Die olympischen Sommerspiele stehen im kommenden Jahr an. Vom 26. Juni bis zum 11. August werden Athlet:innen aus der ganzen Welt in Paris antreten und um die Goldmedaillen kämpfen.
Für Sportler:innen aus Russland und Belarus ist es wegen der Sanktionen durch den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine jedoch unklar, ob sie an dem Sport-Event teilnehmen können. Nun soll das Internationale Olympische Komitee (IOC) einer Entscheidung näher gekommen sein. Das Vorgehen stößt allerdings auf harte Kritik.
Die Frage, ob russische Athlet:innen nun 2024 in Paris teilnehmen dürfen, wurde kürzlich beim sogenannten Olympic Summit in Lausanne unter Ausschluss der Öffentlichkeit besprochen. Auch von einer Pressekonferenz ist in der Folge abgesehen worden, wie "Spiegel" berichtet.
Das Problem: Bei diesem Summit nahmen nur vom umstrittenen IOC-Präsidenten Thomas Bach ausgewählte Personen teil. Zwar hat der Olympic Summit selbst keine Beschlusskraft, allerdings sind bei solchen Veranstaltungen unter der Führung von Bach stets wichtige Beschlüsse vorbereitet worden.
Das IOC verbreitete im Anschluss, die internationalen olympischen Fachverbände und die Kontinentalvertretungen aller Nationalen Olympischen Komitees hätten auf eine schnelle Entscheidung in der Russland-Frage gepocht. Dieser demokratischen Meinungsbildung komme man lediglich nach.
Laut "Spiegel" dürfte der endgültige Beschluss zur Russland-Frage am 18. Januar auf der nächsten Sitzung des IOC-Exekutivkomitees fallen. Es sei davon auszugehen, dass die IOC-Führung dann beschließen wird, russische und belarussische Sportler:innen in Paris als "neutrale Athleten" zuzulassen.
Wie widersprüchlich die Haltung des von Bach initiierten Summits zu Russland dabei ist, zeigt sich gleich an mehreren Stellen. So beginnt das 40-seitige Papier, das nach dem Treffen in Lausanne veröffentlicht wurde, mit einem Verweis auf den sogenannten Olympischen Frieden, demzufolge während der Spiele keine Kriegshandlungen stattfinden sollen. Unerwähnt bleibt dabei jedoch, dass Russland diesen seit 2008 bereits dreimal gebrochen hat.
Ukrainische Sportler:innen werden in dem Papier wiederum nur einmal erwähnt. Die Teilnehmer:innen des Summits hätten ihre Solidarität mit dem Land bekräftigt, heißt es in Punkt 15. Wie diese aussieht, geht aus der Erklärung jedoch nicht hervor.
Die inkonsistente Position des IOC zu Russland zeigt sich auch in der Doping-Frage. Die Kontrollen der russischen Athlet:innen seien gewährleistet, erklärte das Olympische Komitee, Russland gehöre zu den zehn am besten getesteten Nationen der Welt. Die Wahrheit ist allerdings, dass die Kontrollen der russischen Athlet:innen bis vor einigen Jahren noch einem Staatsdopingsystem angehörten.
Zudem preist das IOC die Kontrolldichte in Russland an und verweist dabei auf den Status der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada. Diese ist von der Welt-Anti-Doping-Agentur Wada allerdings noch nicht wieder anerkannt worden, weil sie zahlreiche Bedingungen nicht erfüllt.
In Deutschland sieht man die Frage nach der Teilnahme russischer und belarussischer Sportler:innen wesentlich kritischer. Hessens Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) fand am Samstag bei der Mitgliederversammlung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) klare Worte. Er sagte:
DOSB-Präsident Thomas Weikert betonte allerdings das Dilemma, in dem der Verband in der Russland-Frage steckt. "Wenn sich Deutschland als einziges Land dagegen sperren würde, dass Russen und Belarussen unter neutraler Flagge antreten, gäbe es keine internationalen Sportereignisse in unserem Land", sagte er.