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Tanking – 5 Auswüchse von eines absurden NBA-Trends

NEW YORK, NY - FEBRUARY 26: The New York Knicks bench reacts to the loss to the Golden State Warriors at Madison Square Garden on February 26, 2018 in New York City. NOTE TO USER: User expressly ackno ...
Bild: Getty Images
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9 NBA-Teams verlieren absichtlich – wir erklären dir warum

Rund ein Drittel der NBA-Teams gibt sich größte Mühe so viele Spiele wie möglich zu verlieren. Das US-Sportsystem belohnt sie noch.
23.03.2018, 10:25
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Eine Epidemie sucht derzeit die NBA heim: Neun der 30 Teams verlieren absichtlich. "Tanking“ nennen die Amerikaner das Niederlagen-Sammeln und ist nicht neu im US-Sport. Es nimmt nur gerade überhand. Dass so viele Teams gerade verlieren wollen, liegt am amerikanischen Draft-System. 

So funktioniert die NBA-Draft:

  • Die größten Basketball-Talente melden sich zur NBA-Draft im Juni an.
  • Die Teams können nacheinander aus diesem Talent-Pool "picken".
  • Die schlechtesten Teams der Vorsaison können früh aus dem Draft-Pool wählen.
  • Das Team mit der schlechtesten Sieges-Bilanz hat in der Draft-Lotterie eine 25-prozentige Chance, den Nr-1-Draft-Pick bekommen.
  • Das zweitschlechteste Team hat 20 Prozent Chancen auf den Nummer-1-Pick und die dritt- bis fünft-schlechtesten Teams stehen bei 12 Prozent.

Kleinere Franchises können so durch die Draft und junge Talente wieder kompetitiv werden. Das Problem ist nur, dass Mannschaften ohne Hoffnung am Ende der Saison absichtlich verlieren, um in dem nächsten Draft an Position Eins den besten Spieler wählen zu können.

Das Extrem-Beispiel: Die Philadelphia 76ers

Die Philadelphia 76ers haben diese Losing-Philosophie zur Tugend gemacht und jahrelang absichtlich verloren, um so viele hohe Draft-Picks wie möglich zu sammeln.

Jahrelang hieß es von Vereinsseite aus "Trust The Process“ und es scheint sich gelohnt zu haben: Das jahrelange Verlieren endete, als die Sixers die Talente Joel Embiid und Ben Simmons drafteten. Die beiden nehmen nach bereits zwei Saisons die Liga auseinander und dürften Phily in den nächsten Jahren zum Abo-Meisterschaftskandidaten machen.

Ben Simmons uns Joel Embiid dominieren die Bulls

Während Teams in der Vergangenheit immer nur vereinzelt den Zapfhahn beim Tanking herausholten, gibt es dieses Jahr eine regelrechte Verlierwut: Die Memphis Grizzlies, Phoenix Suns, Orlando Magic, Atlanta Hawks, Dallas Mavericks, Sacramento Kings, Brooklyn Nets, Chicago Bulls und New York Knicks haben alle 26 oder weniger Siege auf dem Konto.

Zum ersten Mal in der Geschichte der NBA werden acht oder mehr Mannschaften bei unter 30 Siegen am Ende der Saison stehen. Diese Spielzeit laufen besonders viele Teams im Tank-Marathon mit, weil die Draft-Klasse von 2018 als eine der Talentiertesten aller Zeiten gilt. Außerdem sind die Golden State Warriors derzeit so dominant, dass es sich für viele Teams lohnt, erst in ein paar Jahren anzugreifen.

NBA-Commissioner Adam Silver hat die Teams bereits angewiesen, im Sinne der Sportlichkeit zu handeln und das absichtliche Verlieren zu unterlassen. Silver hat angekündigt, für 2019 den drei schlechtesten Teams jeweils 14,1 Prozent Chancen auf den Top-Pick zu geben, um dem Schnecken-Rennen um die schlechteste Bilanz entgegenzuwirken.

Die Änderung ist ein Anfang, wird das Problem aber nicht komplett lösen. Bis dahin wird also noch fröhlich verloren. Hier sind die fünf merkwürdigsten Auswüchse der absichtlichen Loser-Kultur in der NBA.

