Nervenaufreibend. Kurios. Unvorhersehbar. Was war das bitte für ein wahnsinniger 31. Spieltag in der Bundesliga? Fast alle Spiele gingen nicht so aus, wie es Wettquoten und Experten nahelegten. Besonders krass zeigte sich das im Titelkampf: Während der BVB das Revierderby gegen Schalke vergeigte (2:4), holte der Rekordmeister aus München einen Tag später im Bayernderby gegen den 1. FC Nürnberg einen am Ende sogar glücklichen Punkt (1:1).
Warum sollte also in den drei verbleibenden Runden des verrückten Meisterschaftskampfes zwischen Bayern und Dortmund plötzlich alles normal verlaufen? In dieser Phase der Saison scheint das Unerwartete zum Programm zu werden.
Auch Bayern-Trainer Niko Kovac hat das Gefühl, dass es bis zum Ende nervenaufreibend und kurios zugehen wird: "Man hat gesehen, dass es verrückte Ergebnisse in den letzten Wochen gibt – und wahrscheinlich an den nächsten drei Spieltagen auch. Im Finish kommen Ergebnisse, die niemand erwartet", orakelte er.
Die Vorzeichen drei Spieltage vor Schluss:
- Bayern ist Tabellenführer (80:30 Tore, 71 Punkte)
- Dortmund ist Zweiter (74:40 Tore, 69 Punkte)
Warum der BVB trotzdem noch die Meisterschale holt:
Reus kommt am letzten, vielleicht entscheidenden, Spieltag wieder
Der Moment der Wahrheit: Marco Reus sieht die Rote Karte.Bild: imago images/Revierfoto
Das Sportgericht des DFB hat gesprochen: Zwei Spiele Sperre für Borussia Dortmunds Kapitän Marco Reus, drei für seinen Teamkollegen Marius Wolf. Für Wolf ist die Saison damit beendet. Beide Spieler sahen im Revierderby glatt Rot.
Zunächst ist das natürlich erstmal eine wenig erfreuliche Nachricht für alle Dortmunder. ABER: Damit fehlt Nationalspieler Reus dem Bayern-Verfolger zwar gegen Bremen und Fortuna Düsseldorf. Doch, wenn der BVB sein letztes, vielleicht alles entscheidendes, Spiel am 18. Mai in Mönchengladbach bestreitet, kommt Reus wieder. Gegen seinen Ex-Verein wird er nochmal alles raushauen und Dortmund zum Sieg schießen wollen.
Böse Zungen in der Dortmunder Fanszene behaupteten übrigens auch schon, dass es ein Vorteil im Meisterschaftskampf sei, wenn Marius Wolf nicht mehr zum Einsatz kommt...
Hannover 96 muss zuhause gewinnen, um noch Chancen auf den Relegationsplatz zu haben. Die Niedersachsen haben nach dem Sieg gegen Mainz wieder ein Fünkchen Hoffnung.
RB Leipzig hat zuletzt am 18. (!) Spieltag verloren. Die Sachsen spielen seit Wochen in Topform, zogen unter anderem ins Pokalfinale ein und können theoretisch sogar noch Meister werden. In der Praxis werden sie das eher nicht mehr schaffen, aber sie werden den Bayern in München zeigen wollen, dass sie nächste Saison ernsthaft um den Titel mitreden können. Und das Spiel ist auch die Generalprobe für das DFB-Pokalfinale.
Eintracht Frankfurt steht aktuell auf Platz vier und wird am letzten Spieltag sicher noch drei Punkte gut gebrauchen können. Stichwort: Champions-League-Qualifikation. Außerdem geht's gegen den Ex-Trainer...
Dortmund kann sich auf lösbare Aufgaben einstellen:
Werder Bremen sieht nach der Ligapleite gegen Bayern und der 1:4-Niederlage gegen Düsseldorf die Europa-League-Felle davon schwimmen. Die Norddeutschen gehen geknickt ins Saisonfinale und könnten leichte BVB-Beute werden.
Fortuna Düsseldorf aka Campinos ("Ich würde nie zum FC Bayern gehen") Lieblingsclub hat den Klassenerhalt schon sicher. Für die Rheinländer geht's um nichts mehr – außer darum, den Bayern mit einer Niederlage gegen Dortmund die Meisterschaft zu versauen? Der Überraschungseffekt ist durch den 2:1-Sieg der Fortunen im Hinspiel auch verflogen.
Mönchengladbach hat in den vergangenen sechs Spielen nur einmal gewonnen, ist schlecht in Form. Wenn die so weitermachen, wird es auch für diese Rheinländer um nix mehr gehen. Und außerdem kommt ja Marco Reus zurück...
Campino: Das Zünglein an der Meisterschaftswaage?bild: imago stock & people
Dortmund wird nach der Derbyniederlage im "Jetzt-erst-recht-Modus" sein
Zusammenraufen!Bild: imago images/elmar kremser/Sven Simon
Die Niederlage gegen Schalke könnte die berühmte "Jetzt-erst-recht-Mentalität" bei den Dortmunder Spielern hervorrufen. Außerdem: Dass auch der Rekordmeister im Bayernderby gegen den Club gewackelt hat, wird Dortmund noch mehr Mut machen. Die BVB-Spieler wissen: Auch Bayern ist nicht auf der Höhe, der Koloss wankt ein wenig.
Vielleicht fühlen sich die Schwarz-Gelben ja auch noch zusätzlich durch die weißen Fahnen angestachelt, die ihr Trainer Lucien Favre nach der Revierderbypleite schon hissen wollte: "Der Titel ist verspielt", sagte der Schweizer nach dem Spiel und hakte die Schale damit schon vermeintlich ab. In Wirklichkeit ist das natürlich nur psychologische Kriegsführung, damit sich der Gegner in Sicherheit wähnt – was ja auch schon gewirkt hat, als die Bayern am Sonntag fast gegen den Club verloren...
Urteil zu Polizeikosten: Die Debatte ist noch längst nicht vorbei
In seiner Kolumne schreibt der Fanforscher Harald Lange exklusiv auf watson über die Dinge, die Fußball-Deutschland aktuell bewegen.
Das Bundesverfassungsgericht hat heute in letzter Instanz bestätigt, dass die bei Hochrisikospielen anfallenden Kosten für Polizeieinsätze an Fußballprofivereine und damit an die DFL weitergegeben werden können. "Ein erfreulicher Abschluss", sagte Bremens Innensenator Ulrich Mäurer (SPD), der den mehr als zehn Jahre dauernden Rechtsstreit auf den Weg gebracht hatte.