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WM 2022: ZDF-Legende Béla Réthy gesteht großen Fehler

11.04.2016, Berlin, Deutschland, GER, Pressetermin, Vorstellung ARD und ZDF Auftritt zur Fussball Europameisterschaft 2016 in Frankreich. Foto: Bela Rethy

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Béla Réthy arbeitet seit 1987 fest beim ZDF als Redakteur, war vorher schon Assistent der Kommentatoren Marcel Reif und Rolf Kramer. Bild: imago images/Stefan Zeitz / imago stock&people
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WM 2022: ZDF-Kommentator Béla Réthy beendet Karriere und offenbart kurioseste Momente

16.12.2022, 17:28
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Über 30 Jahre verlieh Béla Réthy im deutschen Fernsehen dem Fußball seine Stimme. Am Mittwoch beim WM-Halbfinale zwischen Marokko und Frankreich (20 Uhr) bekommt der ZDF-Kommentator an seinem dann 66. Geburtstag den Abschied auf der großen Fußball-Bühne. Während seiner Karriere blieb er dem ZDF die ganze Zeit treu, wechselte nicht, wie andere Kommentatoren, mit den TV-Rechten auch die Sender.

Für seinen letzten Auftritt hat sich Réthy allerdings keine Worte zurechtgelegt. Im Interview mit der "Welt" sagte er kürzlich über seinen letzten Auftritt: "Ich werde mir nichts aufschreiben, weil ich ein ganz schlechter Vorleser bin." Vielmehr werde er seinen Gefühlen freien Lauf lassen, weil er noch nicht wisse, was er sagen werde.

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Kuriose Begegnung mit Brasilien-Legende Zico

So, wie es bei vielen seiner Übertragungen war. "Der liebe Gott hat mir immer ein Verb geschenkt. So bekam ich auch unter Druck die Sätze noch in vernünftigem Deutsch zu Ende", erklärt Béla Réthy zu Drucksituationen bei Live-Übertragungen. Davon hatte er viele, aber auch kuriose Begegnungen abseits des Platzes erlebte er.

Ein Beispiel ist dabei eine seiner Lieblingsanekdoten, die er zu seinem Abschied verschiedenen Medien erzählt hat: Weil er in Brasilien aufwuchs und Portugiesisch sprach, war Réthy 1986 bei seiner ersten WM in Mexiko für das ZDF für die Südamerikaner zuständig. Brasiliens damaliger Superstar Zico hatte allerdings mit einer Knieverletzung zu kämpfen, weshalb Réthy ins Teamquartier der Brasilianer fuhr und den Pressesprecher um Auskunft fragte. Die lapidare Antwort: "Frag ihn doch einfach selbst, er ist da hinten im Fitnessraum."

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Béla Réthy vor dem Champions-League-Finale 2013 zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund.Bild: www.imago-images.de / Ulmer

Réthy ging in den Fitnessraum, sprach 15 Minuten mit Zico und hatte die Informationen, die er benötigte. Mit 30 Jahren und noch als freie Mitarbeiter hatte er damals also höchstpersönlich mit einem der größten Stars der WM gesprochen.

Von neuen Statistiken hält Béla Réthy nichts

Diese Geschichte zeigt zwei Dinge: Réthy findet immer Worte, selbst wenn er spontan mit einem Topstar sprechen soll und: Die Dinge im Fußball haben sich verändert. Heutzutage wäre es undenkbar, dass ein Journalist in den Kraftraum von Cristiano Ronaldo spaziert und ihn über dessen körperliche Probleme ausfragt. Im Gespräch mit dem "Spiegel" sagt Réthy trotzdem: "Man muss aufpassen, nicht in den Reflex zu verfallen, dass früher alles besser war."

"Das wäre heute nicht mehr möglich und war auch damals in der Spontaneität schon grenzwertig."
ZDF-Kommentator Béla Réthy über seinen Vergleich von Carlos Valderrama zu einer Klobürste

Dennoch fügt Réthy an, dass es "einfach cooler" war. Das bezieht sich darauf, dass früher die Spieler und Journalisten noch im selben Hotel gewesen seien und sich die Teams nicht abgeschottet hätten.

Seine Einsätze als Kommentator hat Réthy allerdings nicht großartig verändert. Er beschreibt das Spiel, zählt Gelbe Karten, prüft die Anzahl vor dem Spiel noch einmal nach und spricht von "zuschauerfreundlichen" Spielen. Die Expected-Goal-Statistik, die aussagt, wie viele Tore bei der Anzahl der Schüsse zu erwarten sind, erwähnt er nicht. "So etwas verwende ich nicht", sagte er dem "Spiegel".

Réthy kritisiert auch eigene Arbeit

Trotzdem ist er auch etwas zurückhaltender während eines Spiels. Bei der WM 1998 hatte er den Kolumbianer Carlos Valderrama aufgrund dessen Locken mit einer Klobürste verglichen. "Das wäre heute nicht mehr möglich und war auch damals in der Spontaneität schon grenzwertig", räumte Réthy ein.

Bildnummer: 01779292 Datum: 23.06.1990 Copyright: imago/Sven Simon
Carlos Valderrama (Kolumbien) nachdenklich; Valderama, Vdia, quer, close Weltmeisterschaft 1990, Länderspiel, Nationalmannschaft, Nat ...
Carlos Valderrama war während der WM 1990 Kapitän der kolumbianischen Nationalmannschaft.null / imago images

Zu seinen Einsätzen als Kommentator gehören allerdings auch die kritischen Kommentare, besonders seit es die Sozialen Netzwerke gibt. Béla Réthy wird bei vielen seiner Einsätze beleidigt, teils auf sehr persönliche Art und Weise. Früher seien wenige wütende Leserbrief ans ZDF geschickt wurden, heute gibt es oft mehrere hundert negative Kommentare.

EM 2008: Deutschland lernte Béla Réthys Gesicht kennen

In einem heißt es aktuell beispielsweise süffisant: "Béla Réthy spricht morgen zum letzten Mal live im TV Spielernamen falsch aus." Ein anderer Kritiker schreibt: "Béla Réthy geht mir so unglaublich auf die Eier." Der Kommentator nennt diese Art von Kritiker "fehlerlose Scharfrichter". Im "Welt"-Interview macht er außerdem klar, dass er "dem Social-Media-Schwachsinn" nicht nachtrauern werde.

So werden am Ende seiner Karriere besonders die Erinnerungen an die großen Spiele bleiben, die er kommentieren durfte. Beispielsweise sein erstes großes Finale 1996. Deutschland schlug bei der Europameisterschaft Tschechien im Endspiel 2:1 durch ein Golden Goal von Oliver Bierhoff.

Réthy kommentierte mithilfe von Informationen, die er sich auf einem Pizza-Karton geschrieben hatte. Sein Laptop mit den eigentlichen Infodokumenten war vorher abgestürzt, die Datei unwiderruflich gelöscht.

Auch zwölf Jahre später bei der EM 2008 durchlebte er eine weitere, ganz besondere Situation. Während des Halbfinals zwischen Deutschland und der Türkei war bei der Uefa im Sendezentrum in Wien der Blitz eingeschlagen. Im deutschen Fernsehen war daher nur ein schwarzer Bildschirm zu sehen, auf dem ein Porträtfoto von ihm eingeblendet wurde – und Réthys Stimme zu hören.

"Ein Kollege zog dann das Schweizer TV-Bild auf den Sender, allerdings mit Ton-Bild-Zeitversatz im Kommentar. Ich sagte schon 'Tor Klose', doch die Flanke war noch sechs Sekunden in der Luft", erklärte Réthy gegenüber der "Welt".

Trotz all der technischen Ausfälle bezeichnet Réthy allerdings ein anderes Spiel, als sein heikelstes: das 7:1 der deutschen Mannschaft im WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien. In Brasilien, dem Land, in dem Réthy aufwuchs, lag Deutschland bereits nach 29. Minuten mit 5:0 in Führung. Für Réthy sei es deshalb "eine der schwierigsten Kommentierungen meiner Karriere" gewesen.

Dem "Spiegel" erklärte er die besondere Schwierigkeit: "Weil alles, was ein Fußballspiel ausmacht, Dramatik, Spannung weg war." Mehr als eine Stunde musste er noch über ein Fußball-Spiel berichten, das längst entschieden war.

In Zukunft wird er über gar keine Fußball-Spiele mehr sprechen. Ab Januar ist er im Ruhestand und wird nach eigener Angabe noch weiter ins Stadion gehen – allerdings als Fan. Entweder gehe er in die 3. Liga oder zu Eintracht Frankfurt. Mit dem hessischen Klub sympathisiere er privat.

Er findet selbst, dass er einen guten Zeitpunkt gefunden hat für seinen Abgang: "Katar ist eine WM, bei der offen über die Korruption bei der Vergabe geredet wird. Die Brutalität des Geldes sorgt für Entfremdung." Offensichtlich auch bei Réthy, der im neuen Jahr dem Fußball nicht mehr seine Stimme im deutschen Fernsehen geben wird.

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