Fußball gilt als die beliebteste Sportart der Welt und steht daher auch bei den Olympischen Spielen seit weit über einem Jahrhundert auf dem Programm. Bei den ersten Ausgaben des internationalen Vergleichs fanden noch Demonstrationswettbewerbe statt, seit 1908 ist Fußball ganz offiziell eine olympische Disziplin.
Zunächst durften nur die Männer antreten, seit 1996 wird auch regelmäßig ein olympisches Frauenturnier ausgetragen. Zum achten Mal kämpfen bei Olympia 2024 somit nun sowohl die Damen- als auch die Herren-Nationalteams um Medaillen.
Beim Blick auf den Zeitplan fallen dabei zwei Dinge auf: Die Fußballturniere starten bereits vor der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele. Bei den Männern stehen die ersten Partien bereits am 24. Juli an, die Frauen legen am darauffolgenden Tag los.
Ebenfalls bemerkenswert: Während bei den Damen nahezu alle Topnationen dabei sind, ist das Teilnehmerfeld bei den Herren deutlich schwächer besetzt. Lediglich drei Länder, die in der Fifa-Weltrangliste derzeit in den Top Ten gelistet werden, sind bei Olympia 2024 dabei.
Aus deutscher Sicht fällt vor allem die Abwesenheit der DFB-Herren auf. Aber warum genau nehmen die deutschen Männer nicht am olympischen Fußballturnier teil? Es gibt eine kurze und eine lange Antwort darauf. Die kurze: Sie haben sich nicht qualifiziert.
Bei der langen Antwort hingegen wird schnell deutlich, dass es überhaupt nicht in der Hand von Bundestrainer Julian Nagelsmann oder dessen Vorgänger Hansi Flick lag, ob die DFB-Männer bei Olympia 2024 vertreten sein würden. Auch Joachim Löw ist hierbei unschuldig.
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Denn bei den Herren tritt, anders als bei den Damen, nicht die A-Nationalmannschaft an. Stattdessen dribbeln beim olympischen Fußballturnier U23-Auswahlteams auf, die um bis zu drei Spieler verstärkt werden dürfen, die vor dem 1. Januar 2001 geboren sind.
Folglich sind es auch U-Nationalmannschaften, die in der Qualifikation angetreten sind. Je nach Kontinentalverband handelte es sich dabei um U20-, U21- oder U23-Teams. Die Qualifikation lief teilweise über eigene Turniere, teilweise aber auch einfach über Kontinentalmeisterschaften. Bei der Uefa war so die U21-Europameisterschaft 2023 ausschlaggebend.
Über dieses Turnier wurden alle drei Uefa-Plätze, die neben dem für Gastgeber Frankreich zur Verfügung standen, vergeben – an jene Mannschaften, die am besten abschneiden.
Wobei das nur zum Teil stimmt. England wurde U21-Europameister, ist aber kein Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees. Die Engländer treten stattdessen als Teil des Vereinigten Königreichs an, konnten sich daher nicht über die U21-EM qualifizieren.
So durften am Ende Spanien, die Ukraine und Israel jubeln. Gerade die beiden letztgenannten Nationen waren dabei echte Überraschungen, spielten ein unerwartet starkes Turnier. Die Israelis ließen auf ihrem Weg ins Halbfinale unter anderem das DFB-Team hinter sich. Deutschland schied als Gruppenletzter aus, landete dabei auch hinter England und Tschechien.
Hätte sich die deutsche Auswahl qualifiziert, so hätte U21-Bundestrainer Antonio Di Salvo auf einige prominente Namen zurückgreifen können. So wären mit Florian Wirtz und Jamal Musiala die beiden wertvollsten DFB-Profis qua ihres Alters spielberechtigt gewesen. Auch andere Youngster wie Aleksandar Pavlović, Maximilian Beier, Malick Thiaw, Brajan Gruda oder Angelo Stiller hätten nominiert werden können.
Ob des nicht ganz einfachen Qualifikationsweges waren die deutschen Männer bisher erst zehnmal beim Fußballturnier der Olympischen Spiele dabei. Das gilt zumindest dann, wenn man die Qualifikationen der DDR-Auswahl (viermal) nicht mitzählt. Zum Vergleich: Bei den Endrunden von Weltmeisterschaften waren die DFB-Herren schon 20 Mal dabei.
Eine Goldmedaille gewannen die DFB-Männer so bei Olympia bisher noch nicht. 2016 waren sie aber ganz nah dran: Team Deutschland scheiterte erst im Finale im Elfmeterschießen an Gastgeber Brasilien. Nils Petersen wurde damals aber immerhin Torschützenkönig. Und: Das DDR-Team der Herren holte 1976 Gold.