Sport
Nationalmannschaft

Nationalelf: Auslosung EM 2020 – Warum Löw heute am besten verlieren sollte

Bundestrainer Joachim Loew Deutschland Germany - 18.11.2019: Deutschland Abschlusstraining, Commerzbank Arena Frankfurt, EM-Qualifikation DISCLAIMER: DFB regulations prohibit any use of photographs as ...
Joachim Löw gab vor der Partie gegen Nordirland den Gruppensieg aus – doch der könnte fatal sein. Bild: imago images / Schüler
Sport

Warum die Nationalelf heute am besten verlieren sollte...

... und Gruppengegner Niederlande hoch gewinnen sollte.
19.11.2019, 20:1219.11.2019, 22:57
Mehr «Sport»

Eins vorweg: Es ist kompliziert.

Die Auslosung zur EM 2020 ist komplexer als alles, was wir von DFB-Pokal, Champions League oder bisherigen Wettbewerben der Nationalmannschaften kennen. Die Auslosung ist im Vergleich zur Ziehung der Lottozahlen fast schon Raketenwissenschaft. Um sie zu verstehen, bedarf es einen Doktortitel. Doch aufgrund der Besonderheiten kann das DFB-Team schon vor der Auslosung einigen Schwergewichten aus dem Weg gehen.

Erstmal zu den Fakten: Die Europameisterschaft geht vom 12. Juni bis 12. Juli und findet in 12 verschiedenen Ländern statt. Deutschland ist ebenfalls Gastgeber: Es sollen drei Gruppenspiele und ein Viertelfinale in der Münchener Allianz Arena stattfinden. Die Auslosung ermittelt am 30. November in Bukarest die Gruppen für diese paneuropäische EM zum 60-jährigen Bestehen des Wettbewerbs.

Die deutsche Nationalmannschaft ist seit Samstag bereits qualifiziert und kämpft beim letzten Spiel gegen Nordirland am Dienstagabend in Frankfurt nur noch um den Gruppensieg. Das DFB-Team steht vor der Begegnung mit zwei Punkten vor der Niederlande an der Tabellenspitze der Gruppe C. Bei einem Patzer von Oranje gegen Estland reicht der Elf von Bundestrainer Joachim Löw sogar ein Unentschieden gegen die drittplatzierten Nordiren.

Für die Nationalelf steht die Gruppe schon fest

Ausgelost werden sechs Vierergruppen aus vier Lostöpfen, die auf Grundlage der jeweiligen Leistungen in der EM-Qualifikation gebildet werden. Deutschland darf wie alle anderen qualifizierten Gastgeber seine Spiele zu Hause austragen. Das bedeutet, dass das DFB-Team auf jeden Fall in Gruppe F (München/Budapest) gesetzt wird.

Jetzt geht die wilde Rechnerei los.

Sollte sich auch Ungarn qualifizieren, würde es automatisch in die deutsche Gruppe rutschen. In diesem Fall entscheidet das Los darüber, ob dieses Duell in München oder Budapest stattfindet. Die beiden weiteren freien Plätze in der Gruppe werden definitiv nicht an andere Gastgeber gehen. Das bedeutet also: Schon vor der Auslosung stehen einige Paarungen fest.

Wenn Nationalelf in Topf 1 landet, drohen Topteams

Bei einem Sieg gegen Nordirland (oder einem Punkt bei einem Patzer der Niederlande) würde Deutschland noch in Lostopf 1 einziehen. Frankreich würde dann in Lostopf 2 landen.

Dann hießen die möglichen Gegner aus Topf 2 für Deutschland: Weltmeister Frankreich, Vizeweltmeister Kroatien, Polen, Europameister Portugal oder die Schweiz. Alles verhältnismäßig schwierige Teams.

September 9, 2018 - Paris, France - Kylian Mbappe, Atoine Griezmann of France celebrate with the World Cup Trophy after the UEFA Nations League A group official match between France and Netherlands at ...
Den französischen Weltmeistern Antoine Griezmann und Kylian Mbappé würde das DFB-Team sicherlich gerne aus dem Weg gehen.Bild: imago images / ZUMA Press

Jetzt wird es spannend: Bei einer Niederlage des DFB-Teams und einem Sieg der Niederlande gegen Estland mit drei Toren Differenz würde Deutschland als Gruppenzweiter in Topf 2 ziehen und die Niederlande in Topf 1.

In Topf 1 befänden sich dann die Niederlande, England, Spanien und Italien. Weil diese Länder aber auch Co-Gastgeber sind, können sie nicht in einer Gruppe mit Deutschland landen.

In Topf 1 sind ansonsten noch die Ukraine und Belgien. Allerdings käme für Deutschland lediglich der Nicht-Gastgeber Ukraine als (vermeintlich leichter) Gruppengegner in Frage.

Die Ukraine darf aus politischen Gründen nicht auf Russland treffen, das als Gastgeber in Gruppe B wartet. Der Gegner für die Russen können daher nur die Belgier sein.

Wie gesagt: Raketenwissenschaft.

Gewinnen die Niederländer nicht mit drei Toren Differenz bei einer Deutschland-Niederlage, bleiben die Franzosen in Topf 1 und es bleibt die 50/50-Chance, ob die dann in Topf 2 stehende DFB-Elf auf den Weltmeister oder die Ukraine trifft.

Deutschland sollte also am besten verlieren – wenn man den ganz großen Krachern in der Vorrunde bei der EM aus dem Weg gehen will. Bei einem hohen Sieg der Niederlande wäre sogar Frankreich als Gruppengegner vermieden.

Löw ist Rechnerei egal – er will Gruppensieg

In Topf 3 sind ebenfalls alle Nicht-Gastgeber als DFB-Gegner möglich. Stand jetzt stehen die Türkei, Österreich, Tschechien und Schweden zur Auswahl. Aus Topf 4 würde Deutschland – sofern Ungarn nicht gegen Wales verliert – wie bereits erwähnt auf den Mitgastgeber Ungarn treffen.

Für Bundestrainer Joachim Löw kommt eine Niederlage gegen Nordirland jedoch nicht in Frage: "Wir wollen das nächste Spiel gewinnen, wir wollen die Gruppe vor Holland abschließen, das wäre schön." Zur Rechnerei sagte Löw auf der Pressekonferenz vor dem Nordirland-Spiel nur: "Es ist nicht so einfach das Verfahren, aber es ist mir eigentlich Wurst."

Routinier Toni Kroos machte am Montag ebenfalls klar, dass er keinem Team aus dem Weg gehen wolle: "Dann können wir heute nach Hause fahren", sagte Kroos und lachte. "Es ist ja immer ein Gerechne, so dass man nie sagen kann, was da besser ist. Das ist kein Thema in der Mannschaft. Wir wollen uns als Gruppenerster qualifizieren und mit einem guten Gefühl aus der Quali gehen." Um Europameister zu werden, muss man bekanntlich alle schlagen.

(bn)

Frankfurt-Trainer Toppmöller angezählt: Taktikexperte wird deutlich

Mit einem Wort fasst Sky-Experte Lothar Matthäus die erste Halbzeit von Eintracht Frankfurt zusammen: "unterirdisch". 0:3 ging das Team von Dino Toppmöller beim VfB Stuttgart unter. "Alle drei Tore hätten mit Kleinigkeiten vermieden werden können", meinte Matthäus. "Ein bisschen mehr mitdenken, ein bisschen aggressiver gegen den Ball arbeiten. Das hat Stuttgart gemacht, Frankfurt nicht."

Zur Story