufenden Bundesliga-Saison wechselt zu Manchester City und Pep Guardiola.

Wer kann es ihm verübeln? Marmoush hatte beim VfL Wolfsburg keine bleibenden Spuren hinterlassen, er hatte beim VfB Stuttgart keine bleibenden Spuren hinterlassen, er kam zu Eintracht Frankfurt als ein guter Offensivspieler von vielen – und dann ging sein Stern auf.

Es ist nur schwer in Worte zu fassen, welch sensationelle Saison Omar Marmoush für Eintracht Frankfurt, nach einer klaren Steigerung in der Vorsaison, in der Hinrunde gespielt hat. 17 Spiele, 15 Tore, zehn Assists. Hinzu kam: Er schoss Sensationstreffer per Freistoß und war auch abseits der Scorerpunkte Dreh- und Angelpunkt der Mannschaft. Kurz gesagt: Eintracht Frankfurt spielt wie ein Champions-League-Teilnehmer, aber Marmoush war noch einmal eine Klasse besser.

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Doch so traurig in Frankfurt Fans und Mitspieler über den Weggang sind, so ehrlich muss man feststellen: Eintracht Frankfurt könnte mit dem Verkauf auch einen Sensationsdeal gelandet haben.

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Omar Marmoush jubelt in Zukunft nicht mehr für Eintracht Frankfurt.Bild: dpa / Tom Weller

Das verzweifelte ManCity überweist dem Vernehmen nach 80 Millionen Euro. Das ist unglaublich viel Geld für einen Spieler, von dem keiner weiß, ob er dieses Niveau überhaupt bestätigen kann, und der vor anderthalb Jahren ablösefrei an den Main gewechselt war. Auch wenn Marmoushs Leistungen in den vergangenen Monaten nicht von dieser Welt waren.

Omar Marmoush: bewegender Abschied nach Sieg gegen den BVB

Marmoushs Ex-Team Eintracht Frankfurt hat am Freitagabend Borussia Dortmund ohne den Stürmer mit 2:0 besiegt, das Stadion war nach Abpfiff in Feierlaune: Die SGE und Borussia Dortmund trennen jetzt elf Punkte. In Frankfurt ist die Königsklasse zum Greifen nah. Doch als die Fans mit der Mannschaft feiern wollten, geschah etwas, was man so nicht hatte kommen sehen: Omar Marmoush betrat noch einmal das Spielfeld. Es folgten magische Momente.

Marmoush umarmte jeden einzelnen Mitspieler und Trainer Dino Toppmöller, nicht irgendwie, sondern an Herzlichkeit nicht zu überbieten. Er folgte dem Team in die Kurve, dann wurde er von den Kollegen nach vorne geschoben. Zum Abschied.

Marmoush klopfte sich auf die Brust, die Fans entgegneten selbige Geste. Marmoush stiegen die Tränen in die Augen. Das ganze Stadion verneigte sich, der Stürmer tat es auch. Dann umringten die bisherigen Mitspieler, bildeten einen Kreis. Feierten. Ihren Sieg. Und seinen Wechsel.

Dazn-Experte Sebastian Kneißl war einigermaßen sprachlos: "Dieses Gefühl von Gemeinschaft habe ich selten erlebt. Klar, der Spieler geht, aber die ganze Mannschaft hat das Gefühl, ich bin Teil des Transfers, weil ich ihm geholfen habe, sich zu entwickeln."

Mario Götze, Mittelfeldstratege der Eintracht, schlug in die gleiche Kerbe: "Wir wissen alle, was wir an Omar hatten. Überragender Charakter, überragender Spieler. Und dass wir das zu schätzen wussten, hat man an den Bildern gesehen." Mehr noch: "Wir freuen uns alle für Omar."

Omar Marmoush geht mit Stil: Grüße an Randal Kolo Muani

In diesem harten Business, in dem Wechsel Normalität sind, sind solche Aussagen und Szenen bemerkenswert. Denn: Marmoush hat gezeigt, dass es noch möglich ist, einen Superstar ohne dummes Gelaber, ohne Hass, ohne Häme zu verabschieden.

Und das haben der Spieler, der Verein und die Fans zu gleichen Teilen geschafft. Marmoush hat dem Verein nie die Treue geschworen, aber er hat bis zum letzten Spiel am Dienstag auch Vollgas gegeben, den Einsatz nicht vermissen lassen, sich erst recht nicht weggestreikt. Grüße an Randal Kolo Muani.

Gleichzeitig hat Sportchef Markus Krösche keinen Druck auf den Spieler ausgeübt, keine falschen Versprechungen gemacht, keine unnötige Schärfe reingebracht. Und die Fans haben sich auf das konzentriert, was für sie ohnehin wichtiger ist als jeder Spieler: den Verein.

Es ist schwer zu begreifen, wie viele Offensivspieler in Frankfurt in den vergangenen zehn Jahren zu internationaler Klasse gereift sind und den dann Verein verlassen haben: Luka Jović, Ante Rebic, Sébastien Haller, Filip Kostić, Jesper Lindstrøm, André Silva und natürlich erwähnter Kolo Muani. Und da haben wir den Europapokal-Helden Raffael Borré noch ausgeklammert.

Kein einziger hat bei seinem neuen Verein an die Leistungen in Frankfurt anknüpfen können. Ob das für Frankfurt oder gegen die Spieler spricht, kann jede:r für sich selbst beantworten.

Was auch immer Omar Marmoush in Manchester schafft oder auch nicht, er wird derjenige Spieler mit der bemerkenswertesten, der schönsten Verabschiedung im modernen Fußball auf diesem Niveau seit langer, langer Zeit bleiben. Ein 80-Millionen-Mann mit Herz. Das macht das Fußball-Business nicht grundsätzlich besser, aber es zeigt, dass es auch menschlich geht.

Omar Marmoush hat vorgemacht, wie man mit Größe einen Verein verlässt. Seinen menschlich größten Auftritt in Frankfurt hatte er, als er gar nicht mehr auf dem Feld stand. Daran können sich viele, viele seiner Kollegen auf dieser Welt, die sich wie die letzten Vollidioten von ihrem Klub verabschieden, ein Vorbild nehmen.

FC Bayern: Harry Kane überrascht mit deutlichen Worten an seine Kritiker

Harry Kane sah sich in den vergangenen Wochen durchaus ungewohnter Kritik ausgesetzt. Der Stürmerstar des FC Bayern ist mit stolzen 26 Treffern zwar auch in der laufenden Spielzeit wieder der mit Abstand treffsicherste Münchener, erlebte um den Jahreswechsel herum aber eine echte Durststrecke.

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