Der Deutsche Fußball-Bund hat mit der Gründung einer Arbeitsgruppe auf das Debakel bei der WM 2022 in Katar reagiert. Denn nach dem peinlichen Ausscheiden und dem damit dritten verpatzten Turnier in Folge wird und muss sich einiges ändern. Der Abschied von Oliver Bierhoff allein wird nicht reichen. Das ist allen Beteiligten bewusst.
Die Fußball-Schwergewichte Karl-Heinz Rummenigge, Rudi Völler, Oliver Kahn und Matthias Sammer sollen nun via "Taskforce" einen oder mehrere Nachfolger für Oliver Bierhoff finden und der Nationalmannschaft den Weg für eine erfolgreiche Heim-EM 2024 ebnen. Komplettiert wird die Gruppe von Red-Bull-Chef Oliver Mintzlaff, DFL-Chef Hans-Joachim Watzke und DFB-Boss Bernd Neuendorf. Die Pläne sorgten unmittelbar nach der Ankündigung für teils heftige Kritik.
Ruhig im Ton, phasenweise für den emotionalen Anlass fast schon zu spröde, hatte Neuendorf seinen Rettungsplan vorgestellt. Der sieht neben dem Promi-Zirkel aus Fußball-Heroen älteren Semesters eine verbandsinterne Kommission vor. Dieser gehören EM-Cheforganisator Philipp Lahm und mehrere den meisten Fans unbekannten DFB-Mitarbeiter:innen an. Sie werden die Strukturen im Verband unter die Lupe nehmen.
Die Kolleg:innen von "Fums" nahmen die Verkündung mit Humor:
Die meisten Kritiker:innen waren hingegen nicht zu Scherzen aufgelegt. Sportjournalistin Lena Cassel twitterte: "Der DFB will zur EM 2024 wieder einen Schulterschluss mit den Fans hinkriegen und dann denken die ernsthaft, es sei eine gute Idee, den neuen Geschäftsführer der Red Bull GmbH und Rolex-Ralle in eine #TaskForce zu stecken, die den deutschen Fußball retten soll? Was darf Satire?"
Vor allem die Berufung von Red-Bull-Boss Mintzlaff sorgte für einige Irritationen:
Für Verwirrung und Kritik sorgte zudem die Besetzung des Arbeitskreises. Denn: So namhaft sie sein mag, sie steht nicht für frischen Wind. Die Gruppe besteht ausschließlich aus Männern, die schon in irgendwelchen Positionen sind. Mit einem Durchschnittsalter von knapp 60 Jahren.
Der Journalist Oliver Wurm versuchte, die Debatte neutral zusammenzufassen. Und traf den Nagel damit wohl auf den Kopf. Er schrieb: "Einerseits: Eine task force, die es allen recht macht, gibts nicht. Andererseits: Diese ist, ohne einzelne kritisieren zu wollen, einfach nicht gut zusammen gestellt."
Am Dienstagmorgen hatte sich der ehemalige Bundesliga-Spieler und -Manager Horst Heldt bei Sky zu Wort gemeldet und vor allem die angekündigte Personalie Oliver Kahn kritisiert. Er nannte ihn "deplatziert", da dieser als Chef des FC Bayern zu sehr an Vereinsinteressen denke. Diesen Vorwurf konterte der DFB-Präsident am Nachmittag: Er habe mit seinem Stellvertreter Hans-Joachim Watzke besprochen, "wer in diese Runde passt". Und betont: "Ich glaube nicht, dass sie Vereinsinteressen vertreten."