Ein Fußballtrikot gehört in die Garderobe eines jeden Fans. Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) sorgten Entscheidungen rund um die bunten Kits aus Polyester in den vergangenen Wochen immer wieder für erhitzte Gemüter.
Der Ausrüster-Wechsel von Adidas zu Nike, der 2027 erfolgen soll, löste heftige Kritik aus und rief gar so manche:n Spitzenpolitiker:in auf den Plan. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck etwa störte sich am fehlenden "Standortpatriotismus" des DFB.
Dass das wenige Tage zuvor veröffentlichte pinke Auswärtstrikot zur Heim-EM der Herren nicht nur auf Gegenliebe stoßen würde, hatte der DFB mit einem Marketingvideo schlau antizipiert.
In dem Clip, in dem unter anderem auch Thomas Müller, Rudi Völler und Florian Wirtz zu sehen sind, wird in einer Szene aus dem Off gefragt: "Ist das ein Frauentrikot?" Die Nationalspielerin Jule Brand hat die Antwort prompt parat: "Ich weiß nicht, sieht für mich noch nicht nach acht EM-Titeln aus", womit sie auf die drei EM-Titel der Herren anspielte. Die Frauen haben fünf mehr.
Die hochdekorierten DFB-Frauen sorgen jetzt schon wieder mit einem besonderen Trikot für Aufmerksamkeit – und wieder wird es politisch.
Beim Dienstag stattfindenden Heimspiel in der EM-Qualifikation gegen Island werden die Spielerinnen mit einem Sondertrikot auf den "Gender Care Gap" aufmerksam machen, wie aus einer Pressemitteilung des DFB hervorgeht.
Der "Gender Care Gap" beschreibt den Unterschied des Zeitaufwandes für unbezahlte Sorgearbeit zwischen Frauen und Männern. Darunter fällt zum Beispiel die Betreuung von Kindern oder die Krankenpflege von Verwandten.
Laut dem Statistischen Bundesamt verbringen Frauen damit durchschnittlich 4:16 Stunden pro Tag, während es bei Männern nur 2:57 Stunden sind. Damit leisten Frauen 44,3 Prozent mehr Care-Arbeit.
Ein unhaltbarer Zustand, findet man beim DFB. Die Spielerinnen werden daher unter dem Motto "Es ist Zeit" beim Aufwärmen und während der Hymnen ein Zeichen für mehr Geschlechtergerechtigkeit setzen.
Die Spielerinnen werden auf ihrem Rücken die Symbole für das weibliche und männliche Geschlecht tragen. Darin ist die jeweilige Care-Arbeitszeit abgebildet, also "4:16h" beziehungsweise "2:57h". Das weibliche Venussymbol ist dabei passend zum höheren Zeitaufwand deutlich größer.
"Unsere Nationalspielerinnen gehen nicht nur auf dem Platz als Vorbilder voran. Auch abseits des Rasens ist es ihnen wichtig, auf gesellschaftsrelevante Themen aufmerksam zu machen und wie jetzt im Rahmen des Länderspiels in Aachen gemeinsame Zeichen zu setzen", sagt DFB-Vizepräsidentin Sabine Mammitzsch.
Den Platz für das politische Statement stellt der Sponsor Vorwerk zur Verfügung, der für Haushaltsgeräte wie Staubsauger oder den Thermomix bekannt ist.
"Viele Frauen wünschen sich Siege auf dem Platz und Unentschieden zu Hause. Wir glauben, dass es dieses Thema mehr als verdient hat, langfristig Aufmerksamkeit zu bekommen", sagt die Marketingchefin von Vorwerk, Bettina Graf.