Deutschland ist neben Großbritannien, Brasilien, Frankreich und Finnland definitiv eine der größten Motorsportnationen weltweit. Mit Michael Schumacher, Sebastian Vettel und Nico Rosberg vereint Deutschland zwölf Formel-1-Fahrertitel auf sich – nur Großbritannien hat mit insgesamt 19 mehr.
Jahrzehntelang hatte Deutschland außerdem einen festen Platz im Rennkalender der Formel 1. Der Nürburgring und der Hockenheimring waren Schauplätze zahlreicher legendärer Rennen. Zudem ist mit Mercedes ein deutscher Rennstall unter den erfolgreichsten F1-Teams aller Zeiten.
Die Gegenwart und die nahe Zukunft sehen jedoch alles andere als rosig aus. Der einzige aktuelle deutsche F1-Fahrer Nico Hülkenberg fährt aktuell nur hinterher. Seit vier Jahren gibt es kein Formel-1-Rennen in Deutschland mehr und auch Mercedes hat den Anschluss an die Spitze verloren.
Düster sieht es auch im Nachwuchsbereich aus – und in diese Wunde hat Sky-Experte Ralf Schumacher nun seinen Finger gelegt: Der Ex-Pilot, der selbst sechsfacher Rennsieger in der Formel 1 ist, hat ein ausführliches Interview gegeben, in dem er nicht mit klaren Aussagen zum aus seiner Sicht bedenklichen Zustand des deutschen Rennsports spart.
"Der deutsche Motorsport hat sich selbst abgemeldet", sagt Ralf Schumacher in dem Interview mit Formel1.de. Mit Blick auf die beiden Red-Bull-Junioren Oliver Goethe und Tim Tramnitz, die im kommenden Jahr Formel 3 fahren sollen, sagt er: "Die zwei Fahrer, die jetzt noch kommen, sind gut. Aber es werden auf weite Sicht leider erstmal die Letzten sein."
Seiner Meinung nach haben die Verantwortlichen im deutschen Motorsportnachwuchs einen entscheidenden Fehler gemacht, indem sie die Formel 3 auf nationaler Ebene de facto abgeschafft haben.
"Mit dem Verkauf der Formel 3 im Rahmen der DTM war natürlich ein riesiges Tor auf einmal geschlossen und Deutschland in die Unwichtigkeit verschwunden", sagt Ralf Schumacher und kritisiert außerdem: "Wir haben keine ordentlichen Kartbahnen mehr. Alle, die im Automobil- und Formelsport was werden wollen, müssen daher nach Italien."
Neben Goethe und Tramnitz wird im kommenden Jahr aller Voraussicht nach auch wieder Sophia Flörsch in der Formel 3 an den Start gehen. Die 22-jährige Deutsche war bereits in der abgelaufenen F3-Saison die einzige Frau im Feld – landete mit sechs Punkten allerdings abgeschlagen auf den hinteren Plätzen der Gesamtwertung.
Flörsch sei "sicherlich die beste Frau, die wir derzeit im deutschen Motorsport haben. Da bin ich mir ziemlich sicher", sagt Schumacher. Allerdings stuft er ihre Chancen, eines Tages Formel 1 zu fahren, als verschwindend gering ein. Schumachers vernichtendes Urteil über Sophia Flörsch: Ihr Talent reiche nicht einmal "für den professionellen Formelsport".