 Mavs-Besitzer Mark Cuban sagt seinen Spielern, dass Verlieren die beste Option sei.

Mavs-Besitzer und Milliardär Mark Cuban
Mavs-Besitzer und Milliardär Mark Cubanteve Jennings/Getty Images for TechCrunch

Der exzentrische Dallas-Mavericks-Besitzer Mark Cuban ist bekannt für seine Besessenheit, Meisterschaften für seine Mavs gewinnen. Sein Team spielt allerdings eine miserable Saison und so erzählte er in einem Podcast mit NBA-Legende Julius Dr. J Erving, dass er seinen Spielern bei einem Dinner sagte "Verlieren sei ihre beste Option“. NBA-Chef Silver hörte das gar nicht gerne und ließ Cuban eine 600.000-Dollar-Strafe zahlen.

Die Chicago Bulls lassen gesunde Spieler nicht auflaufen.

Die Chicago Bulls erklärten Mitte Februar, dass sie ihre Veteranen Justin Holiday und Robin Lopez für den Rest der Saison kaum noch einsetzen würden, obwohl sie einsatzbereit wären. Die NBA sprach daraufhin eine offizielle Warnung gegen die Bulls aus. Im Verlierer-Duell gegen die Grizzlies lief Holiday auf, Lopez saß allerdings weiterhin auf der Bank.

New Yorker Medien forderten Tanking nach  Verletzung von Star.

Die New York Knicks haben mit dem Letten Kristaps Porzingis ein Riesen-Talent in den eigenen Reihen. Bleibt er gesund, könnte er den Knicks perspektivisch endlich wieder eine Meisterschaft bescheren.

Das Team spielte lange um die Playoffs mit, bis sich Porzingis Anfang Februar das Kreuzband riss und für den Rest der Spielzeit ausfiel. Viele Medien im Big Apple sinnierten daraufhin darüber, ob es sich lohne, im Tank-Marathon noch einzusteigen.

Stefan Bondy von den "New York Daily News" erklärte, dass die Knicks die Playoffs abschenken und tanken sollten. ESPN-Radiomoderator Jeff Levack sagte sofort, dass die Knicks ihren eigenen "Process" einleiten sollte. Die Knicks verloren neun der nächsten zehn Spiele.

Es gibt eine grandiose Tankathon-Webseite

Amerikanische Sportfans lieben Statistiken, ergo gibt es unglaublich gute Statistik-Seiten im Netz. Doch keine ist so großartig wie tankathon.com. Die Seite dreht einfach die Tabelle um und gibt einen Überblick der Schlechtheit der NBA-Teams und ihre Chancen auf einen Top-Pick.

Dabei sind die Losing-Streaks (Verlierer-Serien) grün markiert und die Winning-Streaks rot. Die Memphis Grizzlies sind nach 15 Niederlagen in Folge Primus beim Tankathon, während die Houston Rockets mit dem besten NBA-Record und 17 Siegen in Folge auf dem abgeschlagenen letzten Platz rangieren. (Stand: 08. März)

Die fleißigen Verlierer:

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Screenshot: www.tankathon.de

Die Streber:

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screenshot: www.tankathon.de

Diese peinliche Szene

Man fragt sich, wie die Trainer und Spieler mit der Vorgabe umgehen, faktisch verlieren zu müssen. Viele Spieler schalten in Ego-Modus und agieren in der Verteidigung durchlässiger als ein Torrero.

Häufig werden auch mal die besten Spieler in der Schlussphase auf der Bank gelassen – wie zuletzt Atlantas Dennis Schröder, der die letzten 15 Minuten gegen die Loser-Rivalen der Suns komplett aussetzte. Besonders bizarr wird es, wenn zwei Tanking-Teams gegeneinander antreten.

Bestes Beispiel ist eine Szene beim Duell der Mavs gegen die Suns: Dennis Smith Jr. von den Mavs lässt sich ewig Zeit, bis er wieder ins Feld geht. Und die Bulls machen keine Anstalten, das 5 gegen 4 vernünftig auszuspielen und schießen lieber einen unmotivierten Dreier.

Es wird höchste Zeit, dass die NBA diesem Tankathon ein Ende bereitet.

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