Sport
Nah dran

Breakdance bei Olympia 2024: Jilou Rasul widerspricht Kritik vehement

Die Finals, Deutsche Meisterschaft, Breaking B-Girls in der Giesshalle im Landschaftspark Duisburg Deutsche Meisterin Jilou, Jilwan Rasul Berlin. *** The Finals, German Championship, Breaking B Girls  ...
Jilou Rasul ist Deutschlands beste Breakdancerin und zweifache Vize-Weltmeisterin. Bild: imago images / Uwe Kraft
Nah dran

Breakdance: Olympia-Traum von Jilou Rasul platzt – sie hat ein neues, größeres Ziel

08.08.2024, 09:00
Mehr «Sport»

Ende Juni stand für Jilou Rasul fest, dass ihr großer Traum geplatzt ist.

"Ich müsste lügen, wenn ich sagen würden, dass ich nicht enttäuscht bin", sagt die 31-Jährige kurze Zeit später im Gespräch mit watson. An den Olympischen Spielen in Paris wird Deutschlands beste Breakdancerin und zweifache Vize-Weltmeisterin nicht teilnehmen.

Ihre Sportart ist bei den Olympischen Spielen in Paris zum ersten (und einzigen) Mal vertreten. Dass sie ihn für Deutschland nicht repräsentieren kann, hat auch mit dem eigenwilligen Qualifikationsmodus zu tun. Dem will sie jedoch keinen Vorwurf machen, sondern hat ein viel größeres Ziel.

Olympia 2024: Extra-Qualifikation für bestimmte Sportarten

Für die Wettbewerbe Breakdance, BMX, Klettern und Skateboarding mussten sich die Athlet:innen über die "Olympic Qualifier Series" eine Teilnahme an den Olympischen Spielen erkämpfen. Die Wettbewerbe fanden Mitte Mai in Shanghai und Mitte Juni in Budapest statt.

Dass die Entscheidungen erst kurz vor Beginn der Olympischen Spiele gefallen sind, sei "definitiv herausfordernd, aber auch fair", sagt Jilou Rasul. "Alle müssen da durch und so bekommen nur die besten und aktuell stärksten Tänzer:innen die Chance, in Paris anzutreten. Dass die Entscheidungen so kurzfristig fallen, erhöhte den Druck, aber motivierte mich auch, mein Bestes zu geben."

Die 31-Jährige landete auf Platz 15, nur die ersten zehn Athletinnen dürfen bei den Olympischen Spielen in Paris teilnehmen.

"Ich hatte ich eine Wahnsinnszeit in Budapest, bin super stolz, dass ich es so weit geschafft habe und auch mega dankbar für meine Community und Trainer, die mich auf dem Weg unterstützt haben. Ich hoffe, ich konnte meinen Teil dazu beitragen, die Leute zu inspirieren, sich mit meiner Sportart zu beschäftigen und Breaking eventuell auch für sich zu entdecken", sagt sie.

Denn die gesamte Entwicklung ihrer Sportart sei für sie nicht vorstellbar gewesen. "Hätte mir jemand vor zehn Jahren gesagt, dass ich mit Breaking eine Chance habe, bei den Olympischen Spielen dabei zu sein, hätte ich das nicht für möglich gehalten." Olympia sei die Chance, die gesamte Community auf der "größtmöglichen Bühne" zu repräsentieren.

Es ist auch eine Initiative des Internationalen Olympischen Sportkomitees (IOC), um mit den "New Sports" junge Menschen anzulocken.

Breakdance bei Olympia: B-Girl widerspricht Kritik vehement

Dass Breakdance in diesem Jahr überhaupt olympisch ist, stößt aber nicht überall auf positive Resonanz. Denn die Szene fremdelt mit einer Teilnahme und den Vorschriften des IOC. Bei den zugelassenen Sportarten setzt das IOC auf gewachsene Vereinsstrukturen. Für B-Girls und B-Boys, wie man die Sportler:innen nennt, gibt es sowas aber nicht, sie sind eher in ihren Crews organisiert.

"Breaking kommt vom Hip-Hop, bei uns steht die Community und Kultur im Vordergrund, vor dem Wettkampf", sagt Jilou.

"Gerade in Underground-Battles fehlte es oft an Safe Spaces."
B-Girl Jilou Rasul

Die Angst ist groß, dass bei Olympia der Sportart die Kreativität und Spontanität abhandenkommt, die es eigentlich ausmacht. "Keine strikten Regeln, keine festen Choreografien. Beim Breaking kann ich meine Kreativität voll ausleben, meinen Stil und auch meine Personality entwickeln. Es geht nicht nur darum, Schritte zu lernen, sondern seine eigene Geschichte zu erzählen und das fasziniert mich bis heute", fasst es Jilou zusammen.

Watson ist jetzt auf Whatsapp
Jetzt auf Whatsapp und Instagram: dein watson-Update! Wir versorgen dich hier auf Whatsapp mit den watson-Highlights des Tages. Nur einmal pro Tag – kein Spam, kein Blabla, nur sieben Links. Versprochen! Du möchtest lieber auf Instagram informiert werden? Hier findest du unseren Broadcast-Channel.

2026 in Los Angeles wird es bereits wieder aus dem olympischen Programm verschwunden sein – dafür kommen Lacrosse und das in den USA beliebte Flag Football hinzu. Jilou sieht darin auch eine Chance. "Wichtig ist, dass wir als 'New Sports'-Community zeigen, wie kulturell wertvoll und inspirierend Breaking ist. Egal, wie die Zukunft aussieht, die Teilnahme an den Olympischen Spielen ist ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung", sagt sie.

Den sportlichen Anspruch verteidigt sie zudem. "Unsere Disziplin erfordert genauso viel athletische Leistung und Training wie jede andere Sportart. Wir trainieren sehr hart, um unsere Moves zu perfektionieren."

Breakdance ist "harte Arbeit und viel Videoanalyse"

Und dass Breakdance nicht nur Spontanität ist, sondern harte Arbeit, zeigt ihr Trainingsprogramm mitsamt intensiver Videoanalyse. Sie sagt:

"Ohne mein Samsung Galaxy geht da gar nichts. Vor dem Spiegel mag ein Airfreeze erstmal gut aussehen, aber in der Videoanalyse im Nachgang sehen meine Trainer und ich dann alle Details und können beurteilen, wie der Move oder der Übergang von einer Bewegung zur anderen wirklich funktioniert hat. Außerdem kann man seine Moves auch mal aus einer anderen Perspektive sehen und nicht nur im Spiegel."

Nicht nur beim Training profitiert sie vom Elektronikriesen, sondern auch bei der Verbreitung ihrer Sportart. Denn früher waren "es nur eine Handvoll B-Girls in der Szene", sagt Jilou.

Sport Bilder des Tages Die Finals, Deutsche Meisterschaft, Breaking B-Girls in der Giesshalle im Landschaftspark Duisburg Deutsche Meisterin Jilou, Jilwan Rasul Berlin. *** The Finals, German Champion ...
Jilou Rasul tanzt Breakdance, seit sie 13 Jahre alt ist.Bild: imago images / uwe kraft

Zwar sind es mittlerweile deutlich mehr Sportverbände und Tanzvereine, die Breakdance unterstützen, doch gewisse Probleme lassen sich nicht ignorieren.

"Gerade in Underground-Battles fehlte es oft an Safe Spaces. Da werden manchmal beispielsweise Tänzer nicht geahndet, die eindeutig sexuelle Gesten in ihren Battles einbauen. Auf sowas habe ich halt keinen Bock und da muss man eindeutig Flagge zeigen. Zum Glück passiert das auch oft genug."

B-Girl Jilou tanzte vorher für Peter Maffay und Cascada

Jilou selbst arbeitete jahrelang als Tanzlehrerin und trat bei den Shows von Peter Maffay und Cascada auf. "Das war schon sehr anstrengend. Heute gibt es zum Glück mehr Sportverbände und Tanzschulen, die unseren Sport unterstützen und auch mehr Möglichkeiten für Sponsoring. Dass große Unternehmen wie Samsung uns und andere neue Sportarten nach Paris begleiten und uns unterstützen, ist schon ein Traum und gibt uns eine Menge Freiheiten."

Mittlerweile ist Jilou Rasul professionelle Breakdancerin und nimmt ihre über 110.000 Instagram-Follower:innen täglich mit in ihren Alltag. Die Wechselwirkung zwischen Social Media und der Bindung von Sponsoren betrachtet sie nüchtern.

"Es ist natürlich auch mein Marketingkanal. Einmal für Breaking an sich, aber auch für mich als Tänzerin. Durch Insta werden zum Beispiel auch Brands wie Samsung auf mich aufmerksam, was für mich super wichtig ist, um weiter das machen zu können, was ich liebe."

Breakdance bei Olympia: Darauf kommt es wirklich an

Obwohl sie ausgerechnet auf der großen Bühne Olympische Spiele nicht dem nachgehen kann, was sie liebt, blickt sie mit Spannung auf die Wettbewerbe.

Für Zuschauer:innen hat sie einen besonderen Rat. "Auf den Ausdruck achten, den musikalischen Flow und wie die Musik interpretiert wird. Alle Tänzer:innen haben ihren ganz eigenen Stil. Beim Breaking gibt es keine abgetanzten Standards, es geht viel um die eigene Persönlichkeit und die Offenheit und den Mut, Neues auszuprobieren."

Gerade das würde Breakdance auch etwas "cooler" als andere Sportarten machen, da es nicht den einen Weg zum Erfolg gibt. "Und weil ich es gar nicht nur als klassischen Sport, sondern auch als Kunstform sehe", erklärt sie.

Rudi Völler spricht über potenziellen DFB-Rücktritt von Antonio Rüdiger

Für die meisten Spieler ging es nach der Heim-EM im Sommer erst einmal in die Ferien. Gut gelaunt zeigten die meisten von ihnen auch auf Social Media ihre Eindrücke von nah und fern und nahmen die Fans zu gewissem Maße mit in ihre wohl verdiente Auszeit.

Zur Story