
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wollte vor dem WM-Finale ein Zeichen setzen – doch die Fifa lehnte ab. Bild: Planet Pix via ZUMA Press Wire / Alexander Rozhenyuk/Ukrainian Pr
WM 2022
Trotz oder gerade wegen des Verbots vermeintlich politischer Äußerungen wie der "One Love"-Kapitänsbinde sagen viele, der Sport sei nicht politisch und dürfe es auch nicht sein – und wiederholen es mantraartig während der Weltmeisterschaft in Katar.
Andere sagen, der Sport und der Fußball speziell müsse sich seiner gesellschaftspolitischen Verantwortung bewusst sein und bei aktuellen Debatten Stellung beziehen. Wie die Fifa dazu steht, hat sie bereits in jüngster Vergangenheit häufiger unter Beweis gestellt und unterstreicht diese resolute Position nun erneut.
Selenskyj hatte Video-Botschaft geplant
Wie der US-amerikanische Nachrichtensender "CNN" unter Berufung auf eine anonyme Quelle vermeldete, wandte sich das Büro des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit dem Wunsch an den Weltfußballverband, sich vor dem WM-Finale am Sonntag (16 Uhr) zwischen Argentinien und Frankreich per Videobotschaft zu melden.

Gianni Infantino ist Präsident des Weltfußballverbands Fifa.Bild: AP / Martin Meissner
Die Rede sollte eine Botschaft für den Weltfrieden sein, berichtet die Quelle weiter, zur Überraschung Selenskyjs lehnte die Fifa allerdings ab. Ob die Nachricht live im Stadion ausgestrahlt oder vorher aufgenommen werden sollte, sei noch unklar gewesen. "Wir dachten, die Fifa wolle ihre Plattform für das Allgemeinwohl nutzen", erklärt die Quelle die Verwunderung.
Fifa verbietet regelmäßig vermeintlich politische Statements
Bereits in der Vergangenheit ist die Fifa häufiger dadurch aufgefallen, das vermeintliche Senden politische Aussagen zu unterbinden. Dänemark wollte beispielsweise ein Trainingsshirt mit der Aufschrift "Menschenrechte für alle" tragen – und wurde abgewiesen. Zudem wurde das belgische Auswärtstrikot verboten, weil es auf der Innenseite im Nacken – und demnach nicht einmal sichtbar – den Schriftzug "Love" (Liebe) trug.
Dass die marokkanischen Spieler bei ihren Siegen allerdings regelmäßig mit einer Palästina-Flagge gefeiert haben, blieb vom Weltfußballverband stets sanktionslos. Politische Beobachter:innen erklären sich das mit der Rücksichtnahme der Fifa auf die kulturellen Gepflogenheiten des Gastgeberlands Katar. Ein großer Teil des arabischen Raums steht politisch hinter den Palästinensern und unterstützt sie im Konflikt mit Israel.
Selenskyj äußert sich häufig öffentlichkeitswirksam
Die Absage von der Fifa sei jedoch nicht final. Die Gespräche zwischen der Ukraine und dem Weltfußballverband laufen derzeit noch, berichtet die Quelle weiter.

Bei den Filmfestspielen von Cannes meldete sich Selenskyj per Videobotschaft.Bild: IMAGO/Serge Arnal
Dabei wäre es nicht das erste Mal, dass sich Wolodymyr Selenskyj öffentlichkeitswirksam äußern würde. Seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine meldete er sich regelmäßig über die sozialen Medien zu Wort, appellierte an die Unterstützung für sein Land und äußerte seine Forderungen für militärischen Beistand.
Unter anderem meldete er sich per Videobotschaft beim G20-Gipfel in Bali, bei der Grammy-Verleihung und bei den Filmfestspielen in Cannes. Zudem hat er auch Interviews und Gespräche mit einer Vielzahl von Journalisten und Personen des öffentlichen Lebens geführt, darunter Sean Penn, David Letterman und Ben Stiller.
Mehr als 57.000 Fans waren ins Stadion von Celtic Glasgow gekommen, Anhänger:innen aus Schottland und Deutschland. Beide Fanlager wollten ihre Mannschaft siegen sehen. Am Mittwochabend gab es allerdings nur einen glücklichen Gewinner. Sein Name lautete FC Bayern München.