Pressekonferenzen, Training, Marketingevent, Videomeetings und Interviews: Für Dennis Briege war in den vergangenen Tagen viel zu tun. Schließlich kommen die New England Patriots, Super-Bowl-Rekordsieger, nicht täglich nach Deutschland. Und Briege war ein gefragter Mann. Dabei spielt der Berliner nicht einmal Football.
Dennis Briege ist Patriots-Fan seit 23 Jahren. Schon vor der Zeit vom ehemaligen Quarterback-Superstar Tom Brady, wie er im Gespräch mit watson nachdrücklich betont. Das ist wichtig zu erwähnen, denn viele deutsche Fans wurden erst durch die Erfolge unter Brady zu Patriots-Fans. Mittlerweile sind es so viele, dass sie das beliebteste NFL-Team in Deutschland sind.
Das war am vergangenen Wochenende in Frankfurt auch deutlich zu sehen und zu hören. Trotz der erneut schwachen Leistung samt 6:10-Niederlage gegen die Indianapolis Colts feierten die Fans ihr Team.
Und für Dennis Briege fühlt sich dieses Wochenende noch immer wie ein Sieg an. Er vollbrachte ein Kunststück, das sonst wohl auch nur Tom Brady gelungen war. Briege schaffte es, dass der wortkarge Erfolgscoach der Patriots, Bill Belichick, lachte.
Das Video von der Pressekonferenz vom vergangenen Freitag wurde zum viralen Hit und Briege zum heimlichen Star des Wochenendes. Doch der Reihe nach.
Fan der New England Patriots zu sein, ist aktuell alles andere als einfach. Die erfolgsverwöhnte Franchise ist seit dem Abgang von Tom Brady vor vier Jahren auf der Suche nach sich selbst. Sie haben viel probiert, einen adäquaten Ersatz für den heute 46-Jährigen haben sie aber noch nicht gefunden.
Aktuell scheitert daran auch die eigentliche Nachwuchshoffnung Mac Jones. Der 25-Jährige wurde vor zwei Jahren von den Patriots im Draft ausgewählt. Die Verantwortlichen erhofften sich eine Ära wie unter Brady. Doch schon jetzt ist klar, dass es diese nicht geben wird.
Zwar sprachen ihm Mitspieler und Trainer das Vertrauen aus, doch bei der Niederlage gegen die Colts am Sonntag traf Jones reihenweise schlechte Entscheidungen und konnte für kein Touchdown seines Teams sorgen. Das brachte auch den Offensivcoach des Teams, Bill O'Brien, zum Ausrasten.
Die Patriots stehen nach zehn Spielen bei acht Niederlagen und zwei Siegen. Sie sind eines der schlechtesten Teams der Liga. Und die Nerven liegen bei allen Beteiligten blank.
Der 71-jährige Belichick hatte dementsprechend auch wenig Lust auf die Pressekonferenz nach dem Spiel. Sichtlich schlecht gelaunt arbeitete er die Fragen nach seiner Zukunft ("Ich gebe jeden einzelnen Tag mein Bestes") und der von Mac Jones ("Ich glaube an alle unsere Spieler") ab. Nach einem kurzen Monolog beantwortete er elf Fragen in drei Minuten und verschwand wieder.
Das war vor dem Spiel noch anders. Auf der Pressekonferenz vor dem Spiel am Freitag war der sonst mürrische Belichick noch bester Laune. Er beantwortete die Fragen der Journalisten ausführlich und lächelte viel. Die US-Reporter rieben sich verwundert die Augen, nicht umsonst trägt der den Spitznamen "Grumpy Bill". Dieses ungewohnt lockere Verhalten beobachtete auch Dennis Briege.
Also teilte Briege, der als Reporter für ein deutsches Footballmagazin vor Ort war, kurzerhand seine Einschätzung und sagte: "Ich glaube, Deutschland tut Ihnen gut."
Der 71-Jährige lächelte erneut und antwortete: "Es ist schön, hier zu sein, die Menschen sind nett, sehr gastfreundlich." Viel gesehen habe er von Frankfurt nicht – aber: "Es gibt Brezeln", freute er sich.
Besonders in den USA ging das Video auf den Social-Media-Kanälen der NFL viral. ESPN und CBS berichteten über die Szene, Brieger sammelte bei den US-Kollegen gehörig Eindruck. Auch die britische Zeitung "The Sun" griff die Szene auf. "Das war wirklich krass", kommentierte Dennis Briege auch einen Tag später noch begeistert.
Und es sorgte sogar dafür, dass ihn der in Football-Kreisen bekannte CBS-Moderator Steve Burton am Samstagabend zur Fan-Party im "Patriots Haus" aus der Warteschlange in eine Fan-Veranstaltung holte.
Dort wurde das Missverhältnis zwischen aktueller Erfolglosigkeit und glorreicher Vergangenheit besonders deutlich. Erstmals in der Klubgeschichte wurden die sechs Super-Bowl-Trophäen ins Ausland verschifft. Man wollte der treuen Fanbase etwas zurückgeben. Auf der Bühne fanden verschiedene Talkrunden und Autogrammstunden mit Teamlegenden statt, zudem kam Patriots-Besitzer Robert Kraft für einen Überraschungsbesuch vorbei.
Keiner der anderen drei Teams in den vergangenen beiden Wochen stellte für seine Fans ein ähnliches Programm auf die Beine.
"Es soll ein großes Dankeschön für ihre riesige Unterstützung sein", sagte Sebastian Vollmer, zweifacher Super-Bowl-Sieger mit den Patriots.
Spieler wie Vollmer, Markus Kuhn oder Jakob Johnson, der zwischen 2019 und 2021 für das Team aus Boston spielte, haben bis heute einen gehörigen Einfluss auf die enorme Popularität des Teams.
Und dessen sind sich die Patriots auch bewusst. Einmal im Monat gibt es ein gemeinsames Meeting mit Christopher Knower, er kümmert sich um die Belange der deutschen Fanklubs der Patriots. Und immer mittendrin: Dennis Briege.
Als Vorsitzender der "Go Pats Crew", vertritt Briege über 30 Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Zu ihren digitalen Treffen lädt er auch immer wieder aktuelle oder ehemalige Spieler oder Vereinsreporter ein.
Für das Spiel in Frankfurt überlegten sie sich noch etwas Spezielles. Gemeinsam organisierten sie einen Fanmarsch mit über 300 Personen zum Stadion. Eine Tradition, die sonst nur aus dem Fußball bekannt ist.
"Das hat noch nie ein Football-Team gemacht. Die Leute auf den Straßen sind stehengeblieben und haben Fotos gemacht. Das hat auch in den USA Eindruck hinterlassen", erzählt Briege.
Im kommenden Jahr kehrt die NFL mit einem Spiel nach München zurück, 2025 ist sie erneut in Frankfurt zu Gast. Dann vielleicht auch mit besser aufgelegten Patriots. "Wir haben über 20 Jahre Erfolg gehabt, jetzt haben wir auch mal eine Durststrecke. Aber wir kommen wieder", macht Dennis Briege eine deutliche Ansage.
Auf die Unterstützung aus Deutschland können die Patriots zählen.