Lässig und mit einem Grinsen kam Mick Schumacher am Donnerstag zum ersten Medientermin nach der Sommerpause der Formel 1. Hatte der 23-Jährige noch auf einen ruhigen Start ins Rennwochenende in Spa (Belgien) gehofft, wurde ihm dieser zumindest von Seite der Journalist:innen nicht gegeben. Auf die Frage des Haas-Piloten in die Runde von fast 20 Medienvertreter:innen, wie die Sommerpause war, antwortete ein Reporter mit einer Gegenfrage: Wie Schumacher es finde, dass Antonio Giovinazzi in den kommenden Wochen im Training bei Haas eingesetzt werde.
Für Nettigkeiten offenbar keine Zeit.
Eigentlich könnte man dieses Detail für kaum erwähnenswert halten – aktuell ist es das allerdings. Es ist die sogenannte "Silly Season" in der Formel 1. Die Phase, in der wilde Gerüchte um die Zukunft der Fahrer herumgeistern und es nahezu täglich neue Informationen gibt.
So wie bei Giovinazzi, der Schumacher das Cockpit im Haas für die kommende Saison streitig machen könnte. Von 2019 bis 2021 fuhr er für Alfa Romeo, nun hofft er auf eine neue Chance in der Formel 1 im neuen Jahr. Damit er sich dafür empfehlen kann, bekommt er in Monza (Italien) und Texas (USA) die Chance, sich im 1. Freien Training zu zeigen. Im Haas-Boliden, weshalb einmal Mick Schumacher und einmal sein Teamkollege Kevin Magnussen nicht am Training teilnehmen können.
Durch diese Gegenfrage wird schon früh vor dem Rennwochenende das Thema klar, das in Belgien immer wieder diskutiert und angesprochen wird: Die Zukunft von Mick Schumacher, der nur noch bis Endes des Jahres einen Vertrag bei Haas hat. Watson zeigt auf, wie allgegenwärtig die Cockpit-Situation an einem normalen Rennwochenende in der "Silly Season" ist und wie oft Schumacher und andere Akteure darauf angesprochen werden.
Die Frage nach Micks Zukunft am Donnerstag sollte nicht die letzte ihrer Art an diesem Rennwochenende bleiben. Auch bei der Medienrunde nach den Freitagseinheiten wurde das Gespräch in diese Richtung gelenkt. Dieses Mal aber etwas anders verpackt. Hintergrund: Audi hatte angekündigt, 2026 in die Formel 1 als Motorenhersteller einzusteigen und sich auch gleichzeitig bei einem Team einzukaufen. Ein deutscher Fahrer sei ebenfalls vorstellbar. Humorvoll schrieb Audi über Twitter die Stelle als Fahrer sogar aus: "Fahrer gesucht. Sende deinen Lebenslauf ein."
Nicht nur deshalb drängte sich nach den Freitagseinheiten also die Frage auf, ob sich Schumacher eine Zukunft bei Audi vorstellen kann – wohlgemerkt, erst für das Jahr 2026. Leicht schmunzelnd antwortet er daher: "Es ist auf jeden Fall schön. Aber wir werden sehen, wer bis dahin noch alles so dazukommt und ob es noch mehr deutsche Fahrer gibt."
Knapp 24 Stunden später geisterte schon wieder das nächste Gerücht durch das Fahrerlager. Alpha-Tauri-Pilot Pierre Gasly soll auf der Liste von Alpine stehen. Für Gasly könnte Schumacher dann zu Alpha Tauri wechseln. Nach dem Qualifying am Samstag wurde er also auch zu diesen Gerüchten gefragt. Lachend, sehr kurz, aber freundlich sagt er dazu: "Meine Gerüchte sind, dass ich morgen ein Rennen fahre, auf das ich mich vorbereite."
Bevor er dieses Rennen fuhr, mussten allerdings auch noch andere Akteure aus Formel-1-Kreisen Fragen zur Schumacher-Zukunft beantworten. Beispielsweise sein Haas-Teamchef Günther Steiner. Bei nahezu jeder Gelegenheit wurde er zu seinen Plänen rund um Mick Schumacher gefragt. Mal sagte er, dass noch nichts entschieden sei, dann gab er zu, dass er mit anderen Fahrern wie Daniel Ricciardo zumindest erste Gespräche geführt habe und schließlich sah er Schumacher an einzelnen Rennwochenenden auf Augenhöhe mit seinem Teamkollegen – lediglich die Konstanz würde fehlen.
Auch der zweite deutsche Fahrer im Feld, Sebastian Vettel, bekam Fragen zur Zukunft des Haas-Piloten gestellt. Als die Gerüchte um einen Wechsel zu Alpha Tauri aufkamen, sagte Vettel: "Ich wünsche ihm auf jeden Fall, dass er nächstes Jahr dabei ist". Weiter ergänzte Vettel: "Ich glaube, das wird schon irgendwie hinhauen."
Damit Schumacher allerdings einen Platz in einem Formel-1-Team ergattert, muss er in den abschließenden acht Rennen wohl bessere Ergebnisse liefern. Wegen einer Motorenstrafe startete er auf Rang 19. Nur Yuki Tsunoda hatte eine noch schlechter Ausgangssituation, weil er aus der Boxengasse starten musste. Am Ende kam Schumacher auf dem 17. Platz ins Ziel. Nicholas Latifi ließ er hinter sich. Dazu schieden Lewis Hamilton und Valtteri Bottas aus. Das Ergebnis lässt sich durch die fehlende Höchstgeschwindigkeit beim Haas erklären, der eher auf kurvenreichen Strecken seine Stärken hat – das ist Spa nicht.
Dafür dürfte der Rundkurs in Zandvoort in der kommenden Woche besser passen. Das sehen sowohl Teamchef Steiner als auch Schumacher selbst so. In der Medienrunde nach dem Rennen erklärte der: "Nach Zandvoort sollten wir mit einem besseren Paket anreisen können und dann hoffentlich wieder im Mittelfeld mitfahren können."
Diese Medienrunde nach dem Rennen hatte allerdings auch etwas Positives aus der Sicht von Schumacher. Er bekam nicht die Frage nach seiner Zukunft gestellt.
Dabei ist das Interesse am Schicksal von Schumacher durchaus verständlich. Erhält er kein Cockpit in der neuen Saison, droht ein Formel-1-Jahr ohne deutsche Beteiligung. Sebastian Vettel wird seine Karriere beenden und Nico Hülkenberg hat wohl eher Außenseiterchancen, um noch ein Team zu finden. Zuletzt ging 1981 eine Saison in der Motorsport-Königsklasse ohne deutschen Fahrer über die Bühne.
Aus diesem Grund wird es auch rund um das Rennwochenende in Zandvoort Fragen um die Zukunft von Schumacher geben.
Spätestens am Donnerstag wird es dann wieder heißen: Wie sieht es mit Ihrer Zukunft aus, Herr Schumacher?