Die Olympischen Spiele haben den Nebeneffekt, dass die Zuschauer:innen ihr sportliches Vokabular erweitern. Plötzlich sind Bezeichnungen wie 3x3-Basketballerinnen ein Begriff. Für die Athlet:innen ist die große Olympia-Bühne ein Segen, denn dadurch erfahren sie auch die Aufmerksamkeit, die sonst nur dem Fußball zuteilwird.
Mit einigen Facetten des Turniers fremdeln viele Zuschauer:innen jedoch auch. Am Dressurreiten gibt es immer wieder Kritik von Tierschützer:innen. Auch Bogenschießen und Fechten können auf einige aus der Zeit gefallen anmuten.
Im Kajak-Cross hat sich kürzlich gezeigt, dass man sich von einem überholten Begriff verabschiedet hat. Darauf machte ZDF-Kommentatorin Susanne Simon aufmerksam. "Elena Lilik hat als erste die Rolle eingeleitet, die nicht mehr Eskimo-Rolle genannt werden soll", sagte sie am Samstag in der Olympia-Übertragung und erklärte: "Das ist etwas despektierlich. Man nennt sie jetzt Grönland-Rolle oder Kenter-Rolle. Weil der Begriff Eskimo nicht mehr adäquat ist heutzutage."
Bei dem Manöver drehen sich die Kajaks einmal um die eigene Achse und befinden sich somit zeitweise unter Wasser. Das Kajak kann dadurch wieder aufgerichtet werden, wenn es gekentert ist.
Auch die deutschen Athlet:innen haben sich inzwischen zu dem Thema geäußert.
Stefan Hengst spielte die Debatte herunter und sagte gegenüber der "Bild": "Eskimo-Rolle ist für uns nichts Besonderes. Wir haben es so als Kind schon gelernt."
Sein Teamkollege Noah Hegge hat offenbart, dass er den umstrittenen Begriff selbst nicht mehr nutzt. Der 25-jährige Augsburger erklärte: "Wir sagen Kajak-Rolle. Ich glaube, das ist neutral und definitiv auch angepasst in dieser Zeit."
Auch die deutsche Silbermedaillen-Gewinnerin Elena Lilik, die am Samstag der Auslöser für den Kommentar von ZDF-Kommentatorin Simon war, sagt zu dem Manöver nur noch "Kenter-Rolle". "Das ist neutral und passt zu unserem Sport. Es ist der Vorgang des Kenterns. Ich würde es einfach so bezeichnen und dann ist es gut", sagte die 25-Jährige.
Vom Kanu-Weltverband gibt es keine offiziellen Vorgaben dazu. Seit 2022 wird im internationalen Regelwerk der Begriff 360-Grad-Rolle oder nur Rolle verwendet. Vor allem amerikanische und kanadische Vertreter:innen hatten sich in der Vergangenheit dafür starkgemacht.
So sagte die kanadische Kanutin Lois Betteridge: "Ich denke, es ist sehr wichtig, sich der Sprache bewusst zu sein und dass wir einen so abwertenden Begriff verwenden. Kajak-Rolle ist das bessere Wort. Wir brauchen andere Wörter nicht."
Der Begriff "Eskimo" wurde lange Zeit für die Ureinwohner:innen des nördlichen Polarkreises benutzt und gilt als diskriminierend, weil er als "Rohfleischesser" übersetzt wurde. Inzwischen vermuten Sprachforscher:innen aber, dass er eher "Schneeschuhflechter" bedeutet.