Die NFL gewinnt in Deutschland immer mehr an Bedeutung, was sich nicht zuletzt an der Standortverschiebung der Spiele ablesen lässt. Im vergangenen Jahr fand zum ersten Mal überhaupt ein reguläres Ligaspiel auf deutschem Boden statt, in diesem Jahr waren es sogar zwei. Auch in den kommenden Jahren wird die NFL wieder in Deutschland gastieren.
Lange war American Football in Deutschland eine Nischensportart und gemessen am hiesigen Sport-Monolithen Fußball ist sie das noch immer. Aber: Der Trend zeigt, dass sich hierzulande immer mehr Menschen für die NFL interessieren. Für die Liga ist Deutschland mittlerweile der wichtigste Wachstumsmarkt. Eine Entwicklung, die RTL zu einer marktstrategischen Entscheidung bewegt hat.
Wer in den letzten zehn Jahren im deutschen Free-TV die NFL sehen wollte, konnte dies einzig und allein bei ProSieben beziehungsweise bei Sat.1 tun. Bis einschließlich zur Saison 2022/23 lief die Sendung "ran Football" auf verschiedenen Fernsehsendern des Medienunternehmens. Das änderte sich zur Saison 2023/24.
In einem neuen Bieterprozess erhielt RTL die Exklusivrechte an der NFL im frei empfangbaren Fernsehen und wird diese zum aktuellen Stand bis 2028 zeigen können. Inmitten einer Popularitätswelle für die Sportart stieg RTL also in die Übertragung ein und erhoffte sich somit überbordende Einschaltquoten. Ist das gelungen?
Den Worten des Senders zufolge lautet die Antwort ganz klar: Ja! In einer Pressemitteilung lässt sich Andreas von Thien, Sport-Ressortleiter bei RTL News, zitieren, "super happy" mit der bisherigen NFL-Saison zu sein. Nicht nur seien die TV-Quoten "ein voller Erfolg", auch das breite Inhaltsangebot erfreue sich großer Beliebtheit.
Nach 14 Wochen der Regular Season, heißt es in der Mitteilung weiter, stelle man sowohl in der Gesamtreichweite als auch in den werberelevanten Zielgruppen den "Schnitt der Vorjahressaison deutlich in den Schatten". Tatsächlich lässt sich der versteckte Seitenhieb gegen den Vorgänger in Zahlen belegen. Diese fallen allerdings nicht so eklatant aus, wie zum einen sicherlich gehofft wurde und zum anderen impliziert wird.
Bei den Spielen um 19 Uhr verzeichnet RTL im Schnitt 750.000 Zuschauer:innen, bei ProSieben waren es 660.000. Um 22 Uhr schauen bei RTL durchschnittlich noch 470.000 Menschen zu, zum gleichen Zeitpunkt kam ProSieben auf 450.000.
Eine Steigerung ist also zu erkennen, auch wenn sie mitunter nur marginal ausfällt. Bei dem Spiel der Chicago Bears gegen die Detroit Lions stellte RTL mit 850.000 Zuschauer:innen den Rekord für ein Spiel um 19 Uhr auf. Bei ProSieben waren es im vergangenen Jahr 810.000.
Vor allem sei RTL aber mit dem Erfolg bei einem jungen, männlichen Zielpublikum zufrieden. Bei Männern zwischen 14 und 29 Jahren erreiche man einen Marktanteil von insgesamt 20,3 Prozent und somit "eine für die Vermarktung enorm wichtige Zielgruppe wieder im linearen TV". In der Zukunft wolle man dazu beitragen, die Sportart noch populärer zu machen.
"Mit unserem 360-Grad-Ansatz, mit einem neuen NFL-Radio, TV-Magazinen wie 'NFL Sideline' bei Nitro und 'NFL aktuell' bei ntv, Streaming-Angeboten, aber auch ganz wichtig mit neuen Inhalten für Kinder, hat American Football eine nie dagewesene mediale Präsenz, mit der wir neue Zielgruppen an den Sport heranführen", meint Andreas von Thien. "Das ist uns in unserer ersten NFL-Saison schon sehr gut gelungen